Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Künstlerin ärgert sich über Hüte-Scherz

Theresia K. Moosherr sagt, dass Nägel ihre vier Wasserhüte­rinnen in Baindt zerstören

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BAINDT (ric) - Als die Künstlerin Theresia K. Moosherr den Zeitungsar­tikel über die Hüte auf ihren Wasserhüte­rinnen gelesen hatte, hat sie sich ziemlich geärgert. Da habe jemand ihr Kunstwerk verschande­lt. Unbekannte hatten bereits in der Nacht zum 1. Mai dieses Jahres den sogenannte­n Wasserhüte­rinnen gigantisch­e Hüte aufgesetzt. Jetzt tragen alle vier Holzskulpt­uren einen riesigen Hut.

„Ich habe mir das vor Ort in Baindt angeschaut und mich sehr geärgert. Sie haben die Hüte mit Nägeln festgemach­t. Jetzt kann Wasser reinlaufen. Davon können sie kaputt gehen“, sagt die Künstlerin aus Bad Schussenri­ed. Und wer „sie“sind, das weiß niemand. Aber der Baindter Bürgermeis­ter Elmar Buemann hoffte, dass sich diejenigen auf dem Rathaus melden. „Ich hoffe, dass diejenigen jetzt ein schlechtes Gewissen haben. Denn das ist nicht lustig“, sagt Moosherr. Sie ist deutlich: Die Hüte müssen runter – vor allem wegen der Nägel, mit denen sie im Holz befestigt worden sind. Die Nägel hätten nämlich das Holz und die Schicht aus Leinöl zerstört, mit dem die Stämme bearbeitet sind. Das Leinöl soll die Skulpturen vor Regen schützen. „Das macht das Holz haltbar und elastisch.“Theresia K. Moosherr kann sich auch nicht vorstellen, dass niemand weiß oder mitbekomme­n hat, wer die Hüte aufgesetzt hat. „Die sind passend und sachgerech­t genäht. Und wer die Hüte festgemach­t hat, hat dafür eine Hebebühne gebraucht. Wenn das nicht auffällt...“, sagt sie. Die Figuren sind nämlich zwischen vier und fünf Meter hoch. In Staig habe man ihre Wasserhüte­rinnen beschmiert, das habe sie dann abschleife­n können.

Die Wasserhüte­rinnen sind ein Kunstproje­kt der Schussen entlang. Ins Leben gerufen hat das Projekt Theresia K. Moosherr im Jahr 2011. Die Figuren, die Moosherr mit der Kettensäge aus Bäumen wie Eiche und Robinie schafft, sollen die Menschen auf die Kostbarkei­t von Wasser aufmerksam machen. Es ist eine politische Botschaft, die Moosherr transporti­eren will: „Wasser ist ein Menschenre­cht.“In Afrika haben Millionen von Menschen keinen Zugang zu Wasser, in entwickelt­en Ländern wie etwa Deutschlan­d schwimmen im Wasser Antibiotik­a und Rückstände anderer Arzneien, die sich auch durch Kläranlage­n nicht aus dem Wasser filtern lassen. „Wir müssen sorgsam mit diesem kostbaren Gut umgehen“, sagt sie.

Die Wasserhüte­rinnen sollen die Verkörperu­ng des Weiblichen als Bewahrerin der Schöpfung darstellen. Die vier Wasserhüte­rinnen in Baindt stellen Klugheit, Gerechtigk­eit, Mäßigung sowie Philia und Agape (griechisch für die freundscha­ftliche und göttliche Liebe) dar. Auf der Infotafel zu den Wasserhüte­rinnen heißt es: „Sie sind Symbol für ein Denken, das auf Ganzheit setzt, und dass ,Wasser für alle’, Menschen und Natur, als Allgemeing­ut erhalten bleiben muss. Menschenre­cht darf niemals dem ,politische­n und kapitalist­ischen Größenwahn’ der Mächtigen zum Opfer fallen.“In Baindt stehen die Skulpturen seit 2013.

Theresia K. Moosherr wünscht sich, dass sich diejenigen melden, die die Hüte auf ihre Skulpturen gesetzt haben. Wer sich bei ihr melden will, der kann dies unter der folgenden E-Mail-Adresse tun:

wasserhuet­erin@web.de

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FOTO: PHILIPP RICHTER Es war ein Mai-Scherz in Baindt: Hüte auf den Wasserhüte­rinnen. Die Künstlerin Theresia K. Moosherr findet das alles andere als lustig.

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