Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Bei Anruf kommt der Bus – dank Emma
Bodenseekreis fördert bedarfsorientierte Verkehrsangebote – Gemeinden müssen Antrag stellen
FRIEDRICHSHAFEN - Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) lässt bekanntermaßen auch im Bodenseekreis viele Wünsche offen. Vor allem die Gemeinden im Hinterland sind oft schlecht angeschlossen, der Linienverkehr beschränkt sich auf wenige Verbindungen am Tag. Der Kreis hat deshalb jetzt das Förderprogramm „Emma“neu aufgelegt, um bedarfsorientierte Verkehrsangebote zu fördern. Jetzt sind die Gemeinden gefragt, entsprechende Linien zu beantragen.
„Wir wollen die bestehenden Verkehre ergänzen“, sagt Matthias Schedler, Leiter des Amtes für Kreisentwicklung und Baurecht, „und bedarfsorientierte Angebote flächendeckend fördern.“Bedarfsorientiert heißt, dass ein Bus nur dann kommt, wenn der Fahrgast eine Stunde vorher die einheitliche Telefonnummer anruft und den Bedarf anmeldet. Diese flexiblen Angebote könnten jetzt flächendeckend eingeführt werden, wenn die Kreisgemeinden die Notwendigkeit sehen und für das jeweilige Angebot die Finanzierung mittragen. Denn die Förderung muss zunächst von den Kommunen beantragt und das Angebot zu rund 50 Prozent selbst finanziert werden.
„Emma“stand einmal für „E-mobil mit Anschluss“, im Rahmen eines Forschungsprojektes wurden vom Bund Mobilitätskonzepte gefördert, die den ÖPNV mittels Elektrofahrzeugen ergänzten. Im Bodenseekreis entstanden zwei sogenannte bedarfsorientierte Verkehre mit E-Mobilität, Emma Langenargen-Eriskirch-Tettnang (Linie 621) und Emma Deggenhausertal-Markdorf (Linie 685). Im Jahr 2016 lief das Projekt aus, seitdem hat der Bodenseekreis die Förderung übernommen. Auch das Bürgermobil Meckenbeuren (Linie 626) wurde als bedarfsorientierter Verkehr vom Kreis gefördert. Jetzt hat der Bodenseekreis das Förderprojekt neu aufgelegt, „Emma“steht dabei für „Einfach mobil mit Anschluss“. Das heißt, die zusätzlichen Angebote müssen nicht mehr zwingend auf E-Mobilität basieren. Die drei bestehenden Projekte haben drei Jahre Bestandsschutz, sofern sie die Fördervoraussetzungen von „Emma“erfüllen.
Neue Emma-Angebote müssen laut Kreisverwaltung den Bodo-Tarif anwenden und Barrierefreiheit gewährleisten, um die Förderung zu bekommen. Grundsätzlich werden 50 Prozent der Betriebskosten vom Kreis übernommen. Je fünf Prozent mehr Geld bekommen interkommunale Projekte, oder solche, die auf rein elektrischen Antrieb setzen oder die an der Echt-Bodensee-Card (EBC) teilnehmen. Die maximale Förderung beträgt jedoch 60 Prozent. Im Kreishaushalt 2018 sind für das Projekt 600 000 Euro vorgesehen. Noch liegen beim Kreis keine konkreten Projekte vor, sagt Matthias Schedler, der jetzt auf die Gemeinden zugehen und das Förderprogramm vorstellen will. Zusammen mit den Verkehrsplanern im Landratsamt könnten auch gemeinsam Konzepte für die Kommunen entwickelt werden. Schedler sieht den Bedarf für Emma vor allem im ländlichen Bereich, „wo oft außerhalb des Schüler- und Berufsverkehrs wenig funktioniert, weil die Nachfrage zu gering ist.“Das Förderprogramm Emma wurde vom Kreistag einstimmig beschlossen. „Wir freuen uns auf Anträge“, sagte Matthias Schedler.