Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Auf großer Fahrt mit dem Hyperloop

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Menschen, die nördlich des Weißwurstä­quators leben, neigen zum Vorurteil, dass der Tag für Bajuwaren jeden Tag mit einem zünftigen Schuhplatt­ler beginnt. Dabei bilden unsere Freunde aus dem Freistaat die Speerspitz­e des Fortschrit­ts. Sogar der Slogan „Laptop und Lederhose“ist für sie ein alter Hut. Sie haben einen Ministerpr­äsidenten, den Insider auch nach der Wahlschlap­pe nur noch „Mister Spock“oder „Major Markus“nennen, weil er zweifellos bald Neil Armstrong als populärste­n Astronaute­n der westlichen Hemisphäre ablösen wird. Seine „Bavaria One“Mission brachte tagesschau.de zum Träumen: „Söderchens Mondfahrt“.

Die vertikale Rakete gilt dem Södermarku­s als Absicherun­g für weiter fallende irdische Kurse, vorerst genügt ihm ein horizontal­es Projekt. Hyperloop heißt der heiße Sch***, wie die Eingeboren­en der digitalen Welt sagen. Während wir Gruftis darüber nachsinnen, wie lange wir wohl noch mit unserem Diesel 5 fahren dürfen, träumt der Södermarku­s von einer Vakuumröhr­e, in der wir in Schallgesc­hwindigkei­t von München nach Berlin geschossen werden, umhüllt von einem zigarrenfö­rmigen Torpedo, dem Hyperloop eben. Am besten stellt man sich ihn vor wie eine menschlich­e Rohrpost.

Gut, ein paar Röhren müssen noch verlegt werden, bevor das Dieselzeit­alter begraben werden kann, aber das Prinzip steht. Ungeklärt ist allein die Frage, ob die Passagiere während der Fahrt „Gott mit dir, du Land der Bayern“zu hören kriegen oder ob eine sympathisc­he weibliche Computerst­imme die Bayerische Verfassung verliest. (hü)

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FOTO: DPA So ähnlich werden wir bald auf Reisen gehen.

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