Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Agentenklamauk mit Charme
Auf sympathische Weise aus der Zeit gefallen: „Johnny English – Man lebt nur dreimal“
Als Johnny English das erste Mal im Geheimdienst Ihrer Majestät ermittelte, hatte Pierce Brosnan gerade seinen letzten 007-Auftrag absolviert, der britische Premierminister hieß Tony Blair und das Wort Brexit war noch nicht mal erfunden. 15 Jahre später kommt mit „Johnny English – Man lebt nur dreimal“die zweite Fortsetzung der Agentenkomödie ins Kino. Und genau wie Rowan Atkinsons Leinwandheld wirkt der Spionageklamauk etwas altmodisch und aus der Zeit gefallen. Unterhaltsam ist der Film trotzdem.
Die ziemlich dünne Handlung, die eher eine Aneinanderreihung von Gags als eine echte Story ist, hat immerhin aktuellen Bezug. Um den Brexit geht es zwar nicht, aber um einen Hackerangriff auf Großbritannien. So was soll ja vorkommen. Und weil dabei alle aktiven Geheimagenten des MI7 enttarnt wurden, ordnet die Premierministerin (Emma Thompson) an, frühere Mitarbeiter aus dem Ruhestand zurückzuholen. Dumm nur, dass die meisten laut Geheimdienstchef Pegasus tot sind, gerade eine neue Hüfte bekommen oder sich von einer Prostataoperation erholen.
Eine der Ausnahmen ist Johnny English, der in seiner neuen Rolle als Geografielehrer den Schülern lieber heimlich Spionagemethoden beibringt, bis er ins Hauptquartier des MI7 gerufen wird. Dort setzt er versehentlich drei weitere Ex-Agenten (die Altstars Michael Gambon, Edward Fox und Charles Dance) außer Gefecht und ist damit der letzte Agent, der das Vereinigte Königreich noch retten kann. Zunächst aber wundert sich English, dass er für eine Dienstwaffe die Arbeitsschutzbestimmungen unterschreiben muss. Auf ein Smartphone verzichtet er, denn schließlich könnte ihn der Feind darüber orten.
Gemeinsam mit seinem treuen Assistenten Bough (Ben Miller) spioniert English an der südfranzösischen Küste auf der Luxusjacht eines US-Computermilliardärs, dem die Premierministerin die Kontrolle über die gesamte britische IT-Infrastruktur übertragen will. Ob das eine gute Idee ist? Außerdem macht der Geheimagent Bekanntschaft mit der mysteriösen Ophelia (Ex-Bondgirl Olga Kurylenko aus „Ein Quantum Trost“). English wittert eine Romanze. Dass Ophelia eine russische Agentin sein könnte, hält er für ausgeschlossen.
Bis zum Showdown in Schottland lässt der Film kein Agentenklischee aus. Viele Gags sind vorhersehbar, einige in ähnlicher Form aus der Austin-Powers-Reihe oder sogar direkt aus den James-Bond-Filmen bekannt. Besonders originell ist das zwar nicht, schmunzeln muss man trotzdem immer wieder. Auch, weil Atkinsons komisches Talent und Timing nach wie vor herausragend sind.
Kuriose Tanzszene amüsiert
Der 63-Jährige stolpert wie sein berühmtes Alter Ego Mr. Bean durch den Film, etwa nach der Einnahme von Aufputschpillen in einer kuriosen Tanzszene zum Fremdschämen. Die Nebendarsteller haben im wahrsten Sinne des Wortes leichtes Spiel in diesem 90-minütigen Atkinson-Sketch. Allen voran Oscargewinnerin Emma Thompson als überforderte, naive Premierministerin. Sie genießt sichtlich den Spaß an der leichten Filmkost. Ob sie sich an der mit dem Brexit-Gerangel mitunter überfordert wirkenden Theresa May orientiert hat?
Die Zeiten haben sich geändert, nur nicht für Johnny English. Er macht die Dinge immer noch auf die alte Art. Und das ist durchaus sympathisch. Der vorhersehbare Humor dürfte zwar vorwiegend jüngere Zuschauer zum Lachen bringen. Atkinson und Co. hätten da durchaus noch eine Schippe drauflegen können. Aber wer sich über Mr. Bean kaputtlacht und die ersten beiden JohnnyEnglish-Filme mochte, wird sich auch beim dritten Teil amüsieren. (dpa)
Johnny English – Man lebt nur dreimal. Regie: David Kerr. Mit Rowan Atkinson, Olga Kurylenko, Emma Thompson. Großbritannien 2018. 88 Minuten. FSK ab 6.