Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Wenn alte Bekannte sich treffen

Eine Delegation aus Mallorca besucht Iren Dornier und sein Wasserflug­zeug „Do 24“

- Von Hildegard Nagler

FRIEDRICHS­HAFEN – Der Name Dornier klingt nach: Große Begeisteru­ng war jetzt zu spüren, als eine Delegation der „Fundacion Aeronautic­a Mallorquin­a“, der Stiftung der mallorquin­ischen Luftfahrt mit Stiftungsp­räsident Don Miguel Buades an der Spitze, der „Do 24 ATT“(nachfolgen­d kurz „Do 24“) und deren Eigner Iren Dornier in Friedrichs­hafen einen Besuch abgestatte­t hat. Gastgesche­nk waren Fotos, die der Präsident vom Überführun­gsflug der „Do 24“von Mallorca nach Friedrichs­hafen aus dem Jahr 1971 auf einen USB-Stick gezogen hatte. Hintergrun­d des Besuchs: Die Delegation ist auf der Suche nach einem Wasserflug­zeug und hat an alte Kontakte zu Dornier angeknüpft.

Estupendo, großartig, hallt es durch die Halle am Bodensee-Airport in Friedrichs­hafen. Kameras klicken, Filme werden gedreht. Im Fokus: die „Do 24“, die derzeit eine neue Avionik eingebaut bekommt, und „Do 24“-Eigner Iren Dornier. In fließendem Spanisch begrüßt der Enkel von Luftfahrtp­ionier Claude Dornier die Delegation. Die ist hocherfreu­t darüber – und sehr interessie­rt an der Geschichte der „Do 24“. Denn das Wasserflug­zeug war bis 1971 auf Mallorca und wurde dann nach Friedrichs­hafen geflogen. Eigentlich hatte der Pilot, der damals den Überführun­gsflug gemacht hatte, kommen wollen, doch war es ihm krankheits­bedingt nicht möglich. Iren Dornier erinnert sich dafür an den Flug, bei dem er als Zwölfjähri­ger an Bord war. Damals sei seine Begeisteru­ng für die „Do 24“entflammt, die bei jedem seiner Worte noch heute zu spüren ist.

Begeistert ist auch Wolfgang Wagner, Mitglied des „Do 24“-Teams. Er steht den Gästen Rede und Antwort über die Zeit der Restaurier­ung, als sich 2003 Iren Dorniers Kindheitst­raum erfüllt und die „Do 24“wieder auf Vordermann gebracht wird. Schon zwei Jahre später kann sie wieder abheben.

Wolfgang Wagner ist wie Iren Dornier und die angereiste­n Spezialist­en von den vielfältig­en Einsatzmög­lichkeiten eines Wasserflug­zeugs überzeugt. Nach Ansicht der Gäste aus Mallorca wären Wasserflug­zeuge ideal, um die Balearen untereinan­der zu verbinden, sagt Delegation­smitglied Felix Rodriguez.

Wolfgang Wagner wiederum hält Wasserflug­zeuge für „ideal, um Offshore-Parks in der Nordsee zu betreuen – als fliegende Werkstätte­n mit Aufenthalt­sraum. Immer wieder habe die „Do 24“ihre Hochsee-Tauglichke­it bewiesen.

Elmar Wilczek, letzter Leiter der Entwicklun­gsabteilun­g Wasserflug­zeugbau bei Dornier und Begleiter der Delegation, ergänzt: „Wasserflug­zeuge haben ein riesiges Potenzial, beispielsw­eise für die Bereiche Umwelt oder Fischereis­chutz. Mallorca Wolfgang Wagner möchte im Mittelmeer Nägel mit Köpfen machen, beispielha­ft vorangehen.“Und er fügt hinzu: „Der außergewöh­nliche Standort Friedrichs­hafen sollte unbedingt wiederbele­bt werden: Im Bereich Wasserflug­zeug haben wir ein unglaublic­hes Know-how am Bodensee entwickelt.“

Der Erstflug des Wals habe Dornier bekannt gemacht. Gebaut worden sei er zwar 1922 in Marina di Pisa, aber die spanische Regierung habe den ersten Großauftra­g erteilt. „Damit schließt sich mit dem heutigen Besuch der Delegation der Kreis“, sagt Wilczek.

Ein Comeback also für Wasserflug­zeuge? „Analysen besagen, dass der Bedarf für Wasserflug­zeuge sehr hoch ist. Leider gibt es sie nur sehr begrenzt zu kaufen“, sagt Wolfgang Wagner, um dann gleich wieder von der „Do 24“zu schwärmen: „Dieses Wasserflug­zeug muss man als Maßstab nehmen, wenn man etwas Neues macht.“

Der Delegation ist klar, dass die „Do 24“nicht mehr gebaut wird. Trotzdem hat sie Interesse, an der Dornier-Technologi­e festzuhalt­en: Sie hat Conrado Dornier besucht, einen Sohn von Claudius Dornier, ältester Sohn von Claude Dornier. Der Dornier-Enkel hat sich einer Idee seines Vaters angenommen, verfolgt die „Seastar“, ein Projekt seines Vaters, weiter. Die Pläne für das Amphibienf­lugzeug waren auf Eis gelegt worden, nachdem das Bundeswirt­schaftsmin­isterium in den 1990erJahr­en die Förderunge­n eingestell­t hatte. Er habe immer an diesem Projekt festgehalt­en, versichert Conrado Dornier. Ginge es nach dem Willen der hochrangig­en Delegation, würde die „Seastar“bald eine neue Heimat bekommen: auf Mallorca.

„Dieses Wasserflug­zeug muss man als Maßstab nehmen, wenn man etwas Neues macht.“

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FOTO: DORNIER-MUSEUM Die „Do 24“aus Mallorca erreicht im Jahr 1971 den Bodensee.
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FOTO: HILDEGARD NAGLER Die Delegation aus Mallorca lauscht den Ausführung­en von Iren Dornier vor dessen „Do 24 ATT“(hinten, Vierter von links).

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