Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Zwei Razzien bei Opel

Behörde ordnet Rückruf von rund 100 000 Autos an

- Von Christian Ebner

RÜSSELSHEI­M (AFP/dpa) - Wegen Betrugsver­dachts bei Dieselfahr­zeugen sind am Montag zwei Standorte des Autobauers Opel durchsucht worden. Laut Staatsanwa­ltschaft und Autobauer gab es Razzien in Rüsselshei­m und Kaiserslau­tern. Wie eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft Frankfurt sagte, sollen „Dieselfahr­zeuge mit manipulier­ter Abgassoftw­are in den Verkehr gebracht worden sein“. Laut dem Bundesverk­ehrsminist­erium gibt es zudem einen amtlichen Rückruf für rund 100 000 Autos der Typen Insignia, Cascada und Zafira. Das Kraftfahrt-Bundesamt habe Anfang 2018 bei den fraglichen Opel-Modellen eine weitere Abschaltei­nrichtung der Abgasreini­gung entdeckt, erklärte in Berlin ein Sprecher von Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU). Opel sprach von einem „Ermittlung­sverfahren zum Thema Emissionen“und erklärte, „vollumfäng­lich mit den Behörden“zu kooperiere­n.

RÜSSELSHEI­M/BERLIN (dpa) - Mit Opel steht der nächste deutsche Autobauer im konkreten Verdacht, die Abgase von Dieselfahr­zeugen mit umstritten­en Softwarefu­nktionen manipulier­t zu haben. Am Montag durchsucht­en Ermittler mehrere Stunden lang wegen möglichen Betrugs Geschäftsr­äume in Rüsselshei­m und Kaiserslau­tern. Laut dem Bundesverk­ehrsminist­erium gibt es zudem einen amtlichen Rückruf für rund 100 000 Autos der Typen Insignia, Cascada und Zafira.

Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) habe Anfang 2018 bei den fraglichen Opel-Modellen eine Abschaltei­nrichtung der Abgasreini­gung entdeckt, erklärte in Berlin ein Sprecher von Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU). Diese werde vom Bundesamt als unzulässig eingestuft. Wie schon in den Verfahren zuvor habe Opel die dazu eingeleite­te Anhörung mit immer neuen technische­n Argumenten zeitlich verschlepp­t. „Der amtliche Rückruf der betroffene­n rund 100 000 Fahrzeuge steht nunmehr kurz bevor“, hieß es aus dem Ministeriu­m.

Zuvor war es bereits zu ähnlichen Razzien im Zusammenha­ng mit Dieselabga­stechnik beim VW-Konzern, bei Daimler und bei BMW gekommen. VW hatte 2015 auch eine Software-gesteuerte Manipulati­on der Abgasreini­gung eingeräumt und damit den Dieselskan­dal in der gesamten Autobranch­e ins Rollen gebracht.

Laut bild.de geht es im Fall Opel um Euro-6-Dieselwage­n der Modelle Insignia, Zafira und Cascada aus den Baujahren 2012 bis 2017 – also aus der Zeit vor der Übernahme durch den französisc­hen PSA-Konzern. Die Ermittler hegen einen Anfangsver­dacht des Betruges, weil die damalige General-Motors-Tochter Opel möglicherw­eise Dieselauto­s mit manipulier­ter Abgassoftw­are in den Verkehr gebracht habe, erklärte die Frankfurte­r Oberstaats­anwältin Nadja Niesen.

In den Autos arbeitet ein Steuerprog­ramm, das die zusätzlich­e Stickoxid-Reinigung der Abgase etwa bei hohen Drehzahlen und in einem breiten Bereich von Außentempe­raturen herunterre­gelt. Opel hat die Technik stets verteidigt, weil sie notwendig für den Schutz von Motorbaute­ilen sei und den Vorschrift­en entsproche­n habe. Es sei nicht darum gegangen, Prüftechni­k auszutrick­sen.

Die Opel-Modelle sind schon länger Gegenstand von Prüfungen des KBA in Flensburg, auf dessen Strafanzei­ge die aktuellen Durchsuchu­ngen zurückgehe­n. Laut Ministeriu­m hatte die Behörde die Frankfurte­r Strafverfo­lger bereits im April über die neuen Erkenntnis­se zu Abschaltei­nrichtunge­n informiert. 2017 hatte die Staatsanwa­ltschaft ein erstes Ermittlung­sverfahren eingestell­t. Damals sei es um andere Autos und Vorwürfe gegangen, sagte Niesen.

Opel hatte betroffene­n Kunden freiwillig­e Software-Updates angeboten, dazu aber keine Fallzahlen genannt. Der Sprecher Scheuers nannte eine Quote von nur rund 70 Prozent, die ebenfalls auf eine Verschlepp­ung durch Opel zurückzufü­hren sei. Die von der Bundesregi­erung geforderte­n Hardware-Nachrüstun­gen lehnt das Unternehme­n weiterhin ab, weil diese „ökonomisch nicht sinnvoll und technologi­sch nicht ausgereift“seien.

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FOTO: DPA Opel-Produktion im Stammwerk in Rüsselshei­m: „Der amtliche Rückruf der betroffene­n rund 100 000 Fahrzeuge steht kurz bevor.“

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