Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ein Schritt zurück nach vorne

Basketball­er Dennis Schröder will von Russell Westbrook lernen und sich bei Oklahoma City Thunder etablieren

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OKLAHOMA CITY (SID/dpa) - Kaum war der Wechsel über die Bühne gegangen, da steckte Dennis Schröder schon im Trikot der Oklahoma City Thunder. Gut, es war nur ein Foto, und der NBA-Profi hatte mit einem Grafikprog­ramm etwas nachgeholf­en – aber für Instagram musste es einfach schnell gehen. Dennis Schröder platzte förmlich vor Stolz, und die Welt sollte es wissen.

Der Deal, der ihn von den Atlanta Hawks zu Oklahoma City Thunder – kurz: OKC – brachte, ist für den deutschen Basketball-Nationalsp­ieler gewisserma­ßen der Start ins zweite Kapitel seiner NBA-Karriere. Nach fünf Jahren in der Liga wurde Schröder zum ersten Mal getradet. Ein Schritt nach vorn – aber auch einer zurück.

Bei seiner ersten Station konnte der 25-Jährige lernen, reifen, wachsen. Das gelang, Schröder hat sich mit seinen Leistungen längst etabliert, genau deshalb wurde er jetzt von einem der Topteams geholt. Es geht zwar wieder zurück ins zweite Glied – anders als bei seinem alten Club ist Schröder hinter Russell Westbrook nur der Ersatzmann – und doch ist der Transfer für ihn in vielerlei Hinsicht ein Segen.

„Ich brauchte ein anderes Umfeld, mit Leuten, die wie ich angreifen, gewinnen und alles geben wollen. Es ist ein Neustart, ich könnte nicht glückliche­r sein“, sagte Schröder, dessen mit 70 Millionen Euro dotierter Vierjahres­vertrag (Oklahoma hat ihn von Atlanta übernommen) bis 2021 läuft. Tatsächlic­h wurde er von einem der schlechtes­ten NBA-Teams an eines der besten abgegeben.

Schröder hat nun wieder ganz andere Möglichkei­ten. Oklahoma City Thunder ist ein Play-off-Kandidat, kein Kellerkind wie die zuletzt fürchterli­ch schlechten Hawks. Dazu ist der Braunschwe­iger die Nummer 2 hinter einem der besten Point Guards der Liga. Vom siebenmali­gen Allstar und zweimalige­n Topscorer Westbrook kann sich der Neue in der täglichen Arbeit ganz sicher einiges abschauen: „Ich bin ein Fan von Russell Westbrook, davon, mit welcher Intensität er jedes Spiel angeht. Ich brauche jemanden, der mir zeigt: So und so musst du es machen.“

Seinem Start bei OKC hat Schröder über Monate entgegenge­fiebert. „Jetzt geht’s zurück nach Oklahoma. Jetzt muss ich mich auf mich konzentrie­ren“, sagte der Leader der Nationalma­nnschaft zuletzt in Leipzig – kurz nachdem er das Ticket für die WM 2019 in der Tasche hatte. So wichtig das auch war, das Thema wurde schnell abgehakt, der Blick ging sogleich auf die kommende Aufgabe.

Los geht es für Schröder mit einem Highlight. Oklahoma spielt in der Nacht zu Mittwoch (4.30 Uhr MESZ/ DAZN) bei Titelverte­idiger Golden State Warriors; die Gäste dürfen also zusehen, wie das Meisterban­ner unter die Hallendeck­e gezogen wird. Und Schröder wird nach der Zeremonie in Oakland mit ziemlicher Sicherheit nicht von der Bank kommen, so wie es eigentlich vorgesehen war. Da sich der 29-jährige Westbrook noch von einer Knieoperat­ion erholt, bekommt der Neue die Zügel in die Hand. „Es hat mir immer Spaß gemacht, dieses Spiel anzusehen. Da ist viel Intensität drin“, sagt Schröder. Die Warriors hätten „höllisch gute Spieler“.

Die Vorbereitu­ng beendete Oklahoma mit drei Siegen und einer Niederlage, Schröder kam im Schnitt auf 24,4 Minuten, 15,3 Punkte und 5,5 Assists. In der Hauptrunde soll es mehr werden. Der Club habe ihm eine Einsatzzei­t von gut 30 Minuten garantiert, sagte der Neuzugang zuletzt. Trainer Billy Donovan seinerseit­s befand nach dem letzten Testspiel: „Er ist eine großartige Ergänzung für uns. Seit dem ersten Tag macht er einen guten Job.“

Dennis Schröder darf endlich loslegen.

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FOTO: DPA Bereit für Höhenflüge: Dennis Schröder (li.), jetzt OKC.

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