Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Seltene Mooreiche im Mittelpunkt einer Ausstellung
Rudi Steidle aus Grasbeuren findet auf seinem Grundstück ein Prachtexemplar
GRASBEUREN - Rudi Steidle aus Grasbeuren hat zufällig einen Schatz auf seinem Grundstück gefunden: Eine Mooreiche. Sie ist zehn Meter lang, etwa acht Tonnen schwer und wahrscheinlich mehr als 3000 Jahre alt. Der Fund war ein Anlass für ihn, eine Ausstellung auf seinem Hof zu organisieren, die sich rund um die Themen Moor und Eichen dreht. Die Eröffnung ist am Freitag, 31. August, um 18 Uhr auf dem Pilzhof Steidle.
Es war ein Glückstag, als Rudi Steidle vergangenes Jahr hinter seinem Haus eine Wiese bearbeitete. „Dort sind alte Bachläufe, in denen nach einem nassen Sommer lange Wasser gestanden ist“, sagt er. Mit einem Eisenzinken habe er den Boden lockern wollen, sodass das Wasser besser einsickern kann. Plötzlich habe es einen Schlag getan, als er mit dem Untergrundlockerer durchgefahren ist. „Das Ding war kaputt, obwohl es massiv ist“, sagt er. „Da habe ich gewusst, dass etwas Hartes im Boden sein muss.“Mit einem Bagger fing er an zu graben – und stieß bald auf eine Mooreiche. „Sie wurde immer länger und länger“, sagt er mit einem strahlenden Lächeln. „Es war wie Ostern.“
Das Verrückte an diesem Zufall ist, dass Rudi Steidle schon seit vielen Jahren Mooreichen sucht, aber nie damit gerechnet hätte, solch eine große Mooreiche hinter seinem Haus zu finden. Er kam übers Drechseln dazu, sich mit diesem pechschwarzen Holz zu beschäftigen, einer Vorstufe von versteinertem Holz. „Ich habe gehört, dass das Holz selten und teuer ist. Da dachte ich mir, dass ich es selbst suchen muss“, erzählt er. Das sei Anfang der 70erJahre gewesen, zu einer Zeit, in der Bauern viele ihrer Wiesen ackerten. „In Schiggendorf habe ich damals viele Mooreichenstücke gefunden“, sagt Steidle. Heute wisse jeder, dass er solche Dinge suche und deshalb werde er oft benachrichtigt, wenn jemand ein Stück Mooreiche finde.
Aus kleineren Stücken stellt er Kunstwerke her, aus größeren Teilen Möbelstücke wie zum Beispiel Tische. Bevor er das Holz verarbeitet, bürstet er es ab und macht es sauber. „Es sieht ganz toll aus“, schwärmt er. Die Struktur des halbfossilen Holzes, das fast so wirkt, als sei es verbrannt, wolle er keinesfalls zerstören oder bearbeiten. Bevor er beginnt, das Holz zu verarbeiten, will er sehen, was in einem Stück Mooreiche steckt. Oft liegen die Teile monatelang herum, bis sein Blick wieder einmal darauf fällt und ihm auf einmal eine Idee kommt. Dann werden aus den alten Holzstücken, die Jahrtausende in der Erde lagen, zum Beispiel Skulpturen, Kerzenhalter oder Möbelstücke.
Von zweien seiner Funde hat Rudi Steidle schon das Alter bestimmen lassen. „Sie sind zwischen 3000 und 3500 Jahren alt“, sagt er. Faszinierend sei, dass bei den Untersuchungen sogar festgestellt werden könne, wann genau ein Baum abgestorben ist. Eine seiner Eichen sei demnach in der Zeit von 1175 bis 1016 vor Christus gewachsen. Wie alt genau die große Eiche ist, die Steidle hinter seinem Haus gefunden hat, weiß er noch nicht. Doch eine Probe ist bereits herausgesägt worden und liegt bei der Untersuchung. Bis zur Vernissage der Ausstellung „Moor und Mehr“Ende August sollen die Ergebnisse aber vorliegen. Aufgrund der Dicke des Baumstamms könne aber grob geschätzt werden, dass die Eiche zwischen 300 und 400 Jahre lang gewachsen ist.