Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Spaßhalber zum Mond
Japanischer Mode-Milliardär jettet mit SpaceX ins Weltall – Yusaku Maezawa ist schwerreich und etwas schräg
Japan ist begeistert und ein bisschen abgehoben. Ein Sohn Nippons darf als erster Weltraumtourist den Mond umrunden. Die Nachricht aus den USA sorgte am Dienstag im fernöstlichen Industriestaat für große Schlagzeilen und helle Begeisterung. In Los Angeles hatte SpaceX-Chef Elon Musk am Montagabend bekanntgegeben, dass der Milliardär Yusaku Maezawa für ihn die erste Wahl ist.
Der 42-jährige Glückliche war bei der Show selbst dabei. „Das ist mein Lebenstraum. Seit ich ein Kind bin, liebe ich den Mond“, strahlte der Japaner in die vielen Kameras. Die spektakuläre Reise soll 2023 stattfinden und rund eine Woche dauern. Das Raumschiff „Big Falcon Rocket“(BFR) werde um den Mond herum fliegen und sich ihm etwa auf 200 Kilometer nähern, sagen die Experten.
Künstler sollen mitfliegen
Die Entscheidung ist eine Überraschung. Es hatte im Vorfeld viele Gerüchte über mögliche Prominente gegeben. Im Gespräch waren Schauspieler Leonardo Di Caprio und Popstar Justin Bieber. Der japanische Unternehmer will jedoch auch nicht allein fliegen. Er möchte sechs bis acht Künstler aus aller Welt auf seine Vergnügungsreise ins Weltall einladen. Sie werden gratis fliegen und sollen Inspirationen für Kunstprojekte sammeln. An welche Künstler er denke, wollte Maezawa jetzt noch nicht verraten. Er denke an Maler, Fotografen, Modedesigner und Architekten. „Die Menschheit wurde auch von Künstlern geprägt, das will ich fortführen“, begründet er seinen erklärten Willen. „Was werden sie fühlen, wenn sie die Erde sehen und was werden sie dann schaffen?“
Bisher noch offen bleibt auch, ob der Technikunternehmer Elon Musk selbst mit von der Partie ist. Was der Japaner für dieses Abenteuer zahlt, bleibt ebenfalls ein großes Geheimnis. Es sei sehr, sehr viel Geld, sagte Musk. Die Kosten für die neue Monsterrakete BFR bezifferte Musk auf schätzungsweise fünf Milliarden Dollar.
Vor dem Mondflug des Japaners mit seinem Künstlerteam werde die Rakete natürlich in mehreren Versuchen erprobt. Die Ära des Weltraumtourismus begann bereits 2001. Damals flog der kalifornische Geschäftsmann Dennis Tito mit einer russischen Rakete zur Internationalen Weltraumstation. Der Trip war von der in Virginia ansässigen Firma Space Adventures organisiert worden, die mittlerweile mehrere gut zahlende Passagiere befördert hat.
Rakete für den Mars in Arbeit
SpaceX-Chef Musk räumte auf der Präsentation in Los Angeles ein, dass die Anzahlung des Japaners wesentlich dazu beiträgt, die Entwicklung der Monsterrakete fortzuführen. Man baue bereits an einem Flugkörper, der nicht nur zum Mond, sondern auch zum Mars und zu anderen Planeten des Sonnensystems fliegen kann. Musk warnte den Japaner: „Es ist ein wirklich sehr gefährliches Vorhaben – aber wir werden alles für deine Sicherheit tun.“
Gleichzeitig bescheinigte er Maezawa aber, „er sei der mutigste Mensch, derjenige, der es am meisten will, und der größte Abenteurer“.
Auch in Japan fragen sich viele Menschen: Wer ist dieser Maezawa überhaupt und womit ist er so reich geworden. Viel weiß man offenbar nicht. Sein Vermögen wird vom Wirtschaftsmagazin Forbes auf 3,6 Milliarden Dollar taxiert. In den japanischen Medien wird er auf der Liste der reichsten Japaner auf Platz 14 eingestuft.
Der geschiedene Vater mit einem Kind betreibt seit 2004 vor allem die erfolgreiche Online-Fashion-Plattform „Zozotown“, die damit wirbt, Kleidung nach Maß herzustellen. Man brauche keine Standardgrößen, sondern schneide alles auf die konkrete Figur zu, lautet das Motto. 1998 spielte er noch in einer Band, als er die übergeordnete Firma Start Today gründete, die Musik-CDs und bereits zunehmend Kleidung verkaufte. Start Today ist seit 2007 an der Tokioter Börse gelistet.
Maezawa gilt als unkonventioneller und zurückhaltender Unternehmer, der aber auch Sprüche klopfen kann wie: „Man sollte nur drei Tage die Woche zur Arbeit kommen.“Eine gewisse Bekanntheit erlangte er auch als Kunstmäzen. 2012 gründete er in Tokio die „Contemporay Art Foundation“, in den zurückliegenden zwei Jahren soll er Arbeiten des US-Künstlers Jean-Michel Basquiat für rund 170 Millionen Dollar gekauft haben.