Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Mit einem Atemzug 30 Meter tief in den Bodensee
Häfler Apnoe-Gruppe taucht minutenlang ohne Geräte – Kondition und Gelassenheit sind wichtig
FRIEDRICHSHAFEN - Bäuchlings auf der Wasseroberfläche treiben lassen, ruhig bleiben, langsam tief einatmen und abtauchen – zehn, 20, 30 Meter tief, ohne einen weiteren Atemzug zu holen. Was sich nach einem absoluten Adrenalin-Kick anhört, verlangt Gelassenheit: Apnoe-Tauchen, also Tauchen ohne Sauerstoffflasche wird im Tauchsportclub Friedrichshafen (TSCF) regelmäßig trainiert. SZ-Volontärin Anne Jethon hat die Gruppe beim Training im Bodensee begleitet.
Der Bodensee an der Therme in Meersburg ist tief. Tief genug, dass die Apnoe-Gruppe des Tauchsportclubs Friedrichshafen dort tauchen gehen kann. Trotz Wellengang gehen die Sportler ins Wasser – ausgerüstet mit Schnorchel, Taucherbrille, Neoprenanzug und speziellen ApnoeTaucherflossen. Viel mehr brauchen sie nicht – schließlich wollen sie mit nur einem Atemzug in die Tiefe des Bodensees schwimmen. Um besser abtauchen zu können, trägt jeder einen Gürtel mit Gewichten um die Hüften. „Vor allem Frauen mit Po brauchen den“, sagt Leonie Kneipp, die Mitglied in der Apnoe-Tauchgruppe ist. Sie wird gleich einen Tauchgang mit ihrem Kollegen Patrick Fuchs starten, dem Leiter der Gruppe. Wichtig sei es, nie alleine zu tauchen. „Außerdem muss beim Tieftauchen eine Laneyad genutzt werden, also eine Sicherheitsleine, die den Taucher mit dem Führungsseil verbindet“, erklärt Fuchs. Das Führungsseil wird an einer Boje über dem Wasser festgemacht.
Vor allem mental müssen sich die Sportler auf den Tauchgang in die Tiefe vorbereiten. Damit der Körper so wenig wie möglich Sauerstoff verbraucht, sollte der Puls der beiden niedrig bleiben. „Innere Ruhe ist wichtig, damit man sich so energiesparend wie möglich unter Wasser bewegt“, sagt Patrick Fuchs. Um sich zu entspannen, lässt er sich an der Wasseroberfläche treiben und atmet durch den Schnorchel langsam ein und aus. Wenn er zum Tauchen bereit ist, nimmt er einen tiefen Atemzug, vom Bauch bis hoch in den oberen Brustkorb und taucht kopfüber in den Bodensee. Stück für Stück tastet er sich in die Tiefe, macht immer wieder einen Druckausgleich, damit sein Trommelfell in der Tiefe nicht platzt. Pro Meter steigt der Druck um 0,1 Bar – ab zehn Metern Tiefe ist der Druck auf den Körper also doppelt so hoch wie auf trockenem Boden.
Hallenbadtraining für Kondition
Als der 34-Jährige bei den vorab vereinbarten 25 Metern kühler Tiefe ankommt, zieht er am Seil, um den anderen klarzumachen, dass er wieder an die Wasseroberfläche schwimmen will. Dieses vereinbarte Signal muss er seinen Kollegen geben, damit sie ihn sichern können, falls etwas schiefgehen sollte. Nach wenigen Sekunden ist Patrick Fuchs mit seiner Kollegin wieder oben angekommen. „Für solche Einsätze trainieren wir im Winter regelmäßig im Hallenbad. Dort üben wir den effizienten Flossenschlag, Körperhaltung und Kondition, damit der Körper vorbereitet ist“, sagt Fuchs. Im Sommer können die Sportler im Bodensee das Tieftauchen mit Flossen und ,Free Immersion’ üben, bei dem keine Flossen verwendet werden.
Obwohl es beim Apnoe-Tauchen schon zu Todesfällen kam, bringt sich die Gruppe des Tauchsportvereins nicht in Gefahr. Wichtig sei es, ruhig zu bleiben, die Tiefen vorher abzusprechen und sich gegenseitig abzusichern. Rekordtiefen will die Apnoe-Gruppe ohnehin nicht erreichen. „Der Sport ist in der Vergangenheit durch Bilder in der Disziplin ,No Limits’ sehr verzerrt dargestellt worden“, sagt Fuchs. Bei „No Limits“rauscht der Taucher in einem Schlitten in die Tiefe und zieht sich mithilfe eines Hebesacks wieder an die Oberfläche. „Der eigentliche Hauptaspekt des Sportes ist aber vor allem ein Dreiklang zwischen Technik, Kondition und mentaler Stärke“, sagt Fuchs als er sich zusammen mit den anderen Tauchern in Richtung Ufer aufmacht, weil die Sonne schon untergeht. Das Training ist nach fast zwei Stunden beendet. „In zwei Wochen kommen wir wieder“, sagt Partick Fuchs und lacht.
Das Video zum ApnoeTest finden Sie unter: