Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Dornier setzt weiter auf Bund und Stadt
Direktor ist vom „Landshut“-Museum überzeugt, nennt aber keinen Eröffnungstermin
FRIEDRICHSHAFEN - Am Sonntag jährt sich die Rückkehr der „Landshut“nach Deutschland zu ersten Mal. Der Schauplatz einer Flugzeugentführung im Jahr 1977 soll Ort einer Ausstellung über den RAF-Terror werden, als Teil des privat geführten Dornier-Museums. Warum er keinen Eröffnungstermin mehr nennt, hat Museumschef David Dornier im Gespräch mit Martin Hennings erläutert. Er hat dabei auch gesagt, wie er sich die Finanzierung der Betriebskosten und das Verhältnis zur Stadt Friedrichshafen wünscht.
Das Thema war in allen Zeitungen, in der „Tagesschau“, im „heutejournal“.Vor knapp einem Jahr ist die „Landshut“in Friedrichshafen gelandet. Was fällt Ihnen als erstes ein, wenn Sie an den Tag denken?
Mir fällt zunächst ein, dass wir Sorge hatten, ob die Antonov, die die „Landshut“transportiert hat, überhaupt in Friedrichshafen landen kann. Aus Sicherheitsgründen durfte der Riesenvogel nur über Meckenbeuren anfliegen. Lange war nicht klar, ob das des Windes wegen klappt. Stellen Sie sich vor: Da kommen 5000 Menschen, und dann kann das Flugzeug nicht landen. Das war Nervenkitzel bis zuletzt.
Es hat ja dann gut geklappt. Was haben Sie gedacht, als die „Landshut“ausgeladen worden ist? Tolle Geschichte? Oder: Oje, was hab’ ich mit denn da ans Bein gebunden?
Ich war natürlich begeistert. Ich glaube bis heute, dass das eine gute und richtige Entscheidung war, die „Landshut“an den See zu holen. Wie oft passiert denn so eine verrückte Geschichte? Das Flugzeug war so gut wie verschollen, taucht dann in Brasilien wieder auf, kommt tatsächlich wieder nach Deutschland. Und die Landung vor einem Jahr war ja erst der Anfang der Geschichte.
Einer Geschichte, in der danach nicht mehr viel passiert ist. So zumindest der Eindruck von außen.
Das liegt vor allem daran, dass wir sehr viel mit Strukturen und anderen internen Dingen beschäftigt waren. Wichtige Aufgaben, von denen man aber von außen nichts sieht.
Um was ging’s da?
Zunächst mussten wir uns im Haus für das Projekt organisieren. Dann galt es, das Verhältnis zum Bundeskanzleramt und zur Staatsministerin für Kultur und Medien, Frau Grütters, zu regeln. Zunächst stand ja einfach das Flugzeug hier, ohne Vertrag, ohne Regelung, wer wann was macht und bezahlt.
Das ist jetzt alles geregelt?
Ja, ich bitte aber um Verständnis, wenn wir dazu keine Einzelheiten preisgeben wollen. Ich kann aber sagen, dass wir ein sehr gutes und konstruktives Verhältnis haben. Und dass wir vom Netzwerk von Frau Grütters und ihren Mitarbeitern unheimlich profitieren.
Was ist noch passiert hinter den Kulissen?
Wir haben danach einen wissenschaftlichen Beirat ausgewählt und ernannt, der bereits seine Arbeit aufgenommen hat. Und dann haben wir auch noch zwei neue wissenschaftliche Mitarbeiter gesucht, gefunden und angestellt, deren Aufgabe es nun ist, ein Konzept für die „Landshut“Ausstellung zu erarbeiten.
Sie hatten zunächst eine Eröffnung im Oktober 2019 in Aussicht gestellt. Dass der Termin nicht klappt, ist längst klar. Gibt es denn einen neuen?
Ich habe mit dem frühen Eröffnungstermin damals einen Fehler gemacht, aus der Euphorie und der Vorfreude heraus. Den Fehler wiederhole ich jetzt nicht. Wir wollen das gut und gründlich machen und uns nicht dem Vorwurf aussetzen, gehudelt zu haben. Unser Ziel ist eine qualitativ hochwertige Ausstel- lung, die auch in 20, 30, 40 Jahren noch interessant ist. Wir eröffnen, so schnell es geht, aber Qualität geht vor Schnelligkeit.
Ein Mitglied des wissenschaftlichen Beirats, der Journalist Martin Rupps, hat in einem Interview mit der Schwäbischen Zeitung unter anderem vorgeschlagen, dass die „Landshut“auch in der Nähe des Zeppelin-Museums einen Platz finden könnte. Eine gute Idee?
Nein. Herr Rupps ist bei dem Thema sehr engagiert, verkennt aber, dass wir – im Gegensatz zu ihm – wissenschaftlich arbeiten. Wir müssen nicht jeden Monat eine Schlagzeile produzieren. Herr Rupps hat noch nie ein Museum gebaut oder betrieben. Und wir haben mit dem Beirat eigentlich auch vereinbart, dass er keine Öffentlichkeitsarbeit macht.
Museumskonzept, Gebäude, wissenschaftliche Mitarbeiter – all das bezahlt der Bund. Nicht nur Herr Rupps fragt sich aber, wie das „Landshut“-Museum die laufenden Betriebskosten tragen will.
Ich glaube, am Anfang wird es einen ziemlichen Run auf das neue Museum geben. Die ersten drei oder vier Jahre wird das also gar kein Thema sein. Wir müssen aber Vorkehrungen treffen für die Zeit, wenn der Schwung ein wenig nachlässt. Wir setzen uns dafür ein, dass uns dann der Bund erneut hilft, möglicherweise über einen Unterstützungsfonds. Ich bin hierzu in Gesprächen, wir werden das regeln. Über den Punkt mache ich mir wirklich die allerwenigsten Sorgen. Wenn das Museum mal eröffnet ist, dann wird es keiner mehr sterben lassen.
Sie haben ja auch bei der Stadt Friedrichshafen um Unterstützung gebeten.
Ja, aber nie für das Thema „Landshut“. Dazu kennen wir die Haltung der Stadt und akzeptieren sie. Ich denke aber schon, dass die Industriegeschichte Friedrichshafens ohne Dornier eine komplett andere gewesen wäre. Und deshalb halte ich eine Unterstützung des bestehenden Dornier-Museums durch die Stadt oder die Zeppelin-Stiftung schon für zweckmäßig und angemessen. Die Stiftung hat schließlich für alle möglichen Projekte und Vereine Geld.
Man sagt, das Museum hier hat einen Zuschussbedarf von einer Million Euro jährlich. Stimmt denn diese Summe?
Ich werde die Zahl nicht bestätigen. Klar ist, dass dieses Museum ein Zuschussbetrieb ist. Wie alle Museen in der Region.
Eine Unterstützung durch Stadt oder Stiftung ist schwer vorstell- bar ohne ein Mitspracherecht der Kommune. Finden denn derzeit entsprechende Gespräche mit dem Rathaus statt?
Ja, wir haben aber über den Inhalt Stillschweigen vereinbart. Mit einem Mitspracherecht der Stadt hätten wir übrigens kein Problem. Alles in allem hat meine Familie rund 50 Millionen Euro in dieses Haus investiert. Wir haben gar nicht so viel davon, Stadt und Region aber profitieren von dem Haus und seinen Besuchern. Dass Friedrichshafen jetzt an einem neuen Museumskonzept arbeitet, finden wir gut. Schließlich ist die Stadt die Wiege der Luftfahrt. Wir würden uns gern in die Arbeit an diesem Konzept einbringen, was bisher noch nicht möglich ist. Wir haben immerhin ein Drittel der Museumsbesucher. Natürlich geht es bei dem Thema auch immer um Geld. Ich finde, man muss dabei auch die Frage stellen, wie viel Attraktivität bekomme ich für wie viel Geld.