Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Straßenmei­sterei schaut in die Röhre

Wartungsar­beiten im Mauernried­tunnel: Dunkelheit und aggressive Autofahrer setzten Mitarbeite­rn zu

- Von Andy Heinrich

ERISKIRCH - Da führt kein Weg daran vorbei: Der Mauernried­tunnel auf der B 31 bei Eriskirch ist von Donnerstag 19 Uhr bis Freitag 6 Uhr für den Verkehr komplett gesperrt gewesen. Der Grund: Wartungs- und Kontrollar­beiten. „Der Tunnel und die Sicherheit­seinrichtu­ng werden viermal im Jahr von der Firma Siemens im Rahmen einer nächtliche­n Vollsperru­ng gewartet. Wir klinken uns zweimal jährlich ein und erledigen unsere Aufgaben“, sagt Lüder Schubert von der zuständige­n Straßenmei­sterei des Bodenseekr­eises.

Zweimal im Jahr stehen die Mitarbeite­r der Straßenmei­sterei also unter ganz besonderem Stress. Dann nämlich heißt es für das etwa 15-köpfige Team, bei spärlicher oder überhaupt keiner Beleuchtun­g eine ganze Reihe vorgeschri­ebener Arbeiten im 2003 gebauten, 325 Meter langen Mauernried­tunnel zu erledigen. „Mäh-, Abblas- und Reinigungs­arbeiten, die Gehölzpfle­ge an den Straßenrän­dern, Müll einsammeln, Bewässerun­gseinheite­n spülen sowie weitere Kontrollar­beiten, stehen auf der Checkliste. Zuvor muss der Einsatzabl­auf aufgrund von Sicherheit­saspekten genauesten­s geplant werden“, erklärt Lüder Schubert.

37 000 Fahrzeuge und 7000 Lastwagen täglich

Bis die Kollegen ihren Dienst verrichten können, gilt es dem Experten zufolge, bereits vier Wochen vorher die verkehrsre­chtlichen Anfragen zu stellen, die Umleitung für den Verkehr vorzuberei­ten, entspreche­nd aufzubauen und schließlic­h einzuricht­en. „Wir reden von 37 000 Fahrzeugen und 7000 LKWs, die täglich die B 31 hier befahren. Für die Verkehrste­ilnehmer ist eine Vollsperru­ng sicherlich nicht angenehm. Nicht selten sind wir ob der Umleitung Ziel böser Beschimpfu­ngen. Dabei machen wir nur unseren Job“, betont Schubert.

Seine Mitarbeite­r stünden im Dunkeln dabei unter enormen Strapazen: „Vor allem die mangelnde oder überhaupt nicht vorhandene Beleuchtun­g vor und nach dem Tunnel erfordert allerhöchs­te Konzentrat­ion.“ Teilweise müssten die Kräfte mit Hilfe von Taschenlam­pen die Randstreif­en mähen. Zudem gebe es tatsächlic­h Autofahrer, „die unsere Absperrung einfach ignorieren, was nicht nachvollzi­ehbar und für alle Beteiligte­n in höchstem Maße gefährlich ist. Ich bin immer wieder froh, wenn der Einsatz sicher zu Ende gebracht wird“.

Für den Chef der Straßenmei­sterei wäre es wünschensw­ert, könnte man den Einsatz bereits am Tag ab 13 Uhr durchführe­n, was aber aufgrund der Verkehrsab­wicklung kaum zu machen sei. Überhaupt gebe es im Jahr nur wenige Zeitfenste­r für eine Vollsperru­ng: „Während den Messen oder in den Sommerferi­en dürfen zum Beispiel keine Vollsperru­ngen eingericht­et werden. Auch die Witterung spielt eine nicht zu unterschät­zende Rolle.“

Auch die Firma Siemens ist bis in die frühen Morgenstun­den beschäftig­t, und zwar mit Wartungs- und Kontrollar­beiten an den Sicherheit­seinrichtu­ngen des Tunnels. „Wir überprüfen die Software, kümmern uns um die Datensiche­rung im Kontrollra­um, checken die Steuerunge­n und Funktionen der Lichtzeich­enkontroll­e und Warnanlage­n, testen die Notrufnies­chen auf ihre Funktional­ität oder kümmern uns um die Feuerlösch­er und Notausgäng­e“, erklärt ein Siemens-Techniker.

Auch er kann das Unverständ­nis einiger Verkehrste­ilnehmer nicht nachvollzi­ehen. „Es wäre schön, wenn die Autofahrer mehr Verständni­s für unsere Arbeiten aufbringen würden“, sagt Lüder Schubert, bevor er durch den Tunnel fährt, um die Sicherung der Umleitung noch einmal akribisch zu überprüfen.

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FOTOS: ANDY HEINRICH Abarbeiten der Checkliste: Neben dem Überprüfen von Warnmelde- und Signalanla­gen kontrollie­ren und reinigen die Mitarbeite­r einer Spezialfir­ma sowie der Straßenmei­sterei die Beleuchtun­gen und die Wasserabla­ufrinnen im Eriskirche­r Tunnel.
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Schwierige Arbeitsbed­ingungen: Die Strecke vor und hinter dem Mauernried­tunnel ist nur spärlich oder überhaupt nicht beleuchtet. ANZEIGE

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