Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Jetzt werden Eltern und Schüler gefragt
Stadtverwaltung sah keine Notwendigkeit, die Frage nach einer zentralen Küche zu prüfen
FRIEDRICHSHAFEN - Der Auftrag war, zu prüfen, ob die Einrichtung einer kommunalen Küche für die Essensversorgung der Schulen und Kindergärten lohnenswert ist. Diesen Antrag hatte die SPD im Mai gestellt, am Mittwoch stand das Prüfergebnis auf der Tagesordnung des Kultur- und Sozialausschusses. Mit dem Ergebnis, dass es kein echtes Prüfergebnis gibt.
Statt dessen soll jetzt eine detaillierte Abfrage bei Schülern, Kindern und Eltern vorbereitet werden, danach wird der Ausschuss erneut über den SPD-Antrag sprechen.
Die Verwaltung hatte, wie Dieter Stauber, Fraktionsvorsitzender der SPD zusammenfasste, die Zufriedenheit mit dem bestehenden System abgefragt. „Es war aber gar nicht die Frage, wie zufrieden die Kinder und Eltern sind, es ging um die Frage, ob die Stadt mit einer eigenen Küche nicht ein besseres Angebot machen könnte“, sagte Stauber.
Auch Christina Heimpel (Grüne) erwartete eine Einbeziehung der Kinder, Schüler und Eltern, die offenbar nicht stattgefunden habe. Die Verwaltung sprach durchweg von zufriedenen Eltern. Dem stimmte auch Hans-Jürgen Bauer (CDU) zu.
Bei den kirchlichen Trägern „sind die Eltern zu 100 Prozent zufrieden. Wir haben im Moment andere Probleme, was die Kitas angeht, als die Essensversorgung“, sagte Bauer. Er meinte damit die noch nötigen Erweiterungen von Kindertageseinrichtungen, die Schaffung neuer Plätze und vor allem die Versorgung der Kitas mit Personal.
Aussagen widersprechen sich
Der Aussage, es seien alle zufrieden, standen jedoch die Stellungnahmen des Gesamtelternbeirates der Schulen, des Jugendparlamentes und seit Dienstagabend auch des Gesamtelternbeirates der Kindertagesstätten dieser Stadt – gleich, ob städtische oder freie Trägerschaft – entgegen. Alle drei Gremien begrüßten die Prüfung einer zentralen Küche vor Ort, um die Kitas und Schulen mit Essen versorgen zu können, und drückten ihre Unzufriedenheit über die bestehenden Qualitäten der Essensversorgung aus.
„Wir betonen, dass wir den Antrag der SPD Fraktion sehr begrüßen, da es zum Thema Essen in den Kindertagesstätten sehr wohl Verbesserungsbedarf gibt“, schreibt der Elternbeirat der Kitas. Für die Stellungnahme zu diesem Thema sei auch sehr wenig Zeit eingeräumt worden, „was uns das Gefühl gibt, nicht ernst genommen zu werden.“
Die Eltern der Kindergartenkinder finden es in ihrer Stellungnahme „sehr schade, dass der Antrag von der Verwaltung nicht anständig geprüft wurde“, heißt es in dem Schreiben weiter.
So geht es jetzt weiter
Diese „tiefe Prüfung, die nicht stattgefunden hat“, so Reinhard Friedel, Amtsleiter des Amtes für Bildung, Betreuung und Sport, habe deswegen nicht stattgefunden, weil die Verwaltung aufgrund der ihr gegenüber formulierten umfassenden Zufriedenheit über das Mittagessen keine Notwendigkeit für eine weitere Prüfung gesehen habe.
Trotzdem ist einiges geschehen. Dass Verwaltung und Ausschussmitglieder ebenso wie die Elternvertreter inhaltlich gar nicht weit voneinander entfernt sind, zeigen die Maßnahmen, die die Verwaltung – teilweise auch unabhängig von dem SPD Antrag oder aufgrund der Aussagen der Elternbeiräte – getroffen hat. So soll bis Anfang 2019 ein Tool entwickelt werden, mit dem die Schüler und Eltern direkt über eine App zur Qualität des Essens Rückmeldungen geben können. Ferner schlägt die Verwaltung vor, Ende des Jahres eine Umfrage unter Schülern und Eltern zu machen, um herauszufinden, ob eine eigene Küche lohnenswert sein könnte. An dieser Umfrage wollen die Elternbeiräte und die Ausschussmitglieder mitwirken, die Fragen mitgestalten und Anregungen geben, meinte am Schluss der Sitzung die Vorsitzende des Gesamtelternbeirates der Schulen dieser Stadt, Sonja Utz.
Ferner will die Verwaltung die einst existierende „Arbeitsgemeinschaft Schulessen“wieder ins Leben rufen, die einst mangels Bedarf die Arbeit eingestellt hatte. Auch daran möchte der Gesamtelternbeirat beteiligt werden, sagte Vorstandsmitglied Gernot Rahn nach der Sitzung.