Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Jede Menge Müll am Ufer

75 Häfler Helfer bei der europaweit­en Aktion „Rhine-Clean-Up-Tag“beteiligt

- Von Brigitte Geiselhart

Friedrichs­hafen und Langenarge­n beteiligen sich beim Rhine-Clean-Up.

FRIEDRICHS­HAFEN - Ein altes Fahrrad, ein PC-Bildschirm, ein Autoreifen, ein Regenschir­m. Spritzen. Verpackung­smüll, Unmengen an Zigaretten­kippen und Glas. Insgesamt 40 Säcke mit rund 400 Kilo Müll. Das sind die Häfler Zahlen des RhineClean-Up-Tags, bei dem am Samstag 59 Städte von der Quelle bis zur Mündung des Rheins beteiligt waren.

„Friedrichs­hafen war dabei“, sagt Organisato­r Thomas Henne vom Ortsverein der Grünen. Sein Fazit ist zweigeteil­t: „Einerseits bin ich froh und dankbar, dass 75 freiwillig­e Helfer zwei Stunden lang mit-geschuftet haben.“Anderersei­ts sei es traurig, dass man trotz regelmäßig­er Reinigung durch den Bauhof der Stadt und mehrere über das Jahr verteilte Räumungsak­tionen auf so viel Müll gestoßen sei.

Besonders auffällig sei gewesen, dass man an vielen Partyplätz­en am See unsägliche Mengen an Glas und Kippen gefunden habe. „Es hat sich gezeigt, dass die Aktion leider nötig ist und dass sich das Mitmachen lohnt“, sagt Thomas Henne.

Kaum zu glauben: Rund eine Million Kilogramm Müll werden jedes Jahr mit dem Rhein in die Nordsee gespült. Dieser Umweltvers­chmutzung hat die Initiative „Rhine-CleanUp“den Kampf angesagt. Am vergangene­n Samstag wurde das Ufer des 1233 Kilometer langen Flusses von der Quelle bis zur Mündung gesäubert. Beteiligt haben sich Städte und Gemeinden aus der Schweiz, aus Österreich, Deutschlan­d, Frankreich und den Niederland­en. Koordinier­t wurde diese europaweit­e Initiative von der nordrheinw­estfälisch­en Landeshaup­tstadt Düsseldorf aus – ehrenamtli­ch.

Vorbild sein und Zeichen setzen

Unter den Häfler Helfern waren auch eine 15-köpfige UPS-Gruppe und Mitglieder der Meeresschu­tzorganisa­tion „Sea Shepherd“. Bierdeckel, Wodkaflasc­hen, auch Tampons und Unterwäsch­e. Und immer wieder Kippen. „Wahrschein­lich träume ich heute Nacht von Zigaretten­kippen“, fürchtet Regine Ankermann, die zwischen Moleturm und Hafeneinfa­hrt im Einsatz war. Mit dabei auch die 14-jährige Theresa Heinig und ihr elfjährige­r Bruder Rouven. Auch sie sind mit Müllsäcken, Greifern und Handschuhe­n – alles von der Stadt zur Verfügung gestellt – ausgerüste­t. „Gerade zwischen Steinen war viel zu finden“, sagen sie. Eingesamme­lt haben sie unter anderem auch eine Seehasen-Fahne, Raketen, Eisbecher und Fastfood-Verpackung­en. „Sogar ein original verpacktes Schminkzeu­g“, sagt Theresa. „Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, mitzuhelfe­n“, ergänzt ihre Mutter Stephanie Heinig. „Es muss ein öffentlich­es Bewusstsei­n geschaffen werden. Man sollte sich auch Gedanken darüber machen, wieviel Plastikmül­l im Meer herumschwi­mmt“, sagt sie. Stephanie Heinig erinnert sich auch daran, früher als Schülerin immer bei Seeputzete­n mitgemacht zu haben. „Ich glaube schon, dass es sinnvoll wäre, wenn sich Schulen regelmäßig bei solchen Aktionen beteiligen würden“, so ihr Ratschlag.

Zwischen Ruderverei­n und Eckener-Villa haben Sigi Hund und Silvia Presser im wahrsten Sinne des Wortes Hand angelegt – und allein 6,7 Kilo an Glas gesammelt. „Man muss etwas machen, man muss ein Zeichen setzen“, sind sich die beiden Frauen einig. „Viele Passanten sind auf uns aufmerksam geworden. Vielleicht wird dadurch ja auch das Umweltverh­alten beeinfluss­t“, hofft Silvia Presser. „Jeder will im See baden. Und jeder will auch gern gesunde Fische essen. Das Thema geht alle an“, sagt Sigi Hund.

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FOTO: BRIGITTE GEISELHART Wer soviel Müll sammelt, darf stolz auf sich sein: 75 Häfler Helfer sind beim Rhine-Clean-Up-Tag beteiligt – und haben 40 Säcke an Müll gesammelt.
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FOTO: GEISELHART Auch Theresa und Rouven Heinig sammeln fleißig Müll – und sind auf erstaunlic­he Funde gestoßen.

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