Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Bürgermeisterwahl: Häfler verteilt Flyer in Amtzell
Stephan Zein, der zweite Kandidat für die Wahl, wurde erstmals von Bürgern in der Gemeinde angetroffen
AMTZELL - Knapp zehn Tage vor der Bürgermeisterwahl in Amtzell hat der zweite Kandidat, Stephan Zein aus Friedrichshafen, Flyer an Haushalte in Amtzell verteilt. Darauf zu sehen sind ein Bild von ihm sowie Angaben aus seinem Lebenslauf in Stichpunkten. Auch seine politische Einstellung zu aktuellen, bundespolitischen Themen kann man nachlesen sowie angebotene Gesprächstermine mit ihm.
Auf dem Flyer mit dem Titel „Ihr neuer Kandidat für die Bürgermeisterwahl Amtzell 2018“ist zu lesen, dass Zein alleinstehender, kinderloser Diplom-Ökonom sowie „ehemaliger Flüchtling aus der DDR“und gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung sowie entsprechende Vorgaben für europäische Nachbarn sei. Generell trete er für „gleiche Rechte aller Bürger bei Einladungen von Ausländern allgemein“ein. Trotz Anwerbeversuche sei er laut Flyer nie ein Mitglied einer Partei gewesen. Durch seine „umfangreichen betriebswirtschaftlichen Erfahrungen“aus unterschiedlichen Regionen habe er Europa bereist und spreche viele Sprachen.
„Brücke nach Osteuropa schlagen“
Zein will laut Flyer auch eine Brücke nach Osteuropa schlagen, wenn das im Bezug auf Arbeitskräfte für Amtzell sinnvoll wäre. Außerdem, so schreibt er in dem Papier, sei er gesprächsbereit und parteiunabhängig. Gute Ideen von Bürgern sollen demnach mit „weniger staatlichen Vorgaben“Berücksichtigung finden. Konkrete Vorstellungen zu Amtzell fehlen allerdings gänzlich. Am Dienstagabend sei ihr bei der Gartenarbeit aufgefallen, dass von einem ihr nicht bekannten Mann Flyer in der Nachbarschaft verteilt wurden, unter anderem auch bei ihr, berichtet die Amtzellerin Astrid Michel: „Ich sprach ihn an und hatte dadurch die erste zufällige Begegnung mit Stephan Zein am Gartenzaun.“Sie habe ihn auf seine Kandidatur angesprochen und mehrere Fragen gestellt. So zum Beispiel, warum er beim Wahlausschuss der Gemeinde vor knapp zwei Wochen – bei dem Name und Wohnort des zweiten Kandidaten genannt wurden – nicht persönlich anwesend war. Darauf habe er geantwortet, dass er durch seine Berufstätigkeit keine Zeit habe, sagt Astrid Michel. Außerdem habe er nichts vom Termin gewusst.
Dazu erklärt Hauptamtsleiter Christoph Liebmann: Beide Kandidaten hätten auf ihre Bewerbung eine Eingangsbestätigung mit dem Hinweis auf die Veranstaltung bekommen. Zudem sei auf der Homepage sowie im Amtsblatt der Gemeinde auf den Ausschuss hingewiesen worden. „Es ist allerdings formell nicht nötig, dass die Kandidaten beim Ausschuss dabei sind“, so Liebmann. Zur Kandidatenvorstellung am Donnerstag, 20. September, ab 19 Uhr, will Zein anscheinend aber kommen. Er habe dies angekündigt, so Liebmann.
„Keine Zeit wegen Arbeit in der Schweiz“
Astrid Michel berichtet weiter: „Er erzählte mir, er arbeite in der Schweiz und müsse sich auch um seine hunderte Kilometer entfernt lebende Mutter kümmern. Darum habe er keine Zeit, sich in Amtzell zu zeigen.“Zudem habe er im Laufe des Gesprächs angefangen, auf die aktuelle Regierung sowie auf die Presse zu schimpfen, erzählt sie: „Auf meinen Einwand „also AfD-nah?“antwortete er nach kurzem Zögern ,ja’.“Und zur Frage, warum er Bürgermeister in Amtzell werden wolle, habe er gesagt „man habe es ihm geraten, und er wolle es versuchen“. Den Bürgermeister oder die Gemeinde kenne er aber nicht näher, so die Amtzellerin. Laut Michel bekundete Zein in dem Gespräch außerdem, kein Interesse an einem Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“zu haben. Auf mehrere Versuche der Schwäbischen Zeitung, Kontakt aufzunehmen, hat der Kandidat bisher nicht reagiert. Über das Hauptamt der Gemeinde ließ Zein ausrichten: Es sei durch seine Arbeit in der Schweiz schwierig, mit der SZ Kontakt aufzunehmen.