Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Die Bodensee-Prüfung: Über Wasser halten
DLRG-Ortsgruppe Langenargen lernt Kindern schwimmen, informiert und rettet – Nachwuchs willkommen
LANGENARGEN - Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren: Das ist die zentrale Aufgabe der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). Daran arbeitet auch die Ortsgruppe Langenargen – und ist nicht zuletzt wegen der Lage der Gemeinde direkt am Bodensee besonders gefordert. Ein Ziel, das es dabei für den Verein stetig zu verfolgen gilt, ist dem Vorsitzenden Gerhard Moll zufolge: „Dass alle Langenargener Kinder sicher im Umgang mit Wasser sind und schwimmen können.“
In den Aufschrei, der durchs ganze Land hallt und zum Thema macht, dass sich der Nachwuchs nicht mehr über Wasser halten kann, will er nicht unbedingt einstimmen. Jedoch erwähnt Gerhard Moll eine Umfrage, die von der DLRG in Auftrag gegeben wurde und in der Grundschuleltern danach gefragt worden sind, ob ihre Kinder gut schwimmen können. Das Ergebnis: „Fast die Hälfte hat mit Nein geantwortet.“Dass die Nichtschwimmerquote in Langenargen so dramatisch aussieht, glaubt der Vorsitzende nicht. Zumal der große Vorteil der Gemeinde sei, dass es gleich neben der Grundschule ein Hallenbad gibt, und Schwimmen auf dem Stundenplan steht.
Jugendliche ins Boot holen
Auch die DLRG bietet Anfängerkurse und Schwimmtraining in Hallenund Strandbad an. Und nicht nur das: Der Verein bereitet auf die Prüfungen für alle Abzeichen vor, angefangen beim Frühschwimmer (Seepferdchen), bis hin zum Deutschen Rettungsabzeichen Gold (Mindestalter 16 Jahre) – und hakt damit eine von drei Anforderungen ab, die laut Satzung zu erfüllen sind. Die zwei weiteren neben der Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung: Aufklärung über Wassergefahren und Wasserrettungsdienst.
Letzteres wird von der KreisDLRG organisiert, die im Notfall die Wasserretter kreisweit per Funk alarmiert, wie Gerhard Moll berichtet. Der Grund: Langenargen hat beispielsweise ein Rettungsboot, von den etwa 260 Mitgliedern, unter ihnen 180 Jugendliche, sind jedoch nur vier oder fünf ausgebildete Retter. Was nicht zuletzt daran liegt, dass die Ausbildung sehr umfangreich ist und Retter zum Beispiel das Bodenseeschifferpatent haben müssen.
Um den Nachwuchs, der den Verein zum Großteil ausmacht, mit ins Boot zu holen, hat die Langenargener DLRG das Jugendeinsatzteam JET gegründet: „Damit versuchen wir Jugendlichen, die erst 15 Jahre alt sind und noch nicht alles dürfen, eine Perspektive zu geben“, erklärt der Vorsitzende. Das Problem: Nach der Schule reizen Ausland, Studium oder beides. Dazu kommt, dass die Arbeit im Verein ehrenamtlich ist, also kein Geld einbringt. Lockmittel, die Gerhard Moll einsetzt: „Bei uns lernen Jugendliche fürs Leben“, und Mitglieder können in der DLRG-Hütte, Vereinssitz und Unterrichtsort, am Schwedi zum Beispiel ihren Geburtstag feiern.
Auch Nichtmitgliedern steht das Vereinsheim, das bis 1945 Mannschaftsraum der französischen Besatzungssoldaten war und 1960 an die Langenargener Lebensretter ging, zur Verfügung – jedoch nicht kostenlos. Die Vermietung ist eine Einnahmequelle der DLRG. Und zwar eine sichere, denn die Hütte am See mit 28 Schlafplätzen in Matratzenlagern und allem, was dazu gehört, ist nicht nur im Supersommer 2018 heiß begehrt und gut gebucht.
Apropos Supersommer: „Wir hatten in diesem Jahr keinen einzigen Badeunfall in Langenargen“, stellt Gerhard Moll fest. Ob das tatsächlich daran liegt, dass die Aufklärung der DLRG in der Tiefe wirkt, weiß er natürlich nicht. Seine Mahnung lautet so oder so: „Tragische Standardunfälle, bei denen beispielsweise Kinder unbeaufsichtigt sind und deshalb ertrinken, dürfen nicht passieren.“
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