Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Alles, was verbindet
Am Tag des offenen Denkmals gibt es am Sonntag, 9. September, im Bodenseekreis wieder viele Führungen
BODENSEEKREIS - Der Tag des offenen Denkmals steht dieses Jahr unter dem Titel „Entdecken, was uns verbindet“. Am Sonntag, 9. September, werden deutschlandweit Denkmale vorgestellt, davon 18 im Bodenseekreis. Die meisten davon sind normalerweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Kreisarchiv Bodenseekreis koordiniert die Aktion, in die auch Stadt- und Gemeindeverwaltungen, Geschichts- und Kulturvereine und Helfer vor Ort eingebunden sind.
„Wir haben das Thema Brückenschlagen von verschiedenen Seiten bearbeitet und bieten wieder viele Führungen an“, sagt Kreisarchivarin Eveline Dargel beim Pressegespräch in Meersburg. Vorgestellt werden Bauwerke und Anlagen mit verbindender Funktion, darunter historische Verkehrswege wie Brücken, Straßen, Eisenbahn- und Schiffslinien. Sie werden genauso betrachtet wie lokaltypische und überregionale Baustile. In Markdorf etwa geht es um die Stadt als einstigen Wallfahrtsort. In Friedrichshafen gibt es Sonderführungen im Zeppelin-Museum, das im ehemaligen Hafenbahnhof untergebracht ist. In Kressbronn wird die Kabelhängebrücke vorgestellt, die dieses Jahr 120 Jahre alt wird und eine der ältesten Hängebrücken Deutschlands ist.
In Meersburg rückt am Tag des offenen Denkmals die Steigstraße in den Vordergrund, die die Unterstadt und die Oberstadt miteinander verbindet – oder trennt. Wie Christine Johner, die bei der Meersburger Stadtverwaltung das Kulturbüro leitet, bei ihrer Recherche herausgefunden hat, schrieb der ehemalige Bürgermeister Karl Moll 1928 im Gemeindeblatt: „Die Meersburger Oberstadt und die Unterstadt sind gewiss nahe beieinander und doch in manchem wieder so fremd, dass man fast von zwei Gemeinden reden kann.“Moll kommt in seinem Text auf den Bau eines Aufzugs zu sprechen, der aber nie gebaut wurde.
Und wie der Meersburger Bürgermeisterstellvertreter Peter Schmidt aus heutiger Sicht bekräftigt, ist der Unterschied zwischen den beiden Stadtteilen nach wie vor ein Thema. „Während der Unterstädter durchschnittlich auf 60 bis 70 Quadratmetern lebt, wohnt der Oberstädter auf 150 bis 180 Quadratmetern“, sagt er. Auch der von Moll seinerzeit angesprochene Aufzug sei nach wie vor ein leidiges Thema. „Die Steigsträßler wollten damals keinen Aufzug. Sie hatten Sorge ums Geschäft.“Klar ist aber auch, dass die Steigstraße Teil der wichtigen Handelsroute von Konstanz nach Ravensburg war. Heute ist sie mit ihren Fachwerkhäusern für Touristen ein beliebtes Fotomotiv.
In Meersburg wird dieses Jahr auch ein privates Haus in der Lakaiensiedlung an der Stefan-LochnerStraße vorgestellt. Das barocke Wohnhaus wurde 1724 erbaut und wird derzeit aufwendig saniert. Wie der verantwortliche Zimmerermeister und Restaurator Sebastian Schmäh berichtet, gebe es bei der Erhaltung von Denkmalen meist eine Kluft zwischen Eigentümern und Nutzern auf der einen Seite und Ämtern und Behörden auf der anderen Seite. „Gemeinden wie Meersburg, Bermatingen oder Sipplingen, bei denen Ensembleschutz gilt, leben davon, dass man die Denkmale erhält. Aber oft will es keiner sanieren“, sagt er. Anders ist es in der Stefan-Lochner-Straße 14, dessen Eigentümer das Haus zwar sehr modern, aber auch sehr behutsam sanieren lassen. Ihm persönlich sei es ein Anliegen, auch Einheimischen zu zeigen, welch riesige Schätze – auch aus handwerklicher Sicht – sie in ihrem Ort haben.
Bisher schauten sich im Bodenseekreis jedes Jahr 2000 bis 3000 Besucher die offenen Denkmale an. Vergangenes Jahr wurde mit 3800 Besuchern sogar ein Rekord gezählt.