Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Lehrlinge dringend gesucht: Noch 300 Stellen offen
Bewerber haben auch kurz nach Beginn des Lehrjahres noch Chancen auf einen Vertrag
FRIEDRICHSHAFEN - Jungen Schulabgängern steht jetzt eine spannende Zeit bevor: der Start ins Berufsleben. Dennoch haben zu Beginn des Ausbildungsjahrs Anfang September 130 junge Menschen aus Friedrichshafen, Tettnang, Meckenbeuren, Kressbronn, Langenargen, Oberteuringen, Eriskirch und Neukirch noch keinen Ausbildungsvertrag in der Tasche. Gleichzeitig sind in diesem Bereich aber auch noch 300 Stellen unbesetzt. „Von A wie Augenoptiker bis Z wie Zahnmedizinischer Fachangestellter ist da alles dabei“, berichtet Walter Nägele, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg.
Vor allem Berufe mit stressigen Arbeitszeiten, geringem Verdienst und körperlicher Belastung seien bei den Bewerbern weniger beliebt. Diese Entwicklung sei aber nicht neu und so fehlen, laut Nägele, unter anderem auch in diesem Jahr angehende Bäcker, Metzger, Maler, Maurer, Köche und Pfleger. Begehrt seien unter den 280 verschiedenen Ausbildungsberufen in der Region vor allem Berufe wie Verkäufer, Bürokaufmann, Industriemechaniker, Industriekaufmann, KFZ-Mechatroniker, Einzelhandelskaufmann, Medizinischer Fachangestellter, Fachlagerist, Zerspanungsmechaniker und Mechatroniker.
Handwerkliche Berufe stärker gefragt
Georg Beetz, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, berichtet von bislang 324 neu abgeschlossenen Arbeitsverträgen. „Ich gehe davon aus, dass es noch mehr werden.“Er freut sich, dass wieder mehr junge Leute ein Interesse an einer handwerklichen Berufsausbildung zeigen. Im Kammerbezirk Ulm verzeichne die Kammer ein Plus von 6,9 Prozent – im Bodenseekreis von 9,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Beetz freut sich, dass mehr Abiturienten den Weg in die handwerklichen Ausbildungsberufe einschlagen. „Für mich bestätigt dies, dass wir in den letzten Jahren zeigen TRAUERANZEIGEN konnten, wie stabil das Handwerk ist“, freut sich Beetz.
„Klappt es nicht mit dem gewünschten Ausbildungsplatz, hilft häufig ein Blick rechts oder links“, rät Nägele mit Blick auf die jungen Leute, die einen expliziten Wunschberuf erlernen möchten. „Wir bieten immer Alternativen an.“Ebenfalls höhere Chancen auf die absolute Wunschausbildung habe, wer räumlich flexibel sei.
Auch wenn der Bewerbungsprozess der großen Industrieunternehmen wie ZF oder MTU bereits ein Jahr vor Ausbildungsbeginn anlaufe, sei im Moment noch nichts verloren. Nägele und Beetz betonen, dass es bis in den Herbst hinein noch möglich sei, Ausbildungsverträge zu schließen. Jugendlichen auf der Suche empfiehlt Nägele sich bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur, der Industrie- und Handelskammer oder der Kreishandwerkerschaft für einen kurzfristigen Beratungstermin zu melden. „Wir haben genügend Angebote.“
Arbeitgebern legt er ans Herz, auch Bewerbern ohne Traumzeugnis eine Chance zu geben. „Es gibt vielfältige Unterstützungsangebote. So verfügt die Arbeitsagentur über Mittel für verschiedene unterstützende Maßnahmen“, berichtet Nägele. So finanziert sie in manchen Fällen Stütz- und Förderunterricht oder, wenn notwendig, psychologische Hilfe. Die Handwerkskammer unterstützt Azubis mit einem ehrenamtlichen Mentorenprogramm namens „VerA“. Dies stellt schwächeren Auszubildenden einen Betreuer des Senior-Expert-Service zur Seite, um Abbrüche zu verhindern. Beide Männer appellieren an die Unternehmen: „Geben Sie auch den etwas schwächeren Schülern eine Chance, anstatt ihre Stelle im Betrieb unbesetzt zu lassen.“