Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Am Ziel seiner Träume
Patrick Lange läuft auf Hawaii erneut allen davon – und hat auch Glück in der Liebe
KAILUA (SID) - Der Sturm in die Geschichtsbücher war plötzlich Nebensache. Als „Eisenmann“Patrick Lange nach der Tortur durch das Südsee-Paradies seine Traumfrau Julia erblickte, nahm er ein allerletztes Mal an diesem Tag sein Herz in die Hand – und stellte kniend die Frage aller Fragen. „Sie hat Ja gesagt“, stammelte der alte und neue Ironman-Weltmeister nach dem perfekten Ende seines „intensivsten und schönsten Tages aller Zeiten“.
Mit einem Fabelrekord von 7:52:39 Stunden – noch mal 9:01 Minuten schneller als bei seinem Streckenrekord – im Vorjahr hatte der 32-Jährige auf Hawaii den härtesten Triathlon der Welt als erster Mensch unter acht Stunden beendet und vier Minuten vor Bart Aernouts (Belgien) und acht Minuten vor David McNamee (Großbritannien) gesiegt. Nach dem finalen Marathon schlenderte er im Zielbereich mit letzter Kraft auf seine Lebensgefährtin zu und hielt um ihre Hand an.
„Es hat sich richtig angefühlt, denn sie ist die Liebe meines Lebens. Ich wusste es von der ersten Sekunde an“, schwärmte Lange über seine künftige Ehefrau, deren Vater er aufgrund der Spontaneität gar nicht hatte um Erlaubnis fragen können. „Das werde ich dann wohl noch nachholen müssen“, sagte Lange grinsend.
Dass der Schwiegervater in spe noch sein Veto gegen die gemeinsame Zukunft einlegen wird, ist allerdings sehr unwahrscheinlich. Schließlich verriet Lange, dass sein historischer Sieg nur dank der Unterstützung der Liebsten möglich wurde. „Alle haben an mich geglaubt und zu mir gehalten“, sagte der Champion bewegt: „Meine Familie, meine Freunde – und natürlich meine Verlobte.“
Die emotionale Hilfe beim Weg zurück auf den Triathlon-Thron war auch notwendig, denn Lange hatte bis zu diesem Samstag keine gute Saison erlebt. Die direkten Duelle gegen den zweimaligen Hawaii-Sieger Jan Frodeno, der diesmal wegen einer Stressfraktur in der Hüfte fehlte, verlor Lange deutlich. Zudem ging die Generalprobe für das wichtigste Rennen des Jahres mächtig in die Hose. Für Lange waren das nur die Folgen des Erfolgs. „Mit meinem Sieg im Vorjahr hat sich alles verändert, ich wurde von allen Seiten gejagt“, erklärte der Darmstädter, von dem seither nur noch Siege erwartet worden waren: „Ich funktioniere allerdings nur gut, wenn ich keinen Druck habe.“
Auch deshalb sagte er sich vor der 40. Austragung im Ironman-Mekka, dass „ich einfach nur unter die Top 10 kommen will“. Spätestens nach dem für seine Verhältnisse vorzüglichen 180-km-Radabschnitt, den er auch wegen der ausbleibenden Winde so gut wie nie zuvor bewältigte, nahm der erneute Triumph konkrete Formen an.
Lob an Kumpel Dreitz
„Die Inselgöttin hat uns einen extrem guten Tag geschenkt“, sagte Lange, dessen guter Kumpel Andreas Dreitz auf dem Rad als Lokomotive fungierte und das Tempo hochhielt.
Nach einem mäßigen 3,8-kmSchwimmen hatte sich das Rennen zu Langes Gunsten entwickelt, anders als für seinen deutschen Hauptrivalen Sebastian Kienle. Der war im Schwimmen besser als erwartet und direkt nach Lange aus dem Wasser gekommen. Ein früher Defekt, ein Hinterradwechsel und dann auch noch Probleme mit der linken Achillessehne: Der Sieger von 2014 stieg nach wenigen Metern auf der Laufstrecke auf dem Boden sitzend aus.
Dass der Rückstand Langes auf die Top-Radfahrer an der Spitze nicht zu groß wurde, hatte er Dreitz zu verdanken. „Geilste Sau der Welt, ohne ihn wäre das nicht möglich gewesen. Er hat mich nach vorne gefahren“, lobte Lange seinen 29 Jahre alten Kollegen, am Ende 13., der Tempo machte in der Verfolgergruppe, in der auch noch der Freiburger Maurice Clavel (30) fuhr, der 19. wurde. Im Laufen war Patrick Lange dann nicht mehr zu halten.
„Dass ich nun wieder hier stehe, ist kaum in Worte zu fassen“, sagte er. Mächtig stolz ob der Leistung ihres Verlobten und überwältigt vom herzreißenden Finale war naturgemäß auch Langes Verlobte. „Unglaublich. Ich weiß nicht, wie das alles noch getoppt werden kann“, sagte Julia Hofmann – ihr Zukünftiger gab die Antwort: „Gar nicht!“