Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Die Sache mit dem Seniorenrabatt
Der Mann steht an der Abendkasse zeigt sich recht selbstbewusst. Der Eintritt kostet 12 Euro, für Mitglieder des veranstaltenden Vereins 9 Euro. Diesen Vorzugspreis möchte auch der besagte Mann haben. Mitglied ist er zwar nicht – aber Senior.
Einen Seniorenrabatt gibt es bei diesem Verein allerdings nicht. Man muss ihn wohl auch nicht einführen, denn die Preise sind dank der finanziellen Förderung der Stadt ohnehin schon günstig. Zudem wäre das taktisch unklug: Wenn Senioren den ermäßigten Preis für Mitglieder erhalten, welchen Grund sollten sie dann haben, in den Verein einzutreten? Und da das Publikum dieses Vereins ohnehin oft graumeliert ist, würde kaum jemand den vollen Eintritt zahlen was zur Bezahlung der Kümstlergagen jedoch notwendig ist.
Aber ist es nicht herzlos, einem älteren Menschen, der vielleicht eine kleine Rente hat, die Bitte um ermäßigten Eintritt abzuschlagen? Nun, das hängt vom Grad der Bestimmtheit ab, in der sie vorgebracht wird. In diesem Fall kann man von einer Bitte nicht gerade sprechen; eher von einer Forderung. Wie es um die Rente dieses Mannes bestellt ist, weiß freilich nur er selbst. Sein Tonfall klingt jedenfalls eher, als poche er auf ein Anrecht.
Will hier jemand nicht aus Mangel möglichst sparsam sein, sondern knausert er aus Prinzip? Dann wäre es ein Anspruchsdenken, das auf die ehrenamtlich arbeitenden Mitglieder des Vereins dreist wirken kann: Nur weil sie kostenlos arbeiten, ist an diesem Abend überhaupt etwas geboten.
Niemand sollte sich engagieren, weil er sich Dank dafür erwartet. Aber ein zahlender Gast, der sein vermeintliches Anrecht auf einen Preisvorteil gegen dieses Engagement aufrechnen wollte, zöge den Kürzeren. Wer darauf pocht, verweigert den Ehrenamtlichen nicht nur das kleinste Zeichen der Anerkennung. Er vermittelt ihnen auch den Eindruck, dass ihr Einsatz das Geld nicht wert ist, von dem sie selbst nicht profitieren.
Natürlich kann der fordernde Ton auch ein Schutzwall sein, hinter dem sich Bedürftigkeit verbirgt. Schließlich will niemand betteln müssen. Wissen kann das die Frau an der Kasse aber nicht. Sie löst die Situation auf salomonische Weise. Sie sagt zum Gast: „Wenn Sie den günstigeren Eintritt nötig haben, bekommen Sie ihn gern. Das lasse ich Sie selbst entscheiden.“
Die Kulturtermine der Woche: Der Sachbuchautor Maurice Philip Remy spricht im Zeppelin-Museum am Donnerstag, 6. September, um 19 Uhr, über den Fall Gurlitt. Dabei kommt er auch auf die Rolle der Politik in diesem Skandal rund um das Thema Raubkunst zu sprechen. Ebenfalls am Donnerstag, 6. September, um 20.30 Uhr, spielt Florian Loebermanns Band Tripnotism im Amicus im Fallenbrunnen Jazzklassiker und Eigenkompositionen. Die Band des Häfler Saxofonisten ist hochrangig besetzt: Mitglieder sind Arpi Ketterl (Bass) und Patrick Manzecchi (Schlagzeug). Bereits ausverkauft ist am Freitag, 7. September, 19.30 Uhr, im GZH der Auftritt der Kabarettistin Monika Gruber mit ihrem Programm „Wahnsinn!“. Am Freitag beginnt um 18 Uhr zudem der große Nachtflohmarkt auf der Häfler Uferpromenade. „Musik kennt keine Grenzen“unter dieses Motto stellt der Männerchor Friedrichshafen-Fischbach sein Konzert am Samstag, 8. September, um 20 Uhr im GZH. Weitere Mitwirkende sind der Frauenchor „Belle Voci“und der Mellenbygd Mannskor aus Norwegen. Am Sonntag, 9. September, findet der Tag des offenen Denkmals statt, mit Beteiligung zahlreicher Einrichtungen. Zudem spielt im Rahmen des Orgelherbsts am Sonntag um 18 Uhr der Leipziger Organist David Timm in St. Nikolaus.