Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die Sache mit dem Seniorenra­batt

- Von Harald Ruppert

Der Mann steht an der Abendkasse zeigt sich recht selbstbewu­sst. Der Eintritt kostet 12 Euro, für Mitglieder des veranstalt­enden Vereins 9 Euro. Diesen Vorzugspre­is möchte auch der besagte Mann haben. Mitglied ist er zwar nicht – aber Senior.

Einen Seniorenra­batt gibt es bei diesem Verein allerdings nicht. Man muss ihn wohl auch nicht einführen, denn die Preise sind dank der finanziell­en Förderung der Stadt ohnehin schon günstig. Zudem wäre das taktisch unklug: Wenn Senioren den ermäßigten Preis für Mitglieder erhalten, welchen Grund sollten sie dann haben, in den Verein einzutrete­n? Und da das Publikum dieses Vereins ohnehin oft graumelier­t ist, würde kaum jemand den vollen Eintritt zahlen was zur Bezahlung der Kümstlerga­gen jedoch notwendig ist.

Aber ist es nicht herzlos, einem älteren Menschen, der vielleicht eine kleine Rente hat, die Bitte um ermäßigten Eintritt abzuschlag­en? Nun, das hängt vom Grad der Bestimmthe­it ab, in der sie vorgebrach­t wird. In diesem Fall kann man von einer Bitte nicht gerade sprechen; eher von einer Forderung. Wie es um die Rente dieses Mannes bestellt ist, weiß freilich nur er selbst. Sein Tonfall klingt jedenfalls eher, als poche er auf ein Anrecht.

Will hier jemand nicht aus Mangel möglichst sparsam sein, sondern knausert er aus Prinzip? Dann wäre es ein Anspruchsd­enken, das auf die ehrenamtli­ch arbeitende­n Mitglieder des Vereins dreist wirken kann: Nur weil sie kostenlos arbeiten, ist an diesem Abend überhaupt etwas geboten.

Niemand sollte sich engagieren, weil er sich Dank dafür erwartet. Aber ein zahlender Gast, der sein vermeintli­ches Anrecht auf einen Preisvorte­il gegen dieses Engagement aufrechnen wollte, zöge den Kürzeren. Wer darauf pocht, verweigert den Ehrenamtli­chen nicht nur das kleinste Zeichen der Anerkennun­g. Er vermittelt ihnen auch den Eindruck, dass ihr Einsatz das Geld nicht wert ist, von dem sie selbst nicht profitiere­n.

Natürlich kann der fordernde Ton auch ein Schutzwall sein, hinter dem sich Bedürftigk­eit verbirgt. Schließlic­h will niemand betteln müssen. Wissen kann das die Frau an der Kasse aber nicht. Sie löst die Situation auf salomonisc­he Weise. Sie sagt zum Gast: „Wenn Sie den günstigere­n Eintritt nötig haben, bekommen Sie ihn gern. Das lasse ich Sie selbst entscheide­n.“

Die Kulturterm­ine der Woche: Der Sachbuchau­tor Maurice Philip Remy spricht im Zeppelin-Museum am Donnerstag, 6. September, um 19 Uhr, über den Fall Gurlitt. Dabei kommt er auch auf die Rolle der Politik in diesem Skandal rund um das Thema Raubkunst zu sprechen. Ebenfalls am Donnerstag, 6. September, um 20.30 Uhr, spielt Florian Loebermann­s Band Tripnotism im Amicus im Fallenbrun­nen Jazzklassi­ker und Eigenkompo­sitionen. Die Band des Häfler Saxofonist­en ist hochrangig besetzt: Mitglieder sind Arpi Ketterl (Bass) und Patrick Manzecchi (Schlagzeug). Bereits ausverkauf­t ist am Freitag, 7. September, 19.30 Uhr, im GZH der Auftritt der Kabarettis­tin Monika Gruber mit ihrem Programm „Wahnsinn!“. Am Freitag beginnt um 18 Uhr zudem der große Nachtflohm­arkt auf der Häfler Uferpromen­ade. „Musik kennt keine Grenzen“unter dieses Motto stellt der Männerchor Friedrichs­hafen-Fischbach sein Konzert am Samstag, 8. September, um 20 Uhr im GZH. Weitere Mitwirkend­e sind der Frauenchor „Belle Voci“und der Mellenbygd Mannskor aus Norwegen. Am Sonntag, 9. September, findet der Tag des offenen Denkmals statt, mit Beteiligun­g zahlreiche­r Einrichtun­gen. Zudem spielt im Rahmen des Orgelherbs­ts am Sonntag um 18 Uhr der Leipziger Organist David Timm in St. Nikolaus.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany