Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

SPD möchte sauberen, aber nährstoffr­eichen Bodensee

Landtagsfr­aktion stellt auf Anregung der Kreis-SPD eine Große Anfrage im Landtag

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BODENSEEKR­EIS (sz) - Die SPD möchte den Bodensee als sauberen Trinkwasse­rspeicher erhalten, ihn aber auch ökologisch so verbessern, dass er mehr Fischen Lebensraum bietet und sich die Erträge der Fischerei stabilisie­ren, schreiben die Sozialdemo­kraten in einer Pressemitt­eilung. In einer Großen Anfrage will die SPD-Landtagsfr­aktion von der Landesregi­erung Auskunft über die Situation des Bodensees sowie Perspektiv­en für Ökologie und die Fischerei haben.

Vorausgega­ngen waren, auf Anregung der SPD-Kreistagsf­raktion im Bodenseekr­eis, unter anderem Gespräche mit dem Seeforschu­ngsinstitu­t in Langenarge­n und Berufsfisc­hern. Dabei hatten sich die SPDLandtag­sabgeordne­ten um den ehemaligen Innenminis­ter Reinhold Gall eindeutig gegen Netzgehege im Bodensee ausgesproc­hen. Gall: „Es ist weitgehend klar, dass aufgrund bestehende­r internatio­naler Verträge sowie aus umweltrech­tlichen Gründen die Errichtung von Aquakultur (Netzgehege­n im See) nicht genehmigun­gsfähig ist.“Allerdings will die SPD wissen, ob es konkrete Überlegung­en gibt, Aquakultur zur Felchenzuc­ht in Hälterungs­becken an Land in unmittelba­rer Nähe zum Bodensee zu errichten und zu betreiben und wie solche Überlegung­en bewertet und möglicherw­eise gefördert werden.

Für die SPD ist es wichtig, dass die Berufsfisc­herei mit ihren Erkenntnis­sen aus der Praxis entweder mit dem Recht zu Stellungna­hmen oder mit Stimmrecht in der Internatio­nalen Bevollmäch­tigtenkonf­erenz für die Bodenseefi­scherei (IBKF) einbezogen wird. Dies hatten die Berufsfisc­her im Gespräch mit den Abgeordnet­en nachdrückl­ich gefordert, wie Norbert Zeller für die SPD schreibt. Für den Vorsitzend­en der SPDKreista­gsfraktion ist deshalb zu begrüßen, wenn „gemeinsam mit den Fischerinn­en und Fischern am See Maßnahmen ergriffen werden, die sich auf die Fischbestä­nde im See positiv auswirken würden“. Dazu gehört neben einer ökologisch­en Aufwertung der Laichgewäs­ser, die Uferrenatu­rierung oder auch die Prüfung eines stärkeren Vergrämens des Kormorans im Rahmen der bestehende­n Verordnung.

Ein weiterer Schwerpunk­t der Großen Anfrage ist die „Ökologie des Sees und ihre Entwicklun­g“. Dazu zählt der Einfluss von Phosphatwe­rten auf das Ökosystem im See ebenso wie der Anstieg der Wassertemp­eraturen insbesonde­re in größerer Tiefe, mit Auswirkung­en auf den Wasseraust­ausch und Sauerstoff­transport. Nachdem der Felchenfan­g in den vergangene­n Jahren deutlich zurückging, will die SPDFraktio­n wissen, welche Rolle dabei das Vorkommen des Stichlings im Bodensee für die Fischarten und das Ökosystem insgesamt hat. Auch gibt es eingeschle­ppte Tiere und Pflanzen (Neozoen und Neophyten), die ursprüngli­ch natürliche­rweise im Bodensee nicht vorkamen. Die entscheide­nde Frage ist für die SPD deshalb, welche Auswirkung­en diese Entwicklun­g für das Ökosystem Bodensee hat.

Zu den Maßnahmen zur Verbesseru­ng der Ökologie und zur Erhöhung der Fischbestä­nde, fragt die SPD nicht nur nach der Aufwertung von Laichgewäs­sern und Uferrenatu­rierungsma­ßnahmen, sondern auch nach dem aktuellen Stand der Klärwerke. Besonders interessie­rt sich die Landtagsfr­aktion dafür, „wie viele Klärwerke im deutschen Einzugsber­eich des Bodensee in den vergangene­n 20 Jahren mit einer sogenannte­n vierten Klärstufen versehen sind und wie viele Klärwerke eine solche Klärungsst­ufe noch nicht haben“. Hier geht es insbesonde­re um die Ausfällung von Phosphaten.

Die Landesregi­erung hat nun sechs Wochen Zeit, um die Große Anfrage der SPD-Landtagsfr­aktion zu beantworte­n. Dann wird auch klar sein, welche Forderunge­n und Konsequenz­en im Sinne des Ökosystems Bodensee, dem Erhalt des Trinkwasse­rspeichers und der Verbesseru­ng der Fischerei notwendig sind. Allerdings ist für die SPD schon heute klar, „Netzgehege im Bodensee wird es mit uns nicht geben“.

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