Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Bloß die Hunde stören manchmal
Gäste im Negerbad und auf dem Freizeitgelände befolgen Verhaltensregeln besser als in den Vorjahren
FRIEDRICHSHAFEN - Offene Feuerstellen, Saufgelage, Glasscherben im Sand, zertretenes Schilf und jede Menge Müll: Das zum Teil schäbige Verhalten mancher Besucher an den Naturstränden Negerbad und Freizeitgelände Manzell war jahrelang ein Dauerthema. Auch im zu Ende gehenden Sommer haben sich nicht alle Besucher an die Regeln im Landschaftsschutzgebiet gehalten, im Großen und Ganzen scheint sich aber eine positive Entwicklung abzuzeichnen.
Der heiße und trockene Sommer hat in den vergangenen Wochen nicht nur den Frei- und Strandbädern rekordverdächtige Besucherzahlen beschert. Auch die kostenlos zugänglichen Strandabschnitte zwischen Manzell und Fischbach waren stark frequentiert. Was zur Folge hatte, dass sich das Müllaufkommen spürbar erhöht hat, wie die Stadtverwaltung auf Anfrage bestätigt. Probleme wie in früheren Jahren gibt es aus Sicht der Stadtverwaltung inzwischen aber nicht mehr. An den Wochenenden und in den hochfrequentierten Zeiten im Juli und August sei ein Sicherheitsdienst mit nächtlichen Kontrollen beauftragt, Beschwerden oder Hinweise auf Fehlverhalten von Besuchern seien in den vergangenen Wochen nicht eingegangen.
Leinenpflicht wird vernachlässigt
Auf der Internetplattform „Sag’s doch“ist zumindest eine Beschwerde zu finden. Auch an die Schwäbische Zeitung hat sich der Urheber gewandt, weil er den Eindruck hat, dass er im Rathaus nicht so recht ernst genommen wird. Er berichtet auch von anderen Leuten, die sich an die Stadt gewandt hätten. Seinen Namen will er in der Zeitung nicht lesen. Sein Hauptkritikpunkt sind zwischen Badenden frei herumlaufende Hunde. „Ich bin sehr tierlieb, mag Hunde, aber Regeln sollte man einfach einhalten“, sagt er.
Hunde sind an den Seezugängen zwar erlaubt, allerdings besteht für sie dort Leinenpflicht. Und an die hält sich offenbar nicht jeder. So berichtet der Fischbacher von Hundebesitzern, die ihre Vierbeiner regelmäßig quer über den Strand FrisbeeScheiben jagen lassen oder keinen Grund zum Eingreifen sehen, wenn sie auf Enten oder Schwäne zurennen. „Da braucht es Sanktionen“, findet er.
Außerdem kritisiert er, dass viele Besucher sich nicht an das Verbot offener Feuerstellen hielten und haufenweise Zigarettenstummel im Sand hinterließen. „Manchmal riecht der Strand richtig nach kaltem Aschenbecher“, sagt er. Immerhin: Was den Müll generell betrifft, hätten die Leute mittlerweile „einigermaßen begriffen“, dass sie ihn wieder mitnehmen beziehungsweise in entsprechenden Behältern entsorgen sollten.
Freizeitgelände, Manzeller Hölzle, Negerbad – es gibt wohl kaum einen Menschen in Fischbach, der dieses Gebiet besser kennt als Julius Pietruske. Nicht erst seit seiner Ernennung zum ehrenamtlichen Naturwart sind Schutz und Erhalt dieses Schmuckstücks eine Herzensangelegenheit für ihn. Auch er räumt ein, dass sich nach wie vor nicht alle Besucher an die Regeln halten. Doch: „Im Vergleich zu früher sind das sehr wenige, weniger als ein Prozent.“Insbesondere das Freizeitgelände Manzell habe sich wunderbar entwickelt – nicht zuletzt dank Kiosk und neuer WC-Anlage, lobt Pietruske. Und auch der Uferweg habe positive Effekte – indem er das Negerbad entlastet habe. Generell ist der Naturwart überzeugt, dass vor allem die vielen aufklärenden Gespräche, die Friedemann Mauthe und er in den vergangenen Jahren mit Besuchern geführt haben, Früchte tragen. „Die meisten Leute sind einsichtig und entschuldigen sich, wenn man sie auf Fehlverhalten aufmerksam macht“, sagt er.
So sei das auch gewesen, als Besucher in diesem Sommer mit dem Auto direkt bis in den Sand am Negerbad gefahren und nebenan ein Zelt aufgebaut haben. Ein Leser hat der SZ Fotos davon geschickt. „Wir haben den Leuten gesagt, dass wir in einer Stunde zurückkommen – und dass wir ihnen dann helfen, das Auto wieder aus dem Sand zu bekommen, wenn sie bis dahin den Strand aufgeräumt haben“, berichtet Pietruske. Und das hätten sie dann auch getan.
Zigarettenstummel im Sand, Feuerstellen, frei herumlaufende Hunde – ja, das gebe es nach wie vor, bestätigt Pietruske. Und das sei auch ärgerlich, hält sich nach seiner Einschätzung aber in Grenzen. Grundsätzlich ist er überzeugt davon, dass Verbote allein nicht allzu viel bewirken. Als Beispiel nennt er das seit einigen Jahren geltende Glasverbot. Dass mittlerweile kaum noch Scherben in Sand und Wiese zu finden sind, führt Pietruske weniger auf das Verbot an sich zurück, als vielmehr auf die Kombination mit intensivem Werben um Verständnis und beharrlichen Appellen, geleerte Bierflaschen an den Mülleimern abzustellen, wo sie regelmäßig von Pfandsammlern abgeholt werden. Das hat sich mittlerweile offenbar eingespielt, weshalb der Naturwart persönlich auch kein Problem damit hat, dass Flaschen trotz Verbots nach wie vor mitgebracht werden.
Gäste können mithelfen
Unterm Strich ist Julius Pietruske mit der Entwicklung in den vergangenen Jahren sehr zufrieden. Und er ermuntert jeden Besucher, seinen eigenen kleinen Beitrag dazu zu leisten, dass das Schmuckstück zwischen Manzell und Fischbach ein Schmückstück bleibt. Indem sie eigenen Müll mitnehmen, andere auf Fehlverhalten aufmerksam machen oder auch mal Müll aufheben, der nicht von ihnen selbst stammt.