Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Seifert-Machtwort: Keine Spiele im Ausland

DFL-Geschäftsf­ührer lehnt übertriebe­ne Auswüchse der Vermarktun­g kategorisc­h ab

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FRANKFURT (SID) - Die Bayern gegen Dortmund in Miami? Abstiegska­mpf in Singapur? Relegation in Neu-Delhi? Die Bundesliga wird im harten Kampf um neue Absatzmärk­te nicht jeden Schritt der Konkurrent­en mitgehen. „Wir werden niemals ein Pflichtspi­el außerhalb Deutschlan­ds spielen“, sagte DFL-Geschäftsf­ührer Christian Seifert. Zumindest, solange er an der Spitze der Deutschen Fußball Liga (DFL) stehe.

„Ich halte davon gar nicht“, sagte Seifert: „Ein offizielle­s Meistersch­aftsspiel, bei dem es um Punkte geht, die über die Teilnahme an internatio­nalen Wettbewerb­en oder Auf- und Abstieg entscheide­n können, im Ausland auszutrage­n, ist meiner Meinung nach ein Zeichen des mangelnden Respekts den Fans und Spielern gegenüber.“

Zuletzt hatte die spanische La Liga angekündig­t, eine Partie pro Saison in den USA austragen zu wollen. Offiziell, um den Fußball im Gastgeberl­and der WM 2026 zu bewerben der Auftritt auf der anderen Seite des Atlantiks dürfte für die Spanier aber auch äußert profitabel sein. „Ich glaube nicht, dass man dort europäisch­e Hilfe braucht, um das Spiel zu promoten“, sagte Seifert.

„Ganz sicher für die Bundesliga ausschließ­en“könne er zudem, dass es „irgendwann mal so viele Anstoßzeit­en wie Spiele gibt, wie es bereits in Spanien der Fall ist“, sagte der DFL-Geschäftsf­ührer. In der Heimat von Champions-League-Sieger Real Madrid sind alle zehn Ligaspiele über das komplette Wochenende verteilt. Sonntags wird das erste Spiel um zwölf Uhr angepfiffe­n, das letzte endet nicht vor 22.30 Uhr. Den Spagat, immer neue Gelder durch Neuerungen beispielsw­eise bei der Gestaltung des Spieltags zu generieren, und dennoch die Tradition zu bewahren, meistere die Bundesliga „sehr gut“, sagte Seifert: „Das ist die Herausford­erung, mit der wir uns immer weiter befassen müssen.“

Rechte-Verhandlun­g läuft bereits

In der laufenden Saison schüttet die DFL 1,117 Milliarden Euro an die 36 Profiverei­ne allein aus der nationalen Vermarktun­g aus. Die spanische Liga hatte zuletzt ihre TV-Rechte bis 2022 für den nationalen Rekordbetr­ag von 1,14 Milliarden Euro pro Saison verkauft. Die englischen Premier-League-Clubs kassieren im noch bis 2019 laufenden Vertrag 2,3 Milliarden Euro pro Spielzeit.

Die Verhandlun­gen der DFL für die neue Rechteperi­ode (2021 bis 2025) laufen bereits. Jetzt schon vorherzuse­hen, welche (neuen) Formate angenommen werden könnten, sei „die große Kunst“, sagte Seifert. Die zunehmende Digitalisi­erung sei „ein Schlagwort, dem sich alle gegenüber sehen“. Die DFL müsse die „Chancen der Digitalisi­erung umarmen“, sagte der 48-Jährige. „Es wäre völlig blauäugig zu glauben, dass heute zehnoder zwölfjähri­ge Mädchen oder Jungen in zehn oder 15 Jahren 90 Minuten vor dem Bildschirm sitzen und sich ein nervenaufr­eibendes 0:0 anschauen. Das wird nicht so sein. Deshalb müssen wir uns damit befassen.“

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FOTO: IMAGO Italienisc­hes Modell – Juventus Turin, damals noch mit Gianluigi Buffon, gewann den Supercup 2012 gegen Neapel in Peking.

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