Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Eine bewegende Hommage an den Frieden
John Gillard und seine Musiker erinnern an das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren
FRIEDRICHSHAFEN - Als international buntes Ensemble haben John Gillard und seine Musiker mit ihrem Konzert am Sonntagabend in der Erlöserkirche gegen den Krieg und gegen das Vergessen gesungen. Die Lieder und die Bilder, die auf einer großen Leinwand zu sehen waren, bewegten viele Zuhörer.
Der Konzerttitel „Ehe noch die Blätter fallen“sollte an das Versprechen des deutschen Kaisers Wilhelm II erinnern. Ein Versprechen, das er den Soldaten gab: Sie würden nach Hause kommen, bevor die Blätter von den Bäumen fielen. Es wurde nicht eingehalten.
Auf der Leinwand waren zunächst Bilder zu sehen, die Männer mit Waffen zeigten, Panzer, Tote und Friedhöfe mit unzähligen Grabsteinen. Dann fingen die Musiker mit ihrem ersten Lied „No Man's Land“an, das die unglaubliche, aber wahre Geschichte von englischen und deutschen Soldaten erzählt, die sich zwischen den Fronten im Niemandsland trafen und Weihnachten feierten. Doch die Generäle befahlen, zu schießen.
Günter Weber, Friedensbeauftragter der Erlöserkirche, übersetzte die teils englischen, teils französischen oder flämischen Lieder. In „La Chanson de Craonne“sang Mars Moriau eine Hymne der Soldaten, die bis 1974 in Frankreich verboten war. Im Einklang mit der Begleitung seines Akkordeons fügte der Belgier die Worte des Refrains in eine dem Chanson typische Schlagermelodie ein: „Adieu la vie, Adieu l'amour, Adieu toutes les femmes“(Adieu ans Leben, Adieu an die Liebe, Adieu an alle Frauen). Das traurige Fazit der Soldaten hallte nach: „Wir sind die, die die Köpfe hinhalten“. Während John Gillard an seiner Gitarre spielte, Felix Fritz die Beiträge mit der Klarinette übernahm und Robert Kopf seinen Bass zupfte, füllte Ana Bienek mit ihrer Altstimme den Raum und sang das Lied „John Condon“. Die Leinwand im Hintergrund zeigte den Grabstein des jungen Soldaten, der mit 14 Jahren auf dem Schlachtfeld starb.
Immer wieder kam die Flöte des Brüsseler Musikers Edwin Wauters durch, die eine fröhliche Melodie spielte zu „Er Zijn Soldaten Uit Beverlo Vertrokken“. Sie wäre unbeschwert gewesen, wenn die zwei Männer auf der Leinwand nicht mit amputierten Beinen ihren Weg hätten gehen müssen. Nach „Fragile“, das die Zerbrechlichkeit Europas und den Appell der Versöhnung besang, lud Pfarrer Harald Kuhnle ein, sich in den Gemeinderäumen über das Thema Frieden zu unterhalten.