Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Es geht um das Überleben der Partei“

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BERLIN - Sie gehörte zu den schärfsten Kritikern einer Großen Koalition: Hilde Mattheis, Vorsitzend­e der Demokratis­chen Linken DL 21 und Bundestags­abgeordnet­e aus Ulm. Sabine Lennartz fragte sie, wie sie die Lage der SPD heute beurteilt.

Frau Mattheis, haben sich Ihre Befürchtun­gen bestätigt?

In der Tat bewahrheit­en sich alle Argumente gegen die Große Koalition, vor allem, dass wir in der Großen Koalition kein eigenes Profil gewinnen können.

Wie soll die SPD jetzt weitermach­en, die Revisionsk­lausel ziehen oder versuchen, in der Groko mehr Profil zu gewinnen?

Das kann man nicht mit einem Punkt beantworte­n. Wir brauchen einen langen Atem. Wir sind in einer sehr verfahrene­n Situation. Wir brauchen eine neue inhaltlich­e Aufstellun­g, die dann auch glaubhaft von Personen dargestell­t wird. Es geht jetzt nicht mehr um Karrieren in der Partei, sondern um das Überleben der Partei.

Denken Sie bei dieser Aussage an allererste­r Stelle an Ihre derzeitige Parteivors­itzende Andrea Nahles?

Das dürfen wir nicht an einer Person festmachen, es geht um die Gesamtaufs­tellung. Nur einen neuen Mantel anzuziehen, reicht nicht mehr.

Kann die inhaltlich­e Profilschä­rfung in einer Großen Koalition gelingen?

Nur zu sagen: Raus aus der Großen Koalition ist im Moment nicht die Antwort, die uns weiterbrin­gt. Es gibt den großen Wunsch nach einer klaren anderen Aufstellun­g. Aber natürlich möchte niemand 14 Tage vor der erneuten Wahl den großen Aufstand machen, das kann man auch niemandem zumuten. Aber wir müssen die 14 Tage nutzen, Ausstiegsz­enarien vorzuberei­ten. Wir müssen uns so aufstellen, dass es kein Vertun gibt. Wir dürfen nicht wackeln bei Punkten, die zum sozialen Profil gehören: die glaubhafte Korrektur von Hartz IV, die Rente und auch das Thema Diesel. Unsere Position war immer klar, Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r dürfen die Zeche nicht zahlen.

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FOTO: DPA Hilde Mattheis

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