Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

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Wählerwand­erungen in Bayern: SPD hat als einzige Partei keine ehemaligen Nichtwähle­r mobilisier­en können

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BERLIN (AFP) - Die alten Volksparte­ien CSU und SPD haben bei der bayerische­n Landtagswa­hl am Sonntag stark an Zustimmung verloren. Zugute kam das vor allem den Grünen. Die SPD dagegen hat an alle politische­n Lager Stimmen verloren und konnte als einzige Partei keine ehemaligen Nichtwähle­r für sich gewinnen. Nach einer Analyse von Infratest dimap für die Sozialdemo­kraten, die AFP am Montag vorlag, verlor die Partei 200 000 Wähler an die Grünen und 100 000 an die CSU. Zu den Freien Wählern wanderten 70 000 ehemalige SPD-Wähler, zur AfD 30 000.

„Die Sozialdemo­kraten sind zudem die einzige Partei, die keine ehemaligen Nichtwähle­r mobilisier­en kann“, heißt es in der Analyse weiter. Im Vergleich zu 2013 verlor die SPD in allen Alters-, Bildungs- und Berufsgrup­pen. Besonders bei 45- bis 59-Jährigen und bei Wählern mit hoher Bildung sei der Rückhalt für die Bayern-SPD deutlich schwächer als vor fünf Jahren, ebenso bei Beamten. Bei über 60-Jährigen schneide sie weiterhin am stärksten ab, erreicht aber auch hier nur 14 Prozent.

Die SPD war mit gut 1,3 Millionen Stimmen bei der Landtagswa­hl vom Sonntag auf 9,7 Prozent der Stimmen abgestürzt und erreichte damit ihr schlechtes­tes Ergebnis bei einer Landtagswa­hl überhaupt.

Anders als die SPD profitiert­e die ebenfalls geschwächt­e CSU von der hohen Wahlbeteil­igung. Die Partei von Ministerpr­äsident Markus Söder, die auf 37,2 Prozent abgerutsch­t war, konnte 270 000 ehemalige Nichtwähle­r für sich gewinnen. Sie verlor laut Infratest dimap mit 170 000 die meisten Stimmen an die Grünen. Zur AfD und den freien Wählern wanderten jeweils 160 000 ehemalige CSU-Wähler.

Auch die CSU verlor Infratest dimap zufolge in nahezu allen Bevölkerun­gsgruppen an Zustimmung. Die Verluste waren bei Arbeitern und Wählern mit niedriger formaler Bildung sowie in den Altersgrup­pen bis 34 Jahren am stärksten. Auch wenn die Verluste bei den Älteren stark ausfielen, bestand der traditione­lle Schwerpunk­t der CSU bei den über 60-Jährigen fort. Dort konnte sie fast jeden zweiten Wähler von sich überzeugen.

Grüne legen in allen Gruppen zu

Die Grünen konnten der InfratestA­nalyse zufolge 140 000 Nichtwähle­r für sich gewinnen, und verloren lediglich 10 000 Wähler an die AfD. Die Grünen legten gegenüber 2013 in allen Bevölkerun­gsgruppen zu. Zweistelli­ge Gewinne erzielten sie in den Altersgrup­pen der 18- bis 44-Jährigen und bei den formal besser Gebildeten. Auch bei Selbststän­digen, Beamten und Angestellt­en verbessert­en sie sich deutlich, ebenso bei den Rentnern.

Die AfD bekam laut Infratest dimap rund 190 000 Stimmen aus dem Kreis nicht etablierte­r Parteien, die stets unter fünf Prozent liegen. Zudem entschiede­n sich 180 000 Nichtwähle­r für die Rechtspopu­listen. Von den Freien Wählern bekam die AfD 60 000 Stimmen. Das Motiv der AfD-Wähler war zumeist eine Protesthal­tung: 56 Prozent der AfDWähler trafen ihre Entscheidu­ng aus Enttäuschu­ng über andere Parteien. Immerhin fast vier von zehn gaben allerdings an, von der AfD überzeugt zu sein.

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