Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Im „Reparierzimmer“werden alte Wunden geheilt
Die Sozialtherapeutische Wohngruppe „SoFa“hat neue Therapieräume
MARKDORF (lys) - Im „SoFa“(Sozialtherapeutische Familienwohngruppe) ist künftig mehr Platz. Das Kinder- und Jugendwohnheim bleibt weiterhin im Haupthaus und an der Stelle gegenüber stehen jetzt ein Wohnhaus für das Ehepaar Claudia und Peter Blezinger sowie ein Therapiezentrum. Nun wurden die neuen Räume eingeweiht.
In der „Hütte“(Haus für Traumatherapie) mit zwei Therapieräumen und einem Büro werden die Kinderund Jugendpsychotherapeutinnen Claudia und Ines Blezinger (in Ausbildung) arbeiten. Der Neubau wurde mit Landesmitteln und der EU finanziell in Höhe von 87 660 Euro unterstützt.
„Im September 2016 haben wir unser Wohnheim um zwei Plätze erweitert“, erzählte Peter Blezinger, Landwirt und angehender Sozialarbeiter, der in Kürze seine Bachelorarbeit schreiben wird. Da wurde es im Haupthaus etwas eng. Da Sohn und Schwiegertochter ebenfalls im sozialen Bereich tätig sind und das Wohnheim in Zukunft weiter betreiben wollen, habe man sich zu einem Neubau entschlossen.
Seit 1988 betreuen Claudia und Peter Blezinger Kinder- und Jugendliche, die aus unterschiedlichen Gründen nicht bei ihren Eltern leben können, in ihrem Zuhause in Markdorf. Seither ist die Anzahl der zu Betreuenden gewachsen.
Auch das Ehepaar hat sich stetig weiter- und ausgebildet. In den vergangenen 30 Jahren haben sie für knapp 20 Kinder ein Zuhause geschaffen, die dort wohnen, leben und einem strukturiertem Alltag nachgehen können. „Es gibt Kinder die bleiben ein Jahr, andere bleiben zwölf Jahre“, berichtete Peter Blezinger. Das „SoFa“biete sowohl Schutz- als auch Entwicklungsraum für junge Menschen, die aufgrund biografischer oder angeborener Probleme Schwierigkeiten haben, im normalen Leben Fuß zu fassen. Beispielsweise Kinder mit Entwicklungsstörungen, Bindungsproblematiken oder auch traumatisierte Kinder. Oft haben die jungen Menschen einen schwierigen sozialen Hintergrund oder haben Misshandlungen erleben müssen.
Hier setzt auch die fachliche Betreuerin Claudia Blezinger als Kinderund Jugendpsychotherapeutin an. Sie wird von ihrer Schwiegertochter Ines Blezinger unterstützt, die zurzeit ihre Ausbildung macht. Darüberhinaus sollen in den neuen Räumen Supervisionen für Pflegeltern sowie Fortbildungen für Fachkräfte und Pflegeeltern angeboten werden. Natürlich sind die Räumlichkeiten auch für Therapiestunden traumatisierter Kinder und Jugendliche gedacht.
Aus der Hütte sei nun ein stattliches Haus geworden, bedankten sich Claudia und Ines Blezinger in der Feierstunde. Ein „Reparierzimmer“, wie es eines der Kinder bezeichnet habe, eines in dem „alte Wunden versorgt werden und heilen“.
Die Familie bietet ein breites Spektrum an fachlicher Betreuung und Unterstützung an und steht in engem Kontakt zum Landesjugendamt. „Meine Frau coacht auch regelmäßig unsere Mitarbeiter, da unsere Kinder sehr ,verhaltenskreativ’, also herausfordernd, sein können“, sagte Peter Blezinger. Aus der Pflegefamilie ist ein Kinderheim gewachsen, das sich den modernen Anforderungen und Herausforderungen stellt. Dem Kernteam, bestehend aus dem Ehepaar Blezinger, Tochter Marei Blezinger sowie Sohn Vincent mit Ehefrau Ines Blezinger, stehen eine Erzieherin und drei Sozialarbeiterinnen zur Seite.