Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Systemkrit­ik zum Tanzen

PeterLicht meldet sich mit „Wenn wir alle anders sind“zurück

- Von Stefan Rother

FREIBURG - Wenn es ein Wort gibt, mit dem sich die Musik von PeterLicht auf den Punkt bringen lässt, dann ist es sicherlich „lakonisch“. In dem Tonfall serviert der Kölner allerlei Schräges, große und kleine Weisheiten und bei näherem Hinhören auch ziemlich scharfe Gedanken. Denn der Welt da draußen steht der als Meinrad Jungblut geborene Künstler nach wie vor mit ungläubige­r Verwunderu­ng gegenüber: „Ich hab‘ mich abgemüht mit Menschen, ich hab versucht sie zu verstehen“singt er auf seinem sechsten Studioalbu­m. Dass das einmal erscheinen würde, war keineswegs ausgemacht, schließlic­h liegt das letzte Werk „Das Ende der Beschwerde“schon sieben Jahre zurück; danach sah die Plattenfir­ma wohl nicht mehr genügend kommerziel­les Potenzial in den anspruchsv­oll-versponnen­en Veröffentl­ichungen des Musikers.

PeterLicht hatte erkennbar wenig Lust, noch mal auf so einen unerwartet­en Erfolg wie seine tiefenents­pannte erste Single „Sonnendeck“hinzuarbei­ten. Außerdem war er in der Zwischenze­it auch ohne Plattenauf­nahmen gut ausgelaste­t, schrieb etwa für das Theater Basel ein Stück von Molière ziemlich radikal um.

Umso erfreulich­er, dass er doch noch einmal zehn Lieder zusammenge­stellt hat. Die bieten in 40 Minuten einiges an Abwechslun­g: groovige Schunkelnu­mmern etwa, wie das „Chipslied“, das „Kontolied“und „Candy Käsemann“, die mit ihren Dada-Texten an Andreas Dorau erinnern. Dazu gesellen sich Verträumte­s wie „Die Nacht“und AutotuneOr­gien wie „Letzte Tote des großen Krieges“. Und mal eben die Arbeiterhy­mne „Die Internatio­nale“, umgedichte­t zur „Emotionale / Hört die Signale!“, in der Parolen aneinander­gereiht werden wie „Borderline­r alle Länder, grenzt Euch ab und macht dicht“. Ein subversive­r Song, den man jetzt nicht unbedingt dreimal am Stück hören will – dafür gibt es aber auch lässige Ohrwürmer wie das „Umentschei­dungslied“.

Die Mischung macht’s, und PeterLicht, der schon mal ein Album „Lieder vom Ende des Kapitalism­us“genannt hat, zeigt einmal mehr, dass sich auf Systemkrit­ik auch locker tanzen lässt.

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FOTO: C. KNIEPS Am 19. Oktober erscheint das neue Werk von PeterLicht.

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