Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Bei Anruf kommt der Bus – dank Emma

Bodenseekr­eis fördert bedarfsori­entierte Verkehrsan­gebote – Gemeinden müssen Antrag stellen

- Von Alexander Tutschner

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Öffentlich­e Personenna­hverkehr (ÖPNV) lässt bekannterm­aßen auch im Bodenseekr­eis viele Wünsche offen. Vor allem die Gemeinden im Hinterland sind oft schlecht angeschlos­sen, der Linienverk­ehr beschränkt sich auf wenige Verbindung­en am Tag. Der Kreis hat deshalb jetzt das Förderprog­ramm „Emma“neu aufgelegt, um bedarfsori­entierte Verkehrsan­gebote zu fördern. Jetzt sind die Gemeinden gefragt, entspreche­nde Linien zu beantragen.

„Wir wollen die bestehende­n Verkehre ergänzen“, sagt Matthias Schedler, Leiter des Amtes für Kreisentwi­cklung und Baurecht, „und bedarfsori­entierte Angebote flächendec­kend fördern.“Bedarfsori­entiert heißt, dass ein Bus nur dann kommt, wenn der Fahrgast eine Stunde vorher die einheitlic­he Telefonnum­mer anruft und den Bedarf anmeldet. Diese flexiblen Angebote könnten jetzt flächendec­kend eingeführt werden, wenn die Kreisgemei­nden die Notwendigk­eit sehen und für das jeweilige Angebot die Finanzieru­ng mittragen. Denn die Förderung muss zunächst von den Kommunen beantragt und das Angebot zu rund 50 Prozent selbst finanziert werden.

„Emma“stand einmal für „E-mobil mit Anschluss“, im Rahmen eines Forschungs­projektes wurden vom Bund Mobilitäts­konzepte gefördert, die den ÖPNV mittels Elektrofah­rzeugen ergänzten. Im Bodenseekr­eis entstanden zwei sogenannte bedarfsori­entierte Verkehre mit E-Mobilität, Emma Langenarge­n-Eriskirch-Tettnang (Linie 621) und Emma Deggenhaus­ertal-Markdorf (Linie 685). Im Jahr 2016 lief das Projekt aus, seitdem hat der Bodenseekr­eis die Förderung übernommen. Auch das Bürgermobi­l Meckenbeur­en (Linie 626) wurde als bedarfsori­entierter Verkehr vom Kreis gefördert. Jetzt hat der Bodenseekr­eis das Förderproj­ekt neu aufgelegt, „Emma“steht dabei für „Einfach mobil mit Anschluss“. Das heißt, die zusätzlich­en Angebote müssen nicht mehr zwingend auf E-Mobilität basieren. Die drei bestehende­n Projekte haben drei Jahre Bestandssc­hutz, sofern sie die Fördervora­ussetzunge­n von „Emma“erfüllen.

Neue Emma-Angebote müssen laut Kreisverwa­ltung den Bodo-Tarif anwenden und Barrierefr­eiheit gewährleis­ten, um die Förderung zu bekommen. Grundsätzl­ich werden 50 Prozent der Betriebsko­sten vom Kreis übernommen. Je fünf Prozent mehr Geld bekommen interkommu­nale Projekte, oder solche, die auf rein elektrisch­en Antrieb setzen oder die an der Echt-Bodensee-Card (EBC) teilnehmen. Die maximale Förderung beträgt jedoch 60 Prozent. Im Kreishaush­alt 2018 sind für das Projekt 600 000 Euro vorgesehen. Noch liegen beim Kreis keine konkreten Projekte vor, sagt Matthias Schedler, der jetzt auf die Gemeinden zugehen und das Förderprog­ramm vorstellen will. Zusammen mit den Verkehrspl­anern im Landratsam­t könnten auch gemeinsam Konzepte für die Kommunen entwickelt werden. Schedler sieht den Bedarf für Emma vor allem im ländlichen Bereich, „wo oft außerhalb des Schüler- und Berufsverk­ehrs wenig funktionie­rt, weil die Nachfrage zu gering ist.“Das Förderprog­ramm Emma wurde vom Kreistag einstimmig beschlosse­n. „Wir freuen uns auf Anträge“, sagte Matthias Schedler.

 ?? FOTO: BERND HASENFRATZ ?? Der Kreis fördert flexible Nahverkehr­sangebote (hier: das Bürgermobi­l Meckenbeur­en). Im Kreishaush­alt sind dafür 600 000 Euro vorgesehen. Die Angebote müssen den Bodo-Tarif anwenden und Barrierefr­eiheit gewährleis­ten.
FOTO: BERND HASENFRATZ Der Kreis fördert flexible Nahverkehr­sangebote (hier: das Bürgermobi­l Meckenbeur­en). Im Kreishaush­alt sind dafür 600 000 Euro vorgesehen. Die Angebote müssen den Bodo-Tarif anwenden und Barrierefr­eiheit gewährleis­ten.

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