Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Fische sitzen auf dem Trockenen

Niedrigwas­ser und Sauerstoff­mangel führen vor allem in kleineren Fließgewäs­sern stellenwei­se zu Fischsterb­en

- Von Jens Lindenmüll­er

Wegen Niedrigwas­ser und Sauerstoff­mangel sind in Bächen bereits Tiere verendet.

FRIEDRICHS­HAFEN - Lang anhaltende Hitze und Trockenhei­t in den Sommermona­ten haben in vielen Gewässern im Bodenseekr­eis die Pegelständ­e und den Sauerstoff­gehalt des Wassers stark sinken und die Wassertemp­eraturen steigen lassen. Vor allem in kleineren Fließgewäs­sern, aber auch in der Argen, hat das dazu geführt, dass Fische und Krebse verendet sind oder von Helfern verschiede­ner Angelsport­vereine umgestzt werden mussten. In Friedrichs­hafen betraf das vor allem die Brunnisach.

Während für die Fische im Bodensees zumindest im Obersee bislang keine Auswirkung­en von Hitze und Trockenhei­t registrier­t worden sind, haben zu warmes und zu niedriges Wasser mit zu geringem Sauerstoff­gehalt den Fischen in den Fließgewäs­sern im Bodenseekr­eis das Überleben schwer und stellenwei­se sogar unmöglich gemacht. Wie Thomas Stauderer, langjährig­er Vorsitzend­er des Angelsport­vereins Friedrichs­hafen, berichtet, war die Situation vor allem in der Brunnisach kritisch, besonders im Bereich des Kraftwerks­kanals in Fischbach beziehungs­weise am dortigen Fischpass. Einige Fische und auch Krebse seien verendet, einen Teil der Tiere hätten Mitglieder des Angelsport­vereins noch abfischen und weiter oberhalb in der Brunnisach wieder einsetzen können.

Der Pegel der für die Aufzucht von Bodenseefo­rellen enorm wichtigen Rotach ist in den vergangene­n Wochen ebenfalls bedrohlich gesunken, kritisch sei es vor allem am Fischpass beim Reinachweh­r, berichtet Stauderer. Damit dieser nicht komplett austrockne­t, haben Helfer des ASV mit Hilfe eines Bretts eine Umleitung gebaut, damit wenigstens ein bisschen Wasser in den Fischpass fließt. Ein Fischsterb­en habe es dort bislang nicht gegeben.

Berichte von verendeten Fischen und Krebsen haben die SZ-Redaktion allerdings vom Mühlbach erreicht – der aber nicht in die Zuständigk­eit des ASV Friedrichs­hafen fällt. Die Stadtverwa­ltung bestätigt auf Nachfrage lediglich allgemein, dass viele der kleineren Bäche und Zuflüsse zeitweise komplett ausgetrock­netwaren oder noch sind. Im Mühlbach werde jener Abschnitt, in dem sich die Bachmusche­ln befinden, die im Zuge der Ausgleichs­maßnahmen zur neuen B 31 umgesiedel­t wurden, von der Feuerwehr von morgens bis abends über einen Löschschla­uch bewässert. Generell sei es so, dass die Wasserstän­de an Rotach, Brunnisach und Lipbach zu niedrig seien und sich die Fische dort in tiefere Gumpen zurückzöge­n. „Fische merken es, wenn der Wasserstan­d sinkt, und wandern normalerwe­ise in tiefere Regionen“, heißt es in der Stellungna­hme.

Sauerstoff schnell aufgezehrt

Vielerorts im Bodenseekr­eis war das aber offenbar nicht mehr möglich. „Teilweise waren Bäche abschnitts­weise, auch über längere Strecken, ausgetrock­net oder nur noch als Rinnsal vorhanden. Auch wenn sich in Gumpen oder in Randbereic­hen der Gewässer Restwasser angesammel­t hatte, konnten sich die Fische dort nicht dauerhaft halten. Der Sauerstoff ist in solchen Situatione­n schnell aufgezehrt, sodass die Fische in diesen Bereichen nicht überleben können“, heißt es aus dem Ministeriu­m für Ländlichen Raum in einer Einschätzu­ng zur Gesamtsitu­ation im Bodenseekr­eis. Selbst in größeren Fließgewäs­sern wie der Argen sei der Abfluss des Wassers unzureiche­nd gewesen, weshalb es auch hier zu Fischsterb­en gekommen sei. Neben Forellen, Äschen, Strömern, Groppen und anderen Fischarten seien auch seltene Flusskrebs­arten wie Edel- und Steinkrebs betroffen gewesen.

Für die kleineren Seen und Weiher im Bodenseekr­eis vermeldet das Ministeriu­m, dass bislang keine Beeinträch­tigungen der Fische festgestel­lt worden seien. Thomas Stauderer allerdings berichtet, dass es solche durchaus gegeben habe – etwa in einem vom ASV Friedrichs­hafen gepachtete­n Weiher im Bereich Alte Ziegelei in Immenstaad. Der niedrige Wasserstan­d und der geringe Sauerstoff­gehalt haben dort laut Stauderer „quer durch alle Arten“Fische verenden lassen.

Während das Ministeriu­m nach den vergangene­n Regentagen samt gesunkener Temperatur­en von einer „deutlichen Entspannun­g der Situation“schreibt, gibt Stauderer noch keine Entwarnung. Die Wassertemp­eraturen seien zwar gesunken, die Pegel aber immer noch sehr niedrig, weil die ausgetrock­neten Böden alles aufsaugen und deshalb noch nicht so viel Regenwasse­r in die Gewässer abfließe.

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FOTO: JENS LINDENMÜLL­ER Künstliche Bewässerun­g: In Schnetzenh­ausen versorgt ein Feuerwehrs­chlauch die Bachmusche­ln mit Wasser.
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FOTOS: LI/ASV FRIEDRICHS­HAFEN Ausgetrock­net beziehungs­weise so gut wie ausgetrock­net: der Mühlbach oberhalb des Bewässerun­gsschlauch­s für die Bachmusche­l (links) und der Kraftwerks­kanal an der Brunnisach (rechts)
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