Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Bodenseekreis bekommt Palliativdienst
Der Bodenseekreis bekommt eine eigene ambulante Palliativversorgung – Im Januar nimmt das Palliativteam Bodensee seine Arbeit auf
Ab 2019 kümmert sich das Palliativteam Bodensee um unheilbar Kranke.
FRIEDRICHSHAFEN - Der Bodenseekreis bekommt ab Januar 2019 eine eigene ambulante Palliativersorgung. Bislang wurde der Bodenseekreis vom Palliativdienst Clinic Home Interface in Ravensburg mitversorgt – aber der ist überlastet. Am Montag beschloss der Kreistag, das neue Palliativteam Bodensee mit bis zu 300 000 Euro zu unterstützen. Das soll ausreichen, um in den ersten beiden Jahren die laufenden Kosten zu decken.
Das Palliativteam Bodensee wird sich schwerstkranken und sterbenden Menschen mit einem besonderen Versorgungsbedarf widmen – „sei es eine komplizierte Schmerztherapie, schwere Atemnot, komplizierte Wundversorgung oder eine Ernährung über Infusion“, sagt Dr. Matthias Weng, Ärztlicher Leiter des neuen Palliativteams. Er ist Internist in Friedrichshafen und hat acht bis zehn Palliativmediziner aus dem Bodenseekreis an der Hand. Sie werden den Patienten Hausbesuche abstatten. Ebenso wie das kleine Team von Palliativfachkräften, geleitet von Simone Meisert. Die Krankenschwester hat bei Clinic Home Interface jahrelange Erfahrung gesammelt, die sie nun ins Palliativteam Bodensee einbringt. Sie und ihre Mitarbeiterinnen werden täglich 24 Stunden telefonisch erreichbar sein. Die Betreuung der Angehörigen ist nicht weniger wichtig als die der Kranken, weiß Simone Meisert. Die notwendige Zeit dazu bringt sie mit. Matthias Weng verspricht den Patienten nicht pauschal Schmerzfreiheit, aber: „Wir schaffen es in der Regel, einen Zustand zu erreichen, der einigermaßen erträglich ist bis zum Tod.“Er rechnet mit einer jährlichen Zahl von 100 bis 150 Patienten, wenn sich das Palliativteam Bodensee erst etabliert hat.
Auch dann wird das Palliativteam aber auf Unterstützung angewiesen sein – etwa zur Bezahlung des Personals. Hierfür wurde ein Förderverein eingerichtet. Wer Mitglied werden möchte, kann zwischen verschiedenen Jahresbeiträgen wählen: 120, 600, 1200 oder 12 000 Euro. Vorsitzender des Fördervereins ist Prof. Dr. med. Volker Wenzel, am Medizin Campus Bodensee Zentrumsdirektor und Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie. Er will Sterbende in ihrer vertrauten Umgebung belassen. „Niemand soll mit Blaulicht ins Krankenhaus gefahren werden, weil jemand die Situation des Kranken nicht richtig einschätzen kann“, umreißt er die Bedeutung des Palliativteams.
Für die Patienten ist die Behandlung durch das Palliativteam kostenlos. Simone Meisert ist wichtig, dass das Palliativteam keine Konkurrenz zu ambulanten Pflegediensten oder den Hausärzten darstellt, sondern mit ihnen kooperiert. So darf nur der Hausarzt beantragen, dass das Palliativteam tätig werden darf. „Und auch dann muss kein Hausarzt Bedenken haben, dass ihm Patienten entzogen werden“, sagt Matthias Weng.
Eine Homepage hat das Palliativteam Bodensee noch nicht. Sie soll aber bis zum Start im Januar 2019 eingerichtet sein.
Der Verein der Freunde und Förderer des Palliativteams Bodensee kann finanziell unterstützt werden über sein Konto bei der Sparkasse Bodensee: IBAN DE52 6905 0001 0026 3337 24.