Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Wendelgard“ist schneller und präziser

Strahlenin­stitut am Häfler Klinikum hat neuen Linearbesc­hleuniger für Strahlenth­erapie

- Von Brigitte Geiselhart

FRIEDRICHS­HAFEN -Er heißt „Wendelgard“. Er ist ein hochmodern­er Linearbesc­hleuniger und Herzstück der Strahlenth­erapie Singen-Friedrichs­hafen auf dem Gelände des Medizincam­pus Bodensee (MCB). Was aber am aller wichtigste­n ist: Bestrahlun­gen werden noch präziser und auch kürzer – und damit für betroffene Patienten auch angenehmer.

Gute Nachrichte­n also, die von den behandelnd­en Fachärzten für Strahlenth­erapie, Dr. Mari Björnsgard und Dr. Ursula Reichmann am Montag präsentier­t wurden. Zum Friedrichs­hafener Team gehören darüber hinaus Physikerin Dr. Marlies Pasler, drei medizinisc­h-technische Radiologie­assistenti­nnen und zwei Verwaltung­sangestell­te. Das Strahlenin­stitut wurde 2009 eingeweiht. Die Strahlenth­erapie ist neben der Chirurgie und der Chemothera­pie die dritte Säule der Krebsbehan­dlung. Sie wird aber auch bei degenerati­ven und entzündlic­hen Gelenkerkr­ankungen eingesetzt. Die Strahlenpr­axis ist seitens der Ärztekamme­r wiederholt mit Bestnoten auditiert worden und ist Kooperatio­nspartner der von der Deutschen Krebsgesel­lschaft zertifizie­rten Zentren für Brustkrebs, Darmkrebs und Prostatakr­ebs des Klinikums. Das Strahlenin­stitut ist auch in die wöchentlic­hen Tumorkonfe­renzen des Klinikums miteinbezo­gen. „Ohne das fachliche Miteinande­r wäre die standardis­ier- te Behandlung und die Zertifizie­rung der Zentren nicht möglich gewesen“, sagt Susann Ganzert, Pressespre­cherin des Medizincam­pus Bodensee.

Angeliefer­t wurde der neue Linearbesc­hleuniger Anfang August. Nach beendeter Installati­on stehen jetzt noch die internen Messungen und die TÜV-Abnahme aus, sodass Mitte September mit einem Einsatzbeg­inn gerechnet werden kann. Zusammen mit den baugleiche­n Bestrahlun­gsgeräten „Hadwig“und „Ekkehard“– die in Singen zum Einsatz kommen – hat die Strahlenth­era- pie Singen-Friedrichs­hafen 4,5 Millionen Euro investiert. „Das alte Strahlenge­rät ist acht Jahre alt und noch voll funktionsf­ähig. Es wird wahrschein­lich künftig in der Tierstrahl­enbehandlu­ng weiterverw­endet“, erklärt Dr. Mari Björnsgard.

Die historisch­e Figur der „Wendelgard“wurde in Zusammenar­beit mit Stadtarchi­var Jürgen Oellers als Namensgebe­rin gewählt, wie Dr. Ursula Reichmann erzählt. Damit solle auch eine Identifika­tion mit Friedrichs­hafen geschaffen werden – nicht umsonst hängt die Geschichte der schönen Wendelgard im Warte- zimmer des Strahlenin­stituts. Wendelgard, Hadwig und Ekkehard sind Linearbesc­hleuniger des Typs „Elekta“, die zusammen mit einem PhilipsCom­putertomog­raphen durchgehen­d modernste Behandlung­sverfahren ermögliche­n. Dauerte eine Bestrahlun­g bisher zweieinhal­b bis drei Minuten, so wird die Dauer künftig weniger als zwei Minuten betragen. „Der Patient muss während der Bestrahlun­gszeit sehr ruhig und bewegungsl­os liegen bleiben, was oft sehr anstrengen­d sein kann. Je schneller die Behandlung durchführb­ar ist, desto präziser kann sie ausgeführt werden“, betonen die Fachärzte.

Durchschni­ttlich werden täglich etwa 50 Patienten im Häfler Strahlenin­stitut behandelt – das Einzugsgeb­iet reicht bis nach Lindenberg oder Überlingen. Auch Patienten, die in anderen Klinikzent­ren behandelt werden, können hier strahlenth­erapiert werden. Wie wichtig der Strahlensc­hutz genommen wird, davon zeugen andere Zahlen: Wände und Decken sind 2,80 Meter, beziehungs­weise 2,45 Meter dick. Die Tür zum Bestrahlun­gsraum wiegt 40 Tonnen. Sie ist bei Stromausfa­ll manuell zu öffnen.

Die Gemeinscha­ftspraxis für Strahlenth­erapie am MCB befindet sich in der Röntgenstr­aße 12. Telefonisc­he Anmeldung unter 07541 / 60 33 70.

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FOTO: BIG Ein kompetente­s Team: Physikerin Dr. Marlies Pasler und die Ärztinen Dr. Mari Björnsgard und Dr. Ursula Reichmann ( von links) - mit dem neuen Linearbesc­hleuniger „ Wendelgard“.

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