Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Auch die Händler sind gefragt
Zu „Einzelhändler klagen über Ödnis in der Innenstadt“, SZ vom 26. September:
Was bietet die Häfler Innenstadt für eine gemütliche Shoppingtour? Traurigerweise nicht viel. Das liegt zum einen am wenig spektakulären Ladenmix, zum anderen aber auch an der Atmosphäre, die die Innenstadt ausstrahlt: leerstehende Verkaufsflächen mit zugeklebten Fenstern, heruntergekommene Fassaden, unattraktive und lieblose Schaufenstergestaltungen, zu viele billig wirkende Schnellrestaurants oder Imbisse, kaum frequentierte Passagen und an jeder dritten Ecke Bettlerbanden, denen offensichtlich kein Einhalt geboten wird. Nein, ein schöner Einkaufsbummel sieht wahrlich anders aus.
Hinzu kommt, dass die hohen Parkgebühren für Unmut sorgen. Für einen Besuch im Brillenfachgeschäft, einen kurzen Eisdielenaufenthalt und einen kleinen Spaziergang an der Promenade waren zuletzt sieben Euro am Parkhaus fällig. Preise, beinahe wie in der Münchner Innenstadt. Kein Wunder also, dass sich am Wochenende halb Friedrichshafen im Bodensee-Center tummelt, das kostenlose Parkplätze bietet.
Nicht ganz von der Hand zu weisen ist, dass sich der stationäre Einzelhandel mitunter zu sehr auf dem Erreichten ausgeruht hat. Es fehlen Kundenbindungsprogramme, Marketingund Kommunikationsideen und attraktive Ladeneinrichtungen. Und das ist nicht Aufgabe des Stadtmarketings. Hier ist jeder Händler selbst gefragt, Ideen zu entwickeln, um seine Kunden nicht an andere Städte oder das Internet zu verlieren. Der stationäre Einzelhandel muss sich ins Zeug legen und den Kunden Mehrwert bieten. Dazu gehören auch Beratung und Service. Häufig trifft man in den Geschäften auf schlecht qualifizierte, mäßig motivierte und immer wieder unfreundliche Mitarbeiter.
Darüber hinaus ist die Neugestaltung des marode anmutenden Uferbereichs zwischen Gondel- und Yachthafen mehr als überfällig und würde sicherlich dazu beitragen, ganzjährig mehr Besucher und damit Laufkundschaft für die Innenstadt anzuziehen. Offensichtlich fehlt es der Stadt am rechten Umsetzungswillen. Andere Städte schaffen es binnen eines Jahres, Uferzonen für Touristen attraktiver zu gestalten. Die Stadt Friedrichshafen braucht hierfür eine gefühlte Ewigkeit.