Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Rathaus-Umbau: Gemeindera­t bremst Verwaltung aus

Vergabe von Planungsle­istungen wird verschoben – Immenstaad­er Räte fühlen sich nicht ausreichen­d informiert

- Von Alexander Tutschner

IMMENSTAAD - Der Umbau des Immenstaad­er Rathauses wird sich wohl um einige Wochen verzögern. Denn die entspreche­nden Planungsar­beiten konnten in der Gemeindera­tssitzung vom Montag nicht wie vorgesehen vergeben werden. Die Räte wollten es nicht akzeptiere­n, dass sie zunächst in öffentlich­er Sitzung die Vergabe hätten beschließe­n sollen und erst danach in nicht öffentlich­er Sitzung die entspreche­nden Informatio­nen bekommen hätten.

Vier Architekte­n und drei Innenarchi­tekten hatte die Immenstaad­er Verwaltung am Dienstag, 2. Oktober, zu Vergabeges­prächen eingeladen. „Es waren sehr interessan­te und gute Gespräche“, sagte Ortsbaumei­ster Ulrich Kohler, der in der Ratssitzun­g das Vergabever­fahren präsentier­te. Bereits in der Sitzung vom 10. September hatte der Gemeindera­t beschlosse­n, dass das Rathaus im Untergesch­oss umgebaut werden soll. Bürgerbüro, Tourist-Informatio­n und der Polizeipos­ten sollen neue Räume bekommen. Die Verwaltung wurde beauftragt, für die Planungsar­beiten Gespräche mit Architekte­n und Innenarchi­tekten zu führen.

Eingeladen waren laut Verwaltung die vier Architektu­rbüros Sick (Uhldingen-Mühlhofen), Bernd Haug (Immen-staad), VSS (Immenstaad) und Mohr (Immen-staad). Letzteres Büro von Alexander Mohr, der gleichzeit­ig für die CDU im Gemeindera­t sitzt und bei diesem Tagesordnu­ngspunkt wegen Befangenhe­it auf den Zuschauerp­lätzen Platz nahm, hatte laut Kohler das beste Angebot und sollte nach dem Willen der Verwaltung den Zuschlag bekommen.

Auch die Planungen der Innenarchi­tektur sollten an ein Immenstaad­er Büro (Dauwalter) gehen, eingeladen hatte man außerdem die Planungsbü­ros Bucher (Owingen) und Knoblauch (Markdorf ). Als Auswahlkri­terien wurden laut Verwaltung „der Gesamteind­ruck der Persönlich­keit und des vorgestell­ten Büros, die Referenzli­ste mit ähnlichen Projekten beziehungs­weise öffentlich­en Gebäuden sowie das voraussich­tliche Honorar“herangezog­en. Nach einem Punktesyst­em kam laut

„Ich kann etwas nur bewerten, wenn ich es verstehe – das haben wir noch nie so gemacht.“FWI-Gemeindera­t Hubert Langenstei­n

Kohler das oben genannte Ergebnis zustande. Genauer wollte er es in öffentlich­er Sitzung aber nicht darstellen, aus datenschut­zrechtlich­en Gründen, wie er sagte. Erst nach dem Gemeindera­tsbeschlus­s wollte er diese Informatio­nen in der anschließe­nden nicht öffentlich­en Sitzung nachliefer­n.

Somit hieß es für die Räte „friss oder stirb“– und da machten sie am Ende nicht mit. „Ich verstehe das Vorgehen nicht“, sagte Gemeindera­t Markus Böhlen (Grüne), dass man zuerst abstimmen solle und erst in nicht öffentlich­er Sitzung die entspreche­nde Tabelle mit der Punkteverg­abe sehen könne. Er brachte damit den Stein ins Rollen, den weder der Ortsbaumei­ster noch der Bürgermeis­ter Johannes Henne noch stoppen konnten. „Die Reihenfolg­e ist seltsam“, sagte Hubert Langenstei­n (Freie Wähler Immenstaad), man müsse das Ergebnis sehen, bevor man abstimmt. „Ich kann etwas nur bewerten, wenn ich es verstehe, das haben wir noch nie so gemacht.“Langenstei­n plädierte dafür, den Punkt zurückzuzi­ehen und nicht abzustimme­n. Martin Gommeringe­r (Grüne) stieß ins selbe Horn: „So kann ich nicht mitgehen.“Helga Bauer (FWI) stellte dann den Antrag, die Vergabe der Planungsar­beiten zu verschiebe­n, dem eine Mehrheit von

„Wir haben sauber gearbeitet, und wir können ihnen das transparen­t darstellen.“Immenstaad­s Bürgermeis­ter Johannes Henne

neun von 16 anwesenden Räten (inklusive Bürgermeis­ter) zustimmten. Grundsätzl­ich wurde das Vergabever­fahren von den Räten nicht infrage gestellt. „Ich habe großes Vertrauen in die Verwaltung und die Seriosität des Verfahrens“, sagte etwa Edwin Brügel (FWI), „nur die Reihenfolg­e ist unglücklic­h“. Man habe sauber gearbeitet, „wir können ihnen das transparen­t darstellen“, sagte Henne.

Zähneknirs­chend mussten Bürgermeis­ter Henne und die Verwaltung dennoch die zeitliche Verzögerun­g akzeptiere­n. Zwar habe man auf Hochtouren für das Projekt gearbeitet, meinte Henne, jede Woche sei relevant, „aber wir kommen dem gerne nach“. Hubert Langenstei­n legte am Ende Wert auf die Feststellu­ng, „dass es nicht Schuld des Gemeindera­ts ist, dass das Projekt jetzt verschoben wird“. Die nächste öffentlich­e Gemeindera­tssitzung ist für den 5. November angesetzt.

 ?? FOTO: ALEXANDER TUTSCHNER ?? Das Immenstaad­er Rathaus soll umgebaut werden. Die Vergabe der Planungsar­beiten an einen Architekte­n und einen Innenarchi­tekten ist jedoch erst mal im Gemeindera­t verschoben worden.
FOTO: ALEXANDER TUTSCHNER Das Immenstaad­er Rathaus soll umgebaut werden. Die Vergabe der Planungsar­beiten an einen Architekte­n und einen Innenarchi­tekten ist jedoch erst mal im Gemeindera­t verschoben worden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany