Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Fische sitzen auf dem Trockenen
Niedrigwasser und Sauerstoffmangel führen vor allem in kleineren Fließgewässern stellenweise zu Fischsterben
Wegen Niedrigwasser und Sauerstoffmangel sind in Bächen bereits Tiere verendet.
FRIEDRICHSHAFEN - Lang anhaltende Hitze und Trockenheit in den Sommermonaten haben in vielen Gewässern im Bodenseekreis die Pegelstände und den Sauerstoffgehalt des Wassers stark sinken und die Wassertemperaturen steigen lassen. Vor allem in kleineren Fließgewässern, aber auch in der Argen, hat das dazu geführt, dass Fische und Krebse verendet sind oder von Helfern verschiedener Angelsportvereine umgestzt werden mussten. In Friedrichshafen betraf das vor allem die Brunnisach.
Während für die Fische im Bodensees zumindest im Obersee bislang keine Auswirkungen von Hitze und Trockenheit registriert worden sind, haben zu warmes und zu niedriges Wasser mit zu geringem Sauerstoffgehalt den Fischen in den Fließgewässern im Bodenseekreis das Überleben schwer und stellenweise sogar unmöglich gemacht. Wie Thomas Stauderer, langjähriger Vorsitzender des Angelsportvereins Friedrichshafen, berichtet, war die Situation vor allem in der Brunnisach kritisch, besonders im Bereich des Kraftwerkskanals in Fischbach beziehungsweise am dortigen Fischpass. Einige Fische und auch Krebse seien verendet, einen Teil der Tiere hätten Mitglieder des Angelsportvereins noch abfischen und weiter oberhalb in der Brunnisach wieder einsetzen können.
Der Pegel der für die Aufzucht von Bodenseeforellen enorm wichtigen Rotach ist in den vergangenen Wochen ebenfalls bedrohlich gesunken, kritisch sei es vor allem am Fischpass beim Reinachwehr, berichtet Stauderer. Damit dieser nicht komplett austrocknet, haben Helfer des ASV mit Hilfe eines Bretts eine Umleitung gebaut, damit wenigstens ein bisschen Wasser in den Fischpass fließt. Ein Fischsterben habe es dort bislang nicht gegeben.
Berichte von verendeten Fischen und Krebsen haben die SZ-Redaktion allerdings vom Mühlbach erreicht – der aber nicht in die Zuständigkeit des ASV Friedrichshafen fällt. Die Stadtverwaltung bestätigt auf Nachfrage lediglich allgemein, dass viele der kleineren Bäche und Zuflüsse zeitweise komplett ausgetrocknetwaren oder noch sind. Im Mühlbach werde jener Abschnitt, in dem sich die Bachmuscheln befinden, die im Zuge der Ausgleichsmaßnahmen zur neuen B 31 umgesiedelt wurden, von der Feuerwehr von morgens bis abends über einen Löschschlauch bewässert. Generell sei es so, dass die Wasserstände an Rotach, Brunnisach und Lipbach zu niedrig seien und sich die Fische dort in tiefere Gumpen zurückzögen. „Fische merken es, wenn der Wasserstand sinkt, und wandern normalerweise in tiefere Regionen“, heißt es in der Stellungnahme.
Sauerstoff schnell aufgezehrt
Vielerorts im Bodenseekreis war das aber offenbar nicht mehr möglich. „Teilweise waren Bäche abschnittsweise, auch über längere Strecken, ausgetrocknet oder nur noch als Rinnsal vorhanden. Auch wenn sich in Gumpen oder in Randbereichen der Gewässer Restwasser angesammelt hatte, konnten sich die Fische dort nicht dauerhaft halten. Der Sauerstoff ist in solchen Situationen schnell aufgezehrt, sodass die Fische in diesen Bereichen nicht überleben können“, heißt es aus dem Ministerium für Ländlichen Raum in einer Einschätzung zur Gesamtsituation im Bodenseekreis. Selbst in größeren Fließgewässern wie der Argen sei der Abfluss des Wassers unzureichend gewesen, weshalb es auch hier zu Fischsterben gekommen sei. Neben Forellen, Äschen, Strömern, Groppen und anderen Fischarten seien auch seltene Flusskrebsarten wie Edel- und Steinkrebs betroffen gewesen.
Für die kleineren Seen und Weiher im Bodenseekreis vermeldet das Ministerium, dass bislang keine Beeinträchtigungen der Fische festgestellt worden seien. Thomas Stauderer allerdings berichtet, dass es solche durchaus gegeben habe – etwa in einem vom ASV Friedrichshafen gepachteten Weiher im Bereich Alte Ziegelei in Immenstaad. Der niedrige Wasserstand und der geringe Sauerstoffgehalt haben dort laut Stauderer „quer durch alle Arten“Fische verenden lassen.
Während das Ministerium nach den vergangenen Regentagen samt gesunkener Temperaturen von einer „deutlichen Entspannung der Situation“schreibt, gibt Stauderer noch keine Entwarnung. Die Wassertemperaturen seien zwar gesunken, die Pegel aber immer noch sehr niedrig, weil die ausgetrockneten Böden alles aufsaugen und deshalb noch nicht so viel Regenwasser in die Gewässer abfließe.