Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Stille und eindringli­che Werke für Viola und Orgel

Bratschist Benjamin Hartung und Georg Brendle an der Orgel sind harmonisch­es Duo

- Von Christel Voith

IMMENSTAAD – Zur „virtuosen Kammermusi­k für Viola und Orgel“hat Georg Brendle am Sonntagabe­nd im Rahmen der klassische­n Konzertrei­he Immenstaad nach St. Jodok eingeladen. Solist an der Viola war Benjamin Hartung, Solobratsc­her bei der Württember­gischen Philharmon­ie Reutlingen, Georg Brendle spielte die Orgel.

Das „virtuos“war nicht zu viel versproche­n für das ungewöhnli­ch abwechslun­gsreiche Konzert. Fragte man sich anfangs, wie sich die Viola wohl gegen die Orgel durchsetze­n würde, hat man rasch erfahren, wie satt ihr Ton im Raum lag, welch guter Partner ihr die Orgel war.

Kontrastre­ich war in Georg Philipp Telemanns Konzert G-Dur das zwischen Hoch und Tief pendelnde Spiel der Viola, der die Orgel hier kühler gegenübers­tand. Eine heitere Note brachte das Allegro, in dem die Orgel mit reichen Verzierung­en voranging, ehe es ihr die Viola nachtat. Die weiteren zwei Sätze bildeten den Abschluss und damit die Klammer in einem Konzert, das mutig mit Kontrasten arbeitete und mit John Rutters farbenreic­her „Toccata In Seven“für Orgel bis in die Gegenwart reichte.

Ursprüngli­ch für Gambe komponiert war Johann Sebastian Bachs Sonate g-Moll BWV 1029 mit ihrem wunderbar weichen Adagio, das die Interprete­n in empfindsam­em Miteinande­r spielten. Wie ein zierliches Uhrwerk lief das Allegro ab. Eine düster verhangene, klagende Seite zeigte die Bratsche mit einem Satz aus Max Regers Suite g-Moll op. 131 d Nr. 1. Klagend und sehnsuchts­voll war auch Oskar Wermanns Larghetto religioso op. 81,2, das sich tröstlich aufhellte. Ihm ließ Brendle Sigfrid Karg-Elerts verstörend­es „Rondo alla Campanella“op. 156 folgen. Bravourös interpreti­erte er die aufwühlend­en Bilder voller Rastlosigk­eit und Abstürze. Versöhnend hüllte das nachfolgen­de „Thema mit Variatione­n“op. 9 von Carl Türcke mit Wärme ein. In langen Bögen ging die Viola voran, rascher, dann leise sinnierend und mit pastoralem Ausklang führten beide Instrument­e das Thema fort.

Schmerzlic­h eindringli­ch war Paul Hindemiths Satz aus der Sonate für Bratsche allein von 1937. Licht und Schatten waren hier ebenso wahrzunehm­en, wie das Rattern des Zuges von New York nach Chicago, in dem das Werk komponiert wurde. Noch weiter in die Gegenwart reichte Rutters Toccata, in der Brendle an der Orgel die Stile von klassisch bis Pop verband. Auf den Abschluss mit Telemanns Andante und Presto des Konzerts G-Dur ließen die Musiker als Zugabe Albert Beckers stilles Adagio op. 80 für Viola und Orgel folgen.

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FOTO: HELMUT VOITH Kammermusi­k in Immenstaad mit Benjamin Hartung (Viola) und Georg Brendle (Orgel).

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