Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Das Herz in München
Lewandowski kritisiert Bayerns Bosse, will aber bleiben
MÜNCHEN (SID) - Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß, die Verantwortlichen des FC Bayern München, an den Pranger zu stellen, das muss sich einer erst mal trauen. Bayerns Torjäger Robert Lewandowski hat es getan. Er beklagt, die Bosse hätten ihn im Stich gelassen, als er im Frühjahr in die Schusslinie geriet. „Ich habe niemanden gesehen, der damals hinter mir stand. Auch keiner der Bosse hat mich verteidigt“, sagte er der „Sport Bild“.
Lewandowski, seit Jahren der treffsicherste Angreifer in der Bundesliga, erzielte im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid kein Tor – später auch nicht im Pokalfinale und bei der WM. „Plötzlich hieß es für alle: ,Feuer frei gegen Lewandowski’“. In dieser Phase habe er „keinen Schutz vom Verein empfunden, ich habe mich in der Situation alleine gefühlt“.
Lewandowski war irritiert, gekränkt. Er war an dem Punkt, an dem er dachte: Jetzt reicht’s. „Wenn hier alle ein Problem mit mir haben und denken, dass ich nicht gut genug bin, warum soll ich dann länger hierbleiben? Deswegen habe ich an Abschied gedacht.“Ja, er habe Angebote gehabt, und ja, er habe sich damit befasst.
Die Abwanderungsgedanken habe sein neuer Berater Pini Zahavi gezielt geäußert, erklärte Lewandowski, zugleich aber beteuerte er: „Ich bin mit dem Herzen wieder bei Bayern.“Rummenigge und Hoeneß haben stets betont, Lewandowski, dessen Vertrag bis 2021 läuft, sei unverkäuflich. Diese Standhaftigkeit, Aussagen von Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Gespräche mit Trainer Niko Kovac hätten ihn zum Umdenken bewogen, berichtete Lewandowski jetzt.
Kovac „hat verstanden, was ich auf dem Herzen habe“, sagte der 30-Jährige. Nach einem zweiten Gespräch mit dem neuen Trainer habe er dann „entschieden, dass ich bleiben will. An diesem Tag hat sich meine Denkweise geändert. Ich weiß: Ich habe auch Fehler gemacht. Ich bin keine Maschine.“
Und was ist nun mit Rummenigge und Hoeneß? „Ich hätte gerne eine Erklärung, ein offenes Gespräch unter Männern“, so Lewandowski.