Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die Bodensee-Prüfung: Über Wasser halten

DLRG-Ortsgruppe Langenarge­n lernt Kindern schwimmen, informiert und rettet – Nachwuchs willkommen

- Von Tanja Poimer www. langenarge­n. dlrg. de

LANGENARGE­N - Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren: Das ist die zentrale Aufgabe der Deutschen Lebensrett­ungsgesell­schaft (DLRG). Daran arbeitet auch die Ortsgruppe Langenarge­n – und ist nicht zuletzt wegen der Lage der Gemeinde direkt am Bodensee besonders gefordert. Ein Ziel, das es dabei für den Verein stetig zu verfolgen gilt, ist dem Vorsitzend­en Gerhard Moll zufolge: „Dass alle Langenarge­ner Kinder sicher im Umgang mit Wasser sind und schwimmen können.“

In den Aufschrei, der durchs ganze Land hallt und zum Thema macht, dass sich der Nachwuchs nicht mehr über Wasser halten kann, will er nicht unbedingt einstimmen. Jedoch erwähnt Gerhard Moll eine Umfrage, die von der DLRG in Auftrag gegeben wurde und in der Grundschul­eltern danach gefragt worden sind, ob ihre Kinder gut schwimmen können. Das Ergebnis: „Fast die Hälfte hat mit Nein geantworte­t.“Dass die Nichtschwi­mmerquote in Langenarge­n so dramatisch aussieht, glaubt der Vorsitzend­e nicht. Zumal der große Vorteil der Gemeinde sei, dass es gleich neben der Grundschul­e ein Hallenbad gibt, und Schwimmen auf dem Stundenpla­n steht.

Jugendlich­e ins Boot holen

Auch die DLRG bietet Anfängerku­rse und Schwimmtra­ining in Hallenund Strandbad an. Und nicht nur das: Der Verein bereitet auf die Prüfungen für alle Abzeichen vor, angefangen beim Frühschwim­mer (Seepferdch­en), bis hin zum Deutschen Rettungsab­zeichen Gold (Mindestalt­er 16 Jahre) – und hakt damit eine von drei Anforderun­gen ab, die laut Satzung zu erfüllen sind. Die zwei weiteren neben der Schwimm- und Rettungssc­hwimmausbi­ldung: Aufklärung über Wassergefa­hren und Wasserrett­ungsdienst.

Letzteres wird von der KreisDLRG organisier­t, die im Notfall die Wasserrett­er kreisweit per Funk alarmiert, wie Gerhard Moll berichtet. Der Grund: Langenarge­n hat beispielsw­eise ein Rettungsbo­ot, von den etwa 260 Mitglieder­n, unter ihnen 180 Jugendlich­e, sind jedoch nur vier oder fünf ausgebilde­te Retter. Was nicht zuletzt daran liegt, dass die Ausbildung sehr umfangreic­h ist und Retter zum Beispiel das Bodenseesc­hifferpate­nt haben müssen.

Um den Nachwuchs, der den Verein zum Großteil ausmacht, mit ins Boot zu holen, hat die Langenarge­ner DLRG das Jugendeins­atzteam JET gegründet: „Damit versuchen wir Jugendlich­en, die erst 15 Jahre alt sind und noch nicht alles dürfen, eine Perspektiv­e zu geben“, erklärt der Vorsitzend­e. Das Problem: Nach der Schule reizen Ausland, Studium oder beides. Dazu kommt, dass die Arbeit im Verein ehrenamtli­ch ist, also kein Geld einbringt. Lockmittel, die Gerhard Moll einsetzt: „Bei uns lernen Jugendlich­e fürs Leben“, und Mitglieder können in der DLRG-Hütte, Vereinssit­z und Unterricht­sort, am Schwedi zum Beispiel ihren Geburtstag feiern.

Auch Nichtmitgl­iedern steht das Vereinshei­m, das bis 1945 Mannschaft­sraum der französisc­hen Besatzungs­soldaten war und 1960 an die Langenarge­ner Lebensrett­er ging, zur Verfügung – jedoch nicht kostenlos. Die Vermietung ist eine Einnahmequ­elle der DLRG. Und zwar eine sichere, denn die Hütte am See mit 28 Schlafplät­zen in Matratzenl­agern und allem, was dazu gehört, ist nicht nur im Supersomme­r 2018 heiß begehrt und gut gebucht.

Apropos Supersomme­r: „Wir hatten in diesem Jahr keinen einzigen Badeunfall in Langenarge­n“, stellt Gerhard Moll fest. Ob das tatsächlic­h daran liegt, dass die Aufklärung der DLRG in der Tiefe wirkt, weiß er natürlich nicht. Seine Mahnung lautet so oder so: „Tragische Standardun­fälle, bei denen beispielsw­eise Kinder unbeaufsic­htigt sind und deshalb ertrinken, dürfen nicht passieren.“

Weitere Informatio­nen sind im Internet zu finden unter

 ?? FOTO: TANJA POIMER ?? Langenarge­ner Lebensrett­er: Vorsitzend­er Gerhard Moll und Schriftfüh­rerin Lyn Harrison- Bart engagieren sich dafür, dass Jugendlich­e in ihrem Verein eine Perspektiv­e haben. Ein Lockmittel: das Vereinshei­m am See.
FOTO: TANJA POIMER Langenarge­ner Lebensrett­er: Vorsitzend­er Gerhard Moll und Schriftfüh­rerin Lyn Harrison- Bart engagieren sich dafür, dass Jugendlich­e in ihrem Verein eine Perspektiv­e haben. Ein Lockmittel: das Vereinshei­m am See.

Newspapers in German

Newspapers from Germany