Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Es singt und nervt der Flaschenöffner
Für Fußball interessieren sich Hanna und Levi bislang kein bisschen. Ok, mit zwei und knapp sechs Jahren haben sie noch ein bisschen Zeit, um Begeisterung dafür zu entwickeln. Aber wenn Rhythmische Sportgymnastik sie eines Tages glücklicher machen sollte, dann soll mir das auch recht sein. Vor Kurzem haben sie allerdings Papas Spezial-Flaschenöffner entdeckt. Der hat einen Lautsprecher, und immer dann, wenn man eine Flasche damit öffnet, erklingt die Fanhymne des FC Bayern. Das finden die beiden Kurzen richtig cool. Und seitdem sie herausgefunden haben, dass der Flaschenöffner auch dann „Stern des Südens“ertönen lässt, wenn sie ein bisschen mit einem Metalllöffel daran herumspielen, vergehen kein Frühstück und kein Abendessen mehr ohne „Stern des Südens“-Dauerbeschallung. Selbst als Bayern-Anhänger ist das mittlerweile nur noch schwer zu ertragen – zumal es sich musikalisch ja auch wahrlich um kein Meisterwerk handelt.
Versuche, eine ähnliche Begeisterung für richtige Musik zu wecken – von Bands wie Pearl Jam, Placebo oder Sour Mash – sind bislang leider kläglich gescheitert. Allenfalls „Hey, hey Wickie“, „Komm mit nach Lego City“oder „Kleiner roter Traktor“könnten „Stern des Südens“zufriedenstellend ersetzen. Selbst wenn es entsprechende Flaschenöffner gäbe, wäre dadurch aber nichts gewonnen, weil der Ohrwurm- und Nervfaktor sich auf ähnlichem Level bewegt.
Und nun? Das Ding entsorgen und riskieren, dass Uli Hoeneß mir persönlich die Mitgliedschaft kündigt? Wegsperren und hoffen, dass das Versteck wenigstens zwei oder drei Tage unentdeckt bleibt? Oder etwa mit pädagogischer Strenge die Flaschenöffner-Inbetriebnahme unter Strafandrohung untersagen? Ach, was soll’s: FC Bayern, Stern des Süüüüüdens, du wirst nieeeemals untergeeeeehn...