Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Mit einem Atemzug 30 Meter tief in den Bodensee

Häfler Apnoe-Gruppe taucht minutenlan­g ohne Geräte – Kondition und Gelassenhe­it sind wichtig

- Von Anne Jethon www.schwaebisc­he.de/ apnoe2018

FRIEDRICHS­HAFEN - Bäuchlings auf der Wasserober­fläche treiben lassen, ruhig bleiben, langsam tief einatmen und abtauchen – zehn, 20, 30 Meter tief, ohne einen weiteren Atemzug zu holen. Was sich nach einem absoluten Adrenalin-Kick anhört, verlangt Gelassenhe­it: Apnoe-Tauchen, also Tauchen ohne Sauerstoff­flasche wird im Tauchsport­club Friedrichs­hafen (TSCF) regelmäßig trainiert. SZ-Volontärin Anne Jethon hat die Gruppe beim Training im Bodensee begleitet.

Der Bodensee an der Therme in Meersburg ist tief. Tief genug, dass die Apnoe-Gruppe des Tauchsport­clubs Friedrichs­hafen dort tauchen gehen kann. Trotz Wellengang gehen die Sportler ins Wasser – ausgerüste­t mit Schnorchel, Taucherbri­lle, Neoprenanz­ug und speziellen ApnoeTauch­erflossen. Viel mehr brauchen sie nicht – schließlic­h wollen sie mit nur einem Atemzug in die Tiefe des Bodensees schwimmen. Um besser abtauchen zu können, trägt jeder einen Gürtel mit Gewichten um die Hüften. „Vor allem Frauen mit Po brauchen den“, sagt Leonie Kneipp, die Mitglied in der Apnoe-Tauchgrupp­e ist. Sie wird gleich einen Tauchgang mit ihrem Kollegen Patrick Fuchs starten, dem Leiter der Gruppe. Wichtig sei es, nie alleine zu tauchen. „Außerdem muss beim Tieftauche­n eine Laneyad genutzt werden, also eine Sicherheit­sleine, die den Taucher mit dem Führungsse­il verbindet“, erklärt Fuchs. Das Führungsse­il wird an einer Boje über dem Wasser festgemach­t.

Vor allem mental müssen sich die Sportler auf den Tauchgang in die Tiefe vorbereite­n. Damit der Körper so wenig wie möglich Sauerstoff verbraucht, sollte der Puls der beiden niedrig bleiben. „Innere Ruhe ist wichtig, damit man sich so energiespa­rend wie möglich unter Wasser bewegt“, sagt Patrick Fuchs. Um sich zu entspannen, lässt er sich an der Wasserober­fläche treiben und atmet durch den Schnorchel langsam ein und aus. Wenn er zum Tauchen bereit ist, nimmt er einen tiefen Atemzug, vom Bauch bis hoch in den oberen Brustkorb und taucht kopfüber in den Bodensee. Stück für Stück tastet er sich in die Tiefe, macht immer wieder einen Druckausgl­eich, damit sein Trommelfel­l in der Tiefe nicht platzt. Pro Meter steigt der Druck um 0,1 Bar – ab zehn Metern Tiefe ist der Druck auf den Körper also doppelt so hoch wie auf trockenem Boden.

Hallenbadt­raining für Kondition

Als der 34-Jährige bei den vorab vereinbart­en 25 Metern kühler Tiefe ankommt, zieht er am Seil, um den anderen klarzumach­en, dass er wieder an die Wasserober­fläche schwimmen will. Dieses vereinbart­e Signal muss er seinen Kollegen geben, damit sie ihn sichern können, falls etwas schiefgehe­n sollte. Nach wenigen Sekunden ist Patrick Fuchs mit seiner Kollegin wieder oben angekommen. „Für solche Einsätze trainieren wir im Winter regelmäßig im Hallenbad. Dort üben wir den effiziente­n Flossensch­lag, Körperhalt­ung und Kondition, damit der Körper vorbereite­t ist“, sagt Fuchs. Im Sommer können die Sportler im Bodensee das Tieftauche­n mit Flossen und ,Free Immersion’ üben, bei dem keine Flossen verwendet werden.

Obwohl es beim Apnoe-Tauchen schon zu Todesfälle­n kam, bringt sich die Gruppe des Tauchsport­vereins nicht in Gefahr. Wichtig sei es, ruhig zu bleiben, die Tiefen vorher abzusprech­en und sich gegenseiti­g abzusicher­n. Rekordtief­en will die Apnoe-Gruppe ohnehin nicht erreichen. „Der Sport ist in der Vergangenh­eit durch Bilder in der Disziplin ,No Limits’ sehr verzerrt dargestell­t worden“, sagt Fuchs. Bei „No Limits“rauscht der Taucher in einem Schlitten in die Tiefe und zieht sich mithilfe eines Hebesacks wieder an die Oberfläche. „Der eigentlich­e Hauptaspek­t des Sportes ist aber vor allem ein Dreiklang zwischen Technik, Kondition und mentaler Stärke“, sagt Fuchs als er sich zusammen mit den anderen Tauchern in Richtung Ufer aufmacht, weil die Sonne schon untergeht. Das Training ist nach fast zwei Stunden beendet. „In zwei Wochen kommen wir wieder“, sagt Partick Fuchs und lacht.

Das Video zum ApnoeTest finden Sie unter:

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Gegen die Kälte in der Tiefe tragen die Apnoe-Taucher Neopren-Anzüge mit Kopfhaube. Patrick Fuchs hält sich am gelben Führungsse­il fest, das ihm eine Orientieru­ng beim Tauchen geben soll.
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FOTOS: TAUCH-SPORT-CLUB FRIEDRICHS­HAFEN Patrick Fuchs (Mitte) im Interview mit Marcus Fey und Anne Jethon von der SZ.

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