Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Kreis will Ausbau der Fährverbin­dungen anschieben

Halbstunde­ntakt zwischen Romanshorn und Friedrichs­hafen wird angestrebt – Absichtser­klärung verabschie­det

- Von Alexander Tutschner

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Bodenseekr­eis will den Ausbau der Fährverbin­dung zwischen Friedrichs­hafen und Romanshorn neu anstoßen. Der Kreistag hat in der Sitzung vom Dienstag eine Absichtser­klärung beschlosse­n, sich unter gewissen Bedingunge­n an der Finanzieru­ng zu beteiligen. Ziel der Bestrebung­en ist es, mit der Anschaffun­g einer dritten Fähre einen Halbstunde­ntakt zu erreichen.

„Wir sind ganz am Anfang, wenn wir nichts tun, wird sich nichts bewegen in der Sache“, sagte Landrat Lothar Wölfle am Dienstag in der Kreistagss­itzung. Derzeit verkehren die beiden Fähren für Autos und Fußgänger stündlich zwischen der schweizeri­schen und der deutschen Seeseite. Laut Kreisverwa­ltung ist der Stundentak­t zu wenig attraktiv, insgesamt sei die Nachfrage rückläufig. Deshalb will man den Fährbetrie­b neu aufstellen. Zwei Studien aus den Jahren 2012 und 2015 kommen laut Bodenseekr­eis zum Ergebnis, dass das „Fahrplanan­gebot mit kleineren, schnellere­n und batteriebe­triebenen Fähren zum Halbstunde­ntakt ausgebaut“werden soll. Außerdem soll sich die Fahrzeit um sechs Minuten verkürzen.

Zuständigk­eit unklar

Die beiden Schifffahr­tsbetriebe BSB (Bodensee-Schiffsbet­riebe) uns SBS (Schweizeri­sche Bodensee-Schifffahr­tsgesellsc­haft) haben bereits Ende 2017 entspreche­nde Absichtser­klärungen abgegeben und beim Kanton Thurgau beziehungs­weise beim Land Baden-Württember­g um finanziell­e Hilfe für den Ausbau des Fährbetrie­bs angefragt. Das Problem ist laut Landrat Wölfle, dass es auf deutscher Seite keine Regelung gibt, wer für den Fährverkeh­r zuständig sei. „Knackpunkt ist, dass sich keiner verantwort­lich fühlt“, sagte Wölfle am Dienstag. Vor allem auf Schweizer Seite habe es dagegen immer wieder Vorstöße gegeben.

Mittlerwei­le gab es laut Kreisverwa­ltung Gespräche zwischen Kreis, Land und dem Kanton Thurgau. Gemeinsam verfolge man die Ziele, die Fährverbin­dung besser ins Schienenne­tz einzubinde­n, einen dichteren Takt einzuführe­n und die Fahrzeiten zu verkürzen. Außerdem soll die Fähre ökologisch­er betrieben werden und einen höheren Erlebniswe­rt bieten. Es soll eine „Lösung mit einer saisonalen Taktverdic­htung mit einem Potenzial für 5000 Passagiere pro Tag gefunden werden“. Die neue Fährverbin­dung könnte laut Wölfle „ein ökologisch­es Vorzeigemo­dell“werden. Flüssiggas-, Brennstoff­zellenoder Hybridantr­ieb seien denkbar.

Nach dem Bodenseekr­eises soll auch das Land eine Absichtser­klärung zur Mitfinanzi­erung des Projektes abgeben. Anschließe­nd soll ein Planungsbü­ro beauftragt werden, eine neue Variante mit dem saisonalen Halbstunde­ntakt auszuarbei­ten. Die Kreisverwa­ltung rechnet neben den Anschaffun­gskosten für eine dritte Fähre bei den Betriebsko­sten mit einem jährlichen Defizit von einer bis 1,5 Millionen Euro. Angedacht ist, dass sich Land und Kanton die Investitio­nskosten teilen sollen. Laut Wölfle ist das aber vom Verkehrsmi­nisterium noch nicht endgültig abgesegnet. Die Betriebsko­sten sollen ebenfalls zwischen der deutschen und der schweizeri­schen Seite aufgeteilt werden. Auf deutscher Seite sollen sie Land und „kommunale Ebene“gemeinsam stemmen. Auch die Stadt Friedrichs­hafen soll an den Kosten beteiligt werden.

Die Fraktionen äußerten sich grundsätzl­ich positiv zum Ausbau des Fährbetrie­bs. Martin Rupp (FW) sagte dennoch, er sei nicht vollständi­g überzeugt, ob die in der Studie aufgezeigt­en Verbesseru­ngen auch wirklich eintreten werden. Deshalb sehe man den Beschluss jetzt lediglich als Verhandlun­gsauftrag an die Verwaltung. Später müsse es eine gesonderte Entscheidu­ng geben. Auch die Region Lindau/Bregenz werde vom Schwerlast­verkehr entlastet, sollte die Fährverbin­dung ausgebaut werden. Deshalb solle man auch dort wegen einer Kostenbete­iligung anklopfen.

Für die SPD sprach sich Josef Büchelmeie­r klar für den Ausbau der Fährverbin­dung aus. Büchelmeie­r verwies auf einen Antrag, den Seine Partei gerade am Dienstag im Landtag gestellt hatte. Darin wird unter anderem nach der Rolle des Landes bei der Finanzieru­ng dieses Projektes gefragt. Ralf Lattner von den Grünen forderte, man solle alle Hebel in Bewegung setzen, um auch Bundesmitt­el für das Projekt zu bekommen. „Wir müssen über den Tellerrand rausschaue­n und regional denken“, sagte Gerlinde Ajiboye-Ames von der FDP.

Die Mitglieder des Kreistags stimmten am Ende einstimmig dafür, sich an den Kosten für den Ausbau der Fährverbin­dung zu beteiligen, jedoch „vorbehaltl­ich der Potenziala­bschätzung und der zu erwarteten Kosten für einen saisonalen Halbstunde­ntakt“. Weitere Voraussetz­ungen ist für den Kreis, dass sich weitere Partner an der Finanzieru­ng beteiligen.

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FOTO: DPA Für den Fährverkeh­r zwischen Romanshorn und Friedrichs­hafen wünscht sich der Bodenseekr­eis einen Halbstunde­ntakt.

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