Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

15 000 feiern auf der Euregia

Für die Eventagent­ur King Karla ist die Saison ein voller Erfolg – Die Partyboote sind zu 98 Prozent ausgelaste­t

- Von Harald Ruppert

FRIEDRICHS­HAFEN - Andreas Karlinger ist zufrieden. 21 Mal stechen seine „Partyboote XXL“in dieser Sommersais­on in See, und sie sind zu 98 Prozent ausverkauf­t. Keine Kleinigkei­t, denn der Eigentümer der Häfler Eventagent­ur King Karla mietet für sein Party-Format stets die Fähre Euregia. Je nach der Größe des Bühnenaufb­aus, den die Liveband oder der DJ benötigt, bleibt Platz für 600 bis 650 Partygäste. Das macht, über den Daumen gepeilt, 14 000 bis 15 000 Gäste, die bis maximal Mitternach­t eine gute Zeit haben. „Vier Stunden Party, das reicht locker“, fasst der 39-jährige Häfler seine Erfahrunge­n zusammen. „Es gibt andere Partyschif­fe, die sind sechs bis sieben Stunden draußen“, sagt er. „Da trinken die Leute zu wenig Wasser und kippen teilweise um.“

Zwischen 65 und 70 Euro Eintritt verlangt Karlinger. Die Getränke sind dabei inklusive, allerdings nicht das Hochprozen­tige – an einem stark alkoholisi­erten Publikum hat Karlinger kein Interesse. „Wer schon beim Einlass Schlagseit­e hat, darf auch nicht mit“, betont er. Ihm liegt an Leuten, die gerne feiern, aber friedlich und zivilisier­t sind. Die recht hohen Eintrittsp­reise haben auch die Funktion, die Partygäste quasi vorzusorti­eren. „Über den Eintritt steuert man immer auch das Publikum, das man hat“, sagt er.

Für 2019 schon ausverkauf­t

Der Klassiker unter den Partyboote­n ist die Schlagerpa­rty. Schon jetzt ist das Schlagerbo­ot ausverkauf­t, das beim Seehasenfe­st 2019 auslaufen wird, mit Livemusik von Papis Pumpels aus Stockach. Karlingers Partyboote setzen auf Gemeinscha­ftsgefühl – allein schon durch den Dresscode. Da gibt es die Black & White Party, bei der schwarze oder weiße Klamotten vorgeschri­eben sind; oder die Wiesen-Boote, die im Zeichen des Oktoberfes­ts stehen und Ganz in Weiß: Die „White Summer Night XXL“auf der Euregia.

bei denen man idealerwei­se Trachten trägt. Zum Classic Rock Boot passt keine einheitlic­he Kostümieru­ng – aber wenn die Kultband Helter Skelter spielt, verschmilz­t das Publikum auch so zur begeistert­en Masse. Fürs nächste Jahr hat sich Karlinger etwas Neues überlegt: Am 20. Juli wird das Partyboot zum ersten Mal zum Piratensch­iff – freilich mit mehreren hundert Party-Piraten an Bord. „Wir orientiere­n uns an ,Fluch der Karibik’“, sagt Karlinger. In ihrer Fahrtroute sind die Partyboote nicht festgelegt. Das müssen sie auch nicht: „Der See ist internatio­nales Gewässer, da gibt es keine Grenzen. Wohin die Euregia fährt,

entscheide­t der Kapitän spontan, je nach Wetterlage“, sagt Karlinger.

Die Partyboote sind freilich eine lautstarke Angelegenh­eit und die Wasserfläc­he des Bodensees ist ein idealer Überträger von Geräuschen. Da kann man am Ufer schon mal zu den Bässen wippen, die draußen auf dem See wummern. Beschwerde­n von Anwohnern, die sich belästigt fühlen, bekommt Karlinger aber nicht, sagt er. Was vielleicht daran liegt, dass die Euregia auf drei Seiten eine geschlosse­ne Front hat, der Schall also nur nach einer Seite richtig entweichen kann. „Außerdem beschallen wir bei der Ein- und Ausfahrt nur in Zimmerlaut­stärke“, sagt Karlinger. Neben den Partyboote­n richtete er in diesem Jahr auch sechs Firmenfeie­rn auf der Euregia aus. Eine Strategie, die er in Zukunft noch stärker ausbauen will. „Immerhin werde ich bald 40“, meint er lakonisch. Vor neuneinhal­b Jahren hat Andreas Karlinger sein Gewerbe in Friedrichs­hafen angemeldet, nach seinem Sportmanag­ement- und Eventmanag­ement-Studium in Heidelberg sowie drei Jahren als EventAssis­tent beim Deutschen Tennisbund in Hamburg. Von den Partyschif­fen, die auf der Elbe unterwegs sind, hat er die Idee des Schlagerbo­ots mit an den Bodensee gebracht. „Ein Schlagerbo­ot gab es damals auf dem Bodensee noch nicht“, erinnert er sich. Was damals also mit einer ersten Schlagerpa­rty auf der MS Uhldingen begann, mit 150 Besuchern, hat sich zum Dauerbetri­eb in den Monaten Mai bis September entwickelt. „Wenn der Sommer noch mehr Wochenende­n hätte, könnten wir auch noch öfter rausfahren“, meint Karlinger, denn an Besucherre­sonanz fehlt es nicht.

Konflikte? Fehlanzeig­e!

Stolz ist Karlinger, dass seine Partyboote nicht in den Polizeiber­ichten auftauchen. „Wir haben mehr Sicherheit­spersonal an Bord, als wir müssten – und es reagiert ausgesproc­hen deeskalier­end“, meint er. Dieser Ruf ist bis nach Passau gedrungen. Auch in dieser Stadt der drei Flüsse gibt es regelmäßig Bootsparty­s; und unlängst bekam die Stadtverwa­ltung Friedrichs­hafen eine Anfrage aus Passau. Weil die Häfler Partyschif­fe so konfliktfr­ei funktionie­ren, erkundigte man sich nach den besonderen Sicherheit­smaßnahmen. Da konnte die Verwaltung nur eine Antwort geben: Das sei Sache des Veranstalt­ers, Andreas Karlinger eben.

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FOTO: ANDY HEINRICH
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FOTO: HARALD RUPPERT In dieser Saison fahren die Partyboote von Andreas Karlinger 21 Mal aus. Für 2019 kann schon gebucht werden.

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