Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Systemkritik zum Tanzen
PeterLicht meldet sich mit „Wenn wir alle anders sind“zurück
FREIBURG - Wenn es ein Wort gibt, mit dem sich die Musik von PeterLicht auf den Punkt bringen lässt, dann ist es sicherlich „lakonisch“. In dem Tonfall serviert der Kölner allerlei Schräges, große und kleine Weisheiten und bei näherem Hinhören auch ziemlich scharfe Gedanken. Denn der Welt da draußen steht der als Meinrad Jungblut geborene Künstler nach wie vor mit ungläubiger Verwunderung gegenüber: „Ich hab‘ mich abgemüht mit Menschen, ich hab versucht sie zu verstehen“singt er auf seinem sechsten Studioalbum. Dass das einmal erscheinen würde, war keineswegs ausgemacht, schließlich liegt das letzte Werk „Das Ende der Beschwerde“schon sieben Jahre zurück; danach sah die Plattenfirma wohl nicht mehr genügend kommerzielles Potenzial in den anspruchsvoll-versponnenen Veröffentlichungen des Musikers.
PeterLicht hatte erkennbar wenig Lust, noch mal auf so einen unerwarteten Erfolg wie seine tiefenentspannte erste Single „Sonnendeck“hinzuarbeiten. Außerdem war er in der Zwischenzeit auch ohne Plattenaufnahmen gut ausgelastet, schrieb etwa für das Theater Basel ein Stück von Molière ziemlich radikal um.
Umso erfreulicher, dass er doch noch einmal zehn Lieder zusammengestellt hat. Die bieten in 40 Minuten einiges an Abwechslung: groovige Schunkelnummern etwa, wie das „Chipslied“, das „Kontolied“und „Candy Käsemann“, die mit ihren Dada-Texten an Andreas Dorau erinnern. Dazu gesellen sich Verträumtes wie „Die Nacht“und AutotuneOrgien wie „Letzte Tote des großen Krieges“. Und mal eben die Arbeiterhymne „Die Internationale“, umgedichtet zur „Emotionale / Hört die Signale!“, in der Parolen aneinandergereiht werden wie „Borderliner alle Länder, grenzt Euch ab und macht dicht“. Ein subversiver Song, den man jetzt nicht unbedingt dreimal am Stück hören will – dafür gibt es aber auch lässige Ohrwürmer wie das „Umentscheidungslied“.
Die Mischung macht’s, und PeterLicht, der schon mal ein Album „Lieder vom Ende des Kapitalismus“genannt hat, zeigt einmal mehr, dass sich auf Systemkritik auch locker tanzen lässt.