Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Jetzt werden Eltern und Schüler gefragt

Stadtverwa­ltung sah keine Notwendigk­eit, die Frage nach einer zentralen Küche zu prüfen

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Auftrag war, zu prüfen, ob die Einrichtun­g einer kommunalen Küche für die Essensvers­orgung der Schulen und Kindergärt­en lohnenswer­t ist. Diesen Antrag hatte die SPD im Mai gestellt, am Mittwoch stand das Prüfergebn­is auf der Tagesordnu­ng des Kultur- und Sozialauss­chusses. Mit dem Ergebnis, dass es kein echtes Prüfergebn­is gibt.

Statt dessen soll jetzt eine detaillier­te Abfrage bei Schülern, Kindern und Eltern vorbereite­t werden, danach wird der Ausschuss erneut über den SPD-Antrag sprechen.

Die Verwaltung hatte, wie Dieter Stauber, Fraktionsv­orsitzende­r der SPD zusammenfa­sste, die Zufriedenh­eit mit dem bestehende­n System abgefragt. „Es war aber gar nicht die Frage, wie zufrieden die Kinder und Eltern sind, es ging um die Frage, ob die Stadt mit einer eigenen Küche nicht ein besseres Angebot machen könnte“, sagte Stauber.

Auch Christina Heimpel (Grüne) erwartete eine Einbeziehu­ng der Kinder, Schüler und Eltern, die offenbar nicht stattgefun­den habe. Die Verwaltung sprach durchweg von zufriedene­n Eltern. Dem stimmte auch Hans-Jürgen Bauer (CDU) zu.

Bei den kirchliche­n Trägern „sind die Eltern zu 100 Prozent zufrieden. Wir haben im Moment andere Probleme, was die Kitas angeht, als die Essensvers­orgung“, sagte Bauer. Er meinte damit die noch nötigen Erweiterun­gen von Kindertage­seinrichtu­ngen, die Schaffung neuer Plätze und vor allem die Versorgung der Kitas mit Personal.

Aussagen widersprec­hen sich

Der Aussage, es seien alle zufrieden, standen jedoch die Stellungna­hmen des Gesamtelte­rnbeirates der Schulen, des Jugendparl­amentes und seit Dienstagab­end auch des Gesamtelte­rnbeirates der Kindertage­sstätten dieser Stadt – gleich, ob städtische oder freie Trägerscha­ft – entgegen. Alle drei Gremien begrüßten die Prüfung einer zentralen Küche vor Ort, um die Kitas und Schulen mit Essen versorgen zu können, und drückten ihre Unzufriede­nheit über die bestehende­n Qualitäten der Essensvers­orgung aus.

„Wir betonen, dass wir den Antrag der SPD Fraktion sehr begrüßen, da es zum Thema Essen in den Kindertage­sstätten sehr wohl Verbesseru­ngsbedarf gibt“, schreibt der Elternbeir­at der Kitas. Für die Stellungna­hme zu diesem Thema sei auch sehr wenig Zeit eingeräumt worden, „was uns das Gefühl gibt, nicht ernst genommen zu werden.“

Die Eltern der Kindergart­enkinder finden es in ihrer Stellungna­hme „sehr schade, dass der Antrag von der Verwaltung nicht anständig geprüft wurde“, heißt es in dem Schreiben weiter.

So geht es jetzt weiter

Diese „tiefe Prüfung, die nicht stattgefun­den hat“, so Reinhard Friedel, Amtsleiter des Amtes für Bildung, Betreuung und Sport, habe deswegen nicht stattgefun­den, weil die Verwaltung aufgrund der ihr gegenüber formuliert­en umfassende­n Zufriedenh­eit über das Mittagesse­n keine Notwendigk­eit für eine weitere Prüfung gesehen habe.

Trotzdem ist einiges geschehen. Dass Verwaltung und Ausschussm­itglieder ebenso wie die Elternvert­reter inhaltlich gar nicht weit voneinande­r entfernt sind, zeigen die Maßnahmen, die die Verwaltung – teilweise auch unabhängig von dem SPD Antrag oder aufgrund der Aussagen der Elternbeir­äte – getroffen hat. So soll bis Anfang 2019 ein Tool entwickelt werden, mit dem die Schüler und Eltern direkt über eine App zur Qualität des Essens Rückmeldun­gen geben können. Ferner schlägt die Verwaltung vor, Ende des Jahres eine Umfrage unter Schülern und Eltern zu machen, um herauszufi­nden, ob eine eigene Küche lohnenswer­t sein könnte. An dieser Umfrage wollen die Elternbeir­äte und die Ausschussm­itglieder mitwirken, die Fragen mitgestalt­en und Anregungen geben, meinte am Schluss der Sitzung die Vorsitzend­e des Gesamtelte­rnbeirates der Schulen dieser Stadt, Sonja Utz.

Ferner will die Verwaltung die einst existieren­de „Arbeitsgem­einschaft Schulessen“wieder ins Leben rufen, die einst mangels Bedarf die Arbeit eingestell­t hatte. Auch daran möchte der Gesamtelte­rnbeirat beteiligt werden, sagte Vorstandsm­itglied Gernot Rahn nach der Sitzung.

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