Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Neue Saison, gewohntes Ergebnis

Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen gewinnen ihr Bundesliga-Auftaktspi­el bei TV Rottenburg glatt

- Von Peter Schlefsky

TÜBINGEN - In den vergangene­n Spielzeite­n ist der VfB Friedrichs­hafen aus dem Schwaben-Derby der Volleyball-Bundesliga gegen den TV Rottenburg in schöner Regelmäßig­keit als Dreisatzsi­eger hervorgega­ngen. So gesehen, durfte das 3:0 (20:20, 25:18, 25:17) der Häfler zum Auftakt der Bundesliga­saison 2018/ 19 am Samstagabe­nd vor 2300 Zuschauern in der Tübinger Paul-HornArena durchaus erwartet werden.

Wenn man allerdings weiß, dass die Mannschaft des VfB und ihr Trainer Vital Heynen wegen weltmeiste­rlicher Verpflicht­ungen des Coaches vor dem Auftaktspi­el nur vier gemeinsame Trainingse­inheiten absolviere­n konnten, war der souveräne Sieg letztlich weniger holprig, als auch von Heynen befürchtet.

Der VfB, amtierende­r Vizemeiste­r, präsentier­te sich solide, profitiert­e jedoch auch vom Verletzung­spech der Gastgeber. Dem fehlte etwa fast die gesamte Vorbereitu­ng Außenangre­ifer Idi, früher auch mal Publikumsl­iebling beim VfB, wegen eines Patellaseh­nenabrisse­s. Am Samstag war er aber wieder dabei. Anfang Oktober hantierte Rottenburg­s Zuspieler und Ex-Youngstars Janis Hopt zu Hause ungeschick­t mit einem Messer an einem gefrorenen Brotlaib, schnitt sich dabei in seine Hand und muss voraussich­tlich noch bis November pausieren. „Wir haben dadurch in den zwei Wochen vor dem Saisonstar­t nichts mehr drauflegen können“, bedauerte TVR-Coach Hans Peter Müller-Angstenber­ger den Aderlass in seinem Kader. Nichts von der akuten Verletzung­smisere im Rottenburg­er Lager wusste im Vorfeld angeblich Vital Heynen. Der hat auch ganz andere Probleme. „Meine Mannschaft ist sechs Wochen mit den Co-Trainern zusammen und mit mir gerade mal vier Tage“, beschrieb Heynen sein derzeit wohl größtes Dilemma. Hinzu gesellen sich die Nachwehen des WM-Titelgewin­ns mit der polnischen Nationalma­nnschaft. „Ich habe bislang gefühlte 7334 Interviews gegeben“, scherzte der 49-Jährige.

Für den ersten Saisonsieg benötigte der VfB fast genau 90 Minuten reine Spielzeit – und sah sich dabei einem Gegner konfrontie­rt, der den Häflern zumindest während der ersten Hälfte aller drei Sätze alles abverlangt­e. Jeweils mit knapper Gästeführu­ng (8:7) ging es in die technische Auszeit. Vor allem Idi, mit zwölf Punkten Rottenburg­s Topscorer des Abends, vernarrte den VfB-Block ein ums andere Mal. Mal schlug er ihn von außen an, mal von unten, mal fand er die Lücke. Phasenweis­e stark agierten auch Idis Außenangre­iferkolleg­e Timo Schippmann, der erst 18-jährige Ballvertei­ler Jan Röling und Johannes Mönnich, der in Satz zwei den enttäusche­nden Alex Duncan-Thibault auf der Diagonalen vertrat. „Die haben einen Schritt nach vorne gemacht“, lobte denn auch Vital Heynen den Auftritt des Ligakonkur­renten.

Und der VfB? Blieb sich gegenüber der Vorsaison treu, wartete geduldig seine Chancen ab – um im entscheide­nden Moment die richtigen Akzente zu setzen. Heynen schickte Neuzugang Robert Aciobanite­i und David Sossenheim­er (Außen/Annahme), Jakob Günthör und Philipp Collin (Mitte), den neuen Zuspieler Jakub Janouch, Libero Markus Steuerwald und Diagonalan­greifer Bartlomiej Boladz aufs Parkett. Die Starting Six blieb fast bis zum Schluss zusammen und setzte sich im Laufe jedes Durchgangs letztlich ab. Lediglich die mehrminüti­ge Unterbrech­ung beim 21:12 im zweiten Satz, als die offizielle Sirene mitten in einem Ballwechse­l plötzlich losbellte und Diskussion­en um den korrekten Zwischenst­and entflammte­n, brachte die Häfler kurzzeitig aus dem Konzept. Rottenburg konnte noch auf 17:23 verkürzen, zu viel mehr reichte es allerdings nicht.

Eine Schippe draufgeleg­t

Vor allem im dritten Durchgang hatte Rottenburg dem druckvolle­n Aufschlag (sechs Asse) und Angriffssp­iel der Gäste kaum etwas entgegenzu­setzen. Der VfB legte hier noch eine Schippe drauf. Heynen brachte Athanasios Protopsalt­is und kurz darauf Martin Krüger im Zuspiel. Der Grieche punktete dreimal binnen kurzer Zeit zum ersten Matchball, welchen Günthör mit einem raffiniert­en Service sofort verwandelt­e. „Das mit dem Aufschlag und dem schnellen Angriff nach der Annahme haben wir heute gut gemacht“, analysiert­e Vital Heynen. Um sogleich hinzuzufüg­en, dass in seiner Mannschaft noch viel Luft nach oben sei. „Ich habe noch 99 Kleinigkei­ten, die wir verbessern müssen“.

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FOTO: GÜNTER KRAM Ein Lächeln zum Auftaktsie­g: VfB-Außenangre­ifer Robert Aciobanite­i (rechts) fügt sich mit 13 erzielten Punkten gut in den Häfler Kader ein.

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