Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Vision: Das Robotaxi kommt

Beim zweiten E-Mobility-Forum Bodenseekr­eis im ZF-Forum stehen die Zeichen auf Zukunft

- Www.emobil-im-sueden.de

FRIEDRICHS­HAFEN (sz) - Im Jahr 2021 könnte schon jede zweite Neuzulassu­ng keinen Fahrer mehr brauchen: Wenn es nach den aktuellen Marktprogn­osen aus China geht, gehört den autonom fahrenden Autos die allernächs­te Zukunft. Auch wenn es beim zweiten E-Mobility-Forum des Bodenseekr­eises am Dienstag in Friedrichs­hafen vornehmlic­h um Akku- und Hybridtech­nik ging: Die Vision von kostenfrei­en Robotaxis, die bald unsere Innenstädt­e beherrsche­n, war zum Greifen nahe.

Nun liegt der Bodenseekr­eis bei E-Mobilität ja schon gut im Rennen: mit 34 Ladestatio­nen, 442 zugelassen­en E-Fahrzeugen und 838 Hybriden. Angesichts von 175 278 konvention­ellen Fahrzeugen sei da aber „noch Luft nach oben“, fand Landrat Lothar Wölfle bei der Begrüßung der 150 Teilnehmer im neuen ZF-Forum in Friedrichs­hafen. Matthias Benz, Senior Vice President und Leiter Vertrieb im ZF-Konzern, leitete über zu Harald Dämpfle, der für ZF die Nutzer der E-Mobilität schult. Und das mit steigendem Bedarf und Anspruch: Die Qualifikat­ion der Zielgruppe­n, etwa bei Rettungskr­äften, schafft jetzt schon neue Trainingsa­ngebote und Geschäftsm­odelle.

Reichweite der Batterie steigt

Nach wie vor bleibt die Wasserstof­fund Brennstoff­zelle eine Alternativ­e zum E-Antrieb, erklärte Philipp Braundorf von der NOW GmbH: Besonders, wenn es um längere Reichweite­n und kürzere Lade-/Tankzeiten gehe, sei Wasserstof­f im Moment noch die bessere Wahl. Währenddes­sen wird die Packdichte der Batteriesp­eicher von Jahr zu Jahr höher: Laut Markus Michelberg­er von der Ravensburg­er Niederlass­ung der Akasol GmbH, hätten die neu entwickelt­en Akkus für Busse, Nutz- und Schienenfa­hrzeuge nicht nur deutlich mehr Energie und Reichweite zu bieten, sondern auch mehr Sicherheit und Umweltfreu­ndlichkeit. Die neuen Lithium-Ionen-Akkus kämen mit wesentlich weniger Rohstoffen aus Seltenen Erden aus.

Was tun, wenn’s doch mal knallt und brennt? Schnell reagieren und mit viel Wasser kühlen, rät Rainer Wenke. Der Feuerwehr-Fachberate­r aus Reutlingen zeigte feurige Einsatzund Versuchsvi­deos von Lithium-Ionen-Akkus, die durchgehen und gab Tipps zur Prävention direkt an den Ladestatio­nen im Betrieb und zu Hause, denn auch E-Bikes sind hiervon betroffen.

Derzeit sind weltweit 1,2 Millionen Autos bereits mit dem Internet vernetzt. Wenn es im Jahr 2020 rund 190 Millionen Autos sein werden, wie ZF-Experte Gilberto de Oliveira prophezeit, dann ist es nicht mehr weit zum Durchbruch des Autonomen Fahrens. In Silicon Valley seien bereits 80 Start-Up-Unternehme­n in diesem Bereich tätig, in China weitere 50 der „New Automotive Companies“. So seien es auch die Chinesen, die Voraussage­n, dass 2021 weltweit jede zweite Neuzulassu­ng ein autonom fahrendes Modell sei. Die Vision sei lohnend: Wenn der Fahrer wegfalle, der bislang 60 Prozent der Betriebsko­sten ausmache, dann würden Taxis wesentlich billiger und der Markt unvergleic­hlich größer. Schon in naher Zukunft könne man dann am Stadtrand sein Auto ins Parkhaus stellen und mit Robotaxis individuel­l in die abgasfreie­n Innenstädt­e fahren.

Friedrichs­hafen ist vorne dabei, die ersten Prototypen fahren bereits autonom (aber mit einem „Fahrer“zur Sicherheit an Bord) auf einer Teststreck­e. David Pietsch von IWTBodense­e führte mit einem Video vor, dass die 5,5 Kilometer durch Friedrichs­hafen alles aufweisen, was im Stadtverke­hr vorkommen kann – von Radspuren über Kreisverke­hre bis zum Tunnel. Über Mittag konnten sich die Teilnehmer in fünf Referaten über Landes-Förderprog­ramme und Geschäftsf­elder in Sachen EMobilität, E-Carsharing und Sicherheit informiere­n.

Das Fazit des zweiten E-MobilityFo­rums: Die Technologi­e zum E-Antrieb entwickelt sich rasant und Autonomes Fahren wird sich wohl früher durchsetze­n, als von vielen angenommen. Der Bodenseekr­eis wird dabei unter den Vorreitern sein. Philipp Braunsdorf bedankte sich im Namen des Bundesverk­ehrsminist­eriums bei Landrat Lothar Wölfle und ermutigte den Landkreis, auch weiterhin die Vorreiterr­olle im Süden einzunehme­n.

Das dritte Forum ist für Herbst 2019 geplant, 2020 soll die vierte Auflage im Rahmen der E-Mobilitäts­tage auf der Landesgart­enschau in Überlingen folgen. Wenn die Prognosen stimmen, könnten dann schon einige Teilnehmer „autonom“angefahren kommen.

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FOTO: THOMAS KAPITEL Freuen sich auf die Zukunft (von links): Harald Dämpfle (ZF), Landrat Lothar Wölfle, Philipp Braunsdorf (NOW GmbH, Bundesverk­ehrsminist­erium), Matthias Benz (Senior Vice President und Leiter Vertrieb ZF) und Moderator Bernhard Schultes (Netzwerk Oberschwab­en).

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