Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Open-Air-Festival könnte in die zweite Runde gehen
Der Gemeinderat Markdorf stimmt dafür, eine Neuauflage der Konzertreihe auf dem Marktplatz zu prüfen
MARKDORF - Ein Open-Air-Festival für Markdorf: Die Stadt will an den Erfolg der fünftägigen Veranstaltung anlässlich des 150. Jubiläums der Stadtkapelle anknüpfen und ein Festival auf dem Marktplatz etablieren. Diesen Grundsatzbeschluss hat der Gemeinderat am Dienstagabend gefasst, obwohl es während der Diskussion so schien, als sei die Mehrheit für eine Vertagung des Beschlusses.
Dieter Bös, der die Stadtkapelle bei der Organisation des Festivals unterstützt hat, soll als Veranstalter die Organisation und das Risiko übernehmen. Unterstützung soll der frühere Inhaber der Konzertagentur Koko von Markdorfer Vereinen erhalten, die in die Betreuung und Bewirtung mit eingebunden werden sollen. Die Stadt will das Festival mit einem Betrag von 25 000 Euro bezuschussen. Außerdem plant sie, den Veranstalter durch Leistungen von Bauhof und Stadtgärtnerei zu unterstützen.
Jens Neumann, der für die Freien Wähler im Gemeinderat sitzt und als stellvertretender Vorsitzender der Stadtkapelle beim Festival als einer der Hauptorganisatoren Verantwortung trug, berichtete von den Erfahrungen. Die Zusammenarbeit mit dem Agenten Dieter Bös, den anderen Vereinen, der Stadt oder den Künstlern sei vorbildlich gewesen: „Alles hat außerordentlich gut geklappt“, sagte er. Um den direkten Anwohnern entgegenzukommen, habe die Stadtkapelle Freikarten verteilt. „Auch dafür haben wir sehr positive Rückmeldungen bekommen“, sagte er. Doch nicht nur die Organisation sei reibungslos abgelaufen. Auch die Stimmung sei hervorragend gewesen – sicherlich auch aufgrund des schönen Sommerwetters.
Kleiner Verlust für Stadtkapelle
Was die Finanzen anbelangt, wollte Neumann noch nichts genaues sagen. „Wir warten noch auf die Rechnung der Gema“, sagte er. Er rechnet damit, dass die Stadtkapelle unterm Strich einen kleinen Verlust verkraften muss. „Vermutlich werden wir mit einer roten Null abschließen“, sagte er. Dennoch zog er vorsichtig eine positive Bilanz. Der Stadtkapelle sei es nie darum gegangen, Gewinn zu erzielen. Deshalb sei sie zufrieden mit dem Ergebnis, vor allem aufgrund der hohen Beträge, die sie vorstrecken musste. „Bei Kosten von mehreren Hunderttausend Euro war das Risiko sehr hoch“, sagte er.
Aus dem Gemeinderat waren die Rückmeldungen nahezu einstimmig. Alle lobten das Engagement der Musiker und waren gegenüber einer Weiterführung des Festivals grundsätzlich positiv gestimmt. „Die Resonanzen sind sehr, sehr positiv“, lobte Benno Sandkühler (Umweltgruppe). Einzige Änderung, die er vorschlage, sei die Verkürzung von vier auf drei Konzertabende. Bürgermeister Georg Riedmann bestätigte, dass die Verwaltung ähnliche Vorstellungen habe. „An drei Abenden kann ein breites musikalisches Spektrum abgedeckt werden“, sagte er. Eine Überlegung sei, ob – ähnlich wie bei der Premiere dieses Jahr – es am Sonntag wieder einen Tag der Blasmusik oder ein Fest mit nichtkommerziellem Charakter geben solle.
Die CDU-Fraktionsvorsitzende Susanne Sträßle lobte insbesondere die Risikobereitschaft der Stadtkapelle. Sie sprach aber auch an, was offenbar viele andere Gemeinderäte genauso empfanden. „Wir tun uns schwer, eine Grundsatzentscheidung zu treffen“, sagte sie. Zu viele Fragen seien noch offen. Ähnlich formulierte es Uwe Achilles (SPD). Ihm fehlten die konkreten Zahlen, wieviel die Stadt für die Leistungen von Bauhof und Stadtgärtnerei ausgegeben habe – insbesondere, wenn das Festival künftig regelmäßig stattfinden soll. Einig waren sich die Gemeinderäte auch, dass solch eine Großveranstaltung gut in den Jahresablauf eingereiht und der Termin mit ähnlichen Veranstaltungen in der Umgebung abgestimmt werden solle. Christiane Oßwald (Umweltgruppe) war dafür, den Schwung des vergangenen Festivals zwar mitzunehmen, aber zunächst ein Konzept zu erarbeiten.
Bürgermeister Riedmann wies darauf hin, dass die Stadt durch Grundsatzbeschluss an kein konkretes Ergebnis gebunden sei. Er riet davon ab, die Entscheidung zu vertagen, weil es dann wahrscheinlich zu spät sei, um für den nächsten Sommer attraktive Künstler zu engagieren. Der Beschluss bedeutet, dass die Stadt nun eine Neuauflage des Festivals prüft und dann die weiteren Planungen veranlasst. Bei drei Gegenstimmen nahm der Gemeinderat den Vorschlag der Verwaltung mehrstimmig an.