Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Flagge zeigen für Europa

Viele kommen zur Demo-Veranstalt­ung am Samstag auf dem Buchhornpl­atz

- Von Wilfried Geiselhart

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Botschaft war eindeutig: „Für ein vereintes Europa – gegen Nationalis­mus, Intoleranz und Gewalt“. Rund 150 bis 200 Bürger waren am Samstagnac­hmittag auf den Buchhornpl­atz gekommen, um sich am 13. Oktober an der Kundgebung zu beteiligen, zu der das Aktionsbün­dnis „13-10“europaweit aufgerufen hatte. Ziel war es, insgesamt fünf Millionen Europäer zu mobilisier­en. In Friedrichs­hafen hatten die Jungen Föderalist­en des Bodenseekr­eises und der Verein „Pulse of Europe Friedrichs­hafen“eingeladen.

„Die EU ist eine der größten Errungensc­haften, die Europa je geschaffen hat“, sagte Helen Spangler unter starkem Beifall des Publikums. „Das ist auch ein Grund dafür, dass wir in Frieden und Freiheit leben dürfen, so wie es noch keine Generation vor uns erlebt hat.“

Die Studentin der Soziologie, Politik und Wirtschaft­swissensch­aften hatte mit ihrem Team aus weiteren ZU-Studenten die Veranstalt­ung auf die Beine gestellt. „Wir wissen, dass Europa nicht perfekt ist“, sagte Mitorganis­ator Clemens Horn. „Aber Nationalis­ten betreiben heute europaweit Spaltung, das hat mit konstrukti­ver Kritik nichts zu tun. Nationalis­mus im Sinne von Abschottun­g hat keine Zukunft.“Ähnlich argumentie­rte auch Frank Labitzki, der als Vertreter des „Bündnisses für Vielfalt“sprach.

Für Frieden, gegen Rassismus

„Menschen, die Ausgrenzun­gsstrategi­en betreiben, sind auf der Verlierers­traße“, sagte er. Gerade Friedrichs­hafen mit seinen vielen Einwohnern aus vielen Nationen sei ein gutes „Experiment­ierfeld“, um den Dialog und das friedliche Miteinande­r zu leben.

Viele Gespräche ergaben sich auch unter den Demonstrat­ionsteilne­hmern. „Manche Leute sollten das Rad mal gedanklich um 50 Jahre zurückdreh­en. Dann würden sie wieder langwierig­e Grenz- und Passkontro­llen erleben – und feststelle­n, was inzwischen alles erreicht worden ist und wie schön es ist, im Europa von heute zu leben“, sagte der pensionier­te Landesbeam­te Willi Bernhard und bedauerte, dass das Thema Europa für viele zur selbstvers­tändlichen Nebensächl­ichkeit verkommen sei. „Flagge für Europa“zu zeigen, dafür gibt es für Norbert Zeller keine Alternativ­e. „Wir stehen für Frieden und gegen Rassismus und auch gegen die antieuropä­ische Politik, die von manchen Parteien betrieben wird“, sagte der Vorsitzend­e der SPD-Kreistagsf­raktion.

Dem Aufruf der Organisato­ren, am Mikrofon über eigene positive Europa-Erfahrung zu berichten, folgte auch Jürgen Schäfer. Er würdigte die Fortschrit­te in Europa – und blickte auf Zeiten zurück, als er zu den ersten Schülern in Friedrichs­hafen gehörte, die zum Schüleraus­tausch in die französisc­he Partnersta­dt St. Dié reisen konnte.

Am Rande der Veranstalt­ung äußerte er sich aber auch kritisch. „Wo sind eigentlich diejenigen, die am meisten von Europa profitiere­n?“, fragte er mit Blick in die Runde der Demonstrat­ionsteilne­hmer. Denn seiner Ansicht nach seien Mitbürger aus anderen europäisch­en Ländern an diesem Tag unterdurch­schnittlic­h vertreten.

Willi Bernhard vermisste hingegen „die Leute, die in Stadt und Landkreis das Sagen haben.“

 ?? FOTO: W. GEISELHART ?? Rund 150 bis 200 Bürgerinne­n und Bürger beteiligte­n sich an der Demonstrat­ion, zu dem die Jungen Europäisch­en Föderalist­en des Bodenseekr­eises sowie der Verein Pulse of Europe Friedrichs­hafen am Samstag auf den Buchhornpl­atz eingeladen hatten.
FOTO: W. GEISELHART Rund 150 bis 200 Bürgerinne­n und Bürger beteiligte­n sich an der Demonstrat­ion, zu dem die Jungen Europäisch­en Föderalist­en des Bodenseekr­eises sowie der Verein Pulse of Europe Friedrichs­hafen am Samstag auf den Buchhornpl­atz eingeladen hatten.

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