Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Alternativen zum Absprung bieten
Wie der Vater, so die Tochter. „Ich komme aus einer Handwerkerfamilie und daher kommt wohl mein handwerkliches Geschick“, sagt Anika Arthun. Die 20-Jährige ist im dritten Lehrjahr zur Malerin und Lackiererin. Büro oder Industrie sind nichts für die junge Frau. „Jeden Tag dasselbe, das ist mir zu langweilig.“Anika Arthun mag ihren Beruf, weil er Abwechslung bringt. Keine Baustelle sei wie die andere. Einige ihrer Freundinnen lernen kaufmännische Berufe, zufrieden seien die wenigsten, weil deren Tätigkeiten oft eintönig und wenig abwechslungsreich seien. Ihre Arbeit als Malerin sei zwar anstrengend, aber mit Ehrgeiz schaffe sie das. „Im nächsten Jahr schließe ich meine Ausbildung ab, dann will ich erst einmal einige Jahre als Gesellin in meinem Ausbildungsbetrieb arbeiten.“Die Zeit wird dann zeigen, wie es weitergeht und ob sie eventuell den Meister macht. Claus Striebel heute schon. Für das vergangene und auch das aktuelle Ausbildungsjahr hat die Firma keine Auszubildende für die Berufe Stuckateur, Maler und Trockenbauer gefunden. Dabei ist die Ausbildungsvergütung ganz ordentlich: im dritten Lehrjahr bekommen Maler und Lackierer rund 750 Euro, Stuckateure sogar 1475 Euro. Nach der Lehre verlassen manche Gesellen den Betrieb, die meisten wechseln aufgrund der höheren Gehälter in die Industrie.
Etwa 20 Prozent weniger verdienen Beschäftigte im Handwerk im Vergleich zu Arbeitnehmern in der Gesamtwirtschaft. Zu dieser Erkenntnis kommt die gewerkschaftsnahe Hans Böckler Stiftung in ihrer Studie „Lohnstrukturen im Handwerk“, die im Frühjahr veröffentlicht wurde. Die gute Nachricht für das Handwerk: Seit etwa 2005 geht die Schere nicht weiter auseinander, wie beginnend in den 1980erJahren. Anders entwickelt sich die Abwanderung handwerklich ausgebildeter Fachkräfte in andere Wirtschaftsbereiche. Die gewinnt seit etwa 2005 deutlich an Dynamik, hat das Volkswirtschaftliche Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen in der Untersuchung „Verbleib und Abwanderung aus dem Handwerk“herausgefunden. Diese Studie stammt ebenfalls aus diesem Jahr. Aktuell liegt der Anteil handwerkstreuer Gesellen bei bescheidenen 40 Prozent, der Großteil wandert ab. Ein Viertel in die Industrie, am häufigsten tun das Handwerksgesellen mit einem Abschluss in Elektround Metallberufen. Daher wird es auch die Industrie freuen, dass im Bezirk der Handwerkskammer Ulm die Anzahl der