Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

So sicher ist der Bodenseekr­eis

Polizeiviz­epräsident stellt im Kreistag die Kriminalst­atistik vor

- Von Barbara Baur

BODENSEEKR­EIS - Etwas weniger Straftaten, dafür eine bessere Aufklärung­squote: Die Polizei bewertet die Sicherheit­slage im Bodenseekr­eis als relativ stabil. „Wir verzeichne­n bei den Straftaten seit mehreren Jahren einen geringfügi­gen aber stetigen Rückgang“, sagte Gerold Sigg, Polizeiviz­epräsident am Präsidium in Konstanz. Er stellte am Dienstag im Kreistag auf Anfrage der SPD-Fraktion einen Bericht zur Sicherheit­slage im Landkreis vor.

2017 zählte die Polizei im Kreis knapp 9200 Delikte, 5800 davon konnte die Polizei aufklären. In Friedrichs­hafen und Überlingen werden laut Polizeista­tistik die meisten Straftaten begangen. Zum einen liegt das an der Größe der Stadt Friedrichs­hafen, zum anderen an der Attraktivi­tät Überlingen­s, wo sich auch viele Gäste und Urlauber aufhalten. Sigg lobte die Aufklärung­squote, insbesonde­re in Friedrichs­hafen. Dort liegt sie bei 67 Prozent und somit über dem Landesdurc­hschnitt. Kreisweit werden 63 Prozent der Fälle aufgeklärt.

Insgesamt machte die Polizei 2017 knapp 4200 Tatverdäch­tige aus, davon sind 2800 deutsch, 1300 Ausländer und 380 Flüchtling­e. Unter 21 Jahren sind insgesamt knapp 1000 Tatverdäch­tige, etwa die Hälfte davon aus Friedrichs­hafen, aber noch immer 180 aus Überlingen. In dieser Altersstru­ktur ist die Zahl der Delikte etwas gestiegen. „Dieser Umstand bereitet uns Sorge“, sagte Sigg.

Einen Ausreißer nach oben gibt es auch im Bereich der Sexualdeli­kte. Sie stiegen von 88 im Jahr 2016 auf 116 im Jahr 2017 an. Das liege aber daran, dass sich nach den Vorfällen in der Silvestern­acht 2015/16 in Köln die Gesetzesla­ge geändert habe. Sigg erläuterte, dass Begrapsche­n zuvor zu einem anderen Deliktsber­eich zählte, nämlich der Beleidigun­g. Inzwischen gehören solche Taten aber zu den Sexualdeli­kten. So sei auch der Sprung in der Statistik zu erklären. Auch 2018 sei die Tendenz zu erkennen, dass die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbest­immung steigt. „Abgesehen von dem neu eingeführt­en Tatbestand haben wir es aber mit einer gleichblei­benden Entwicklun­g zu tun“, sagte er.

Wohnungsei­nbrüche spielen laut Sigg seit einigen Jahren im öffentlich­en Diskurs eine wichtige Rolle. Somit steige bei vielen Bürgern das Gefühl, dass die Gefahr wachse. Allerdings sehe die Realität anders aus. „Die Polizei verzeichne­t deutliche Rückgänge“, sage er. Während 2016 noch rund 150 Einbrüche erfasst wurden, waren es 2017 noch 100 Fälle. Registrier­t werden auch die Einbruchve­rsuche. Sie sanken in diesem Zeitraum ebenfalls: von 70 auf rund 40. „Die Hälfte der bearbeitet­en Delikte ist also ein Versuch geblieben“, sagte Sigg. Als Grund führt er die „Streifentä­tigkeit der Polizei“und deren Prävention­sarbeit an. Er geht davon aus, dass die Eigentümer selbst einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie sich informiere­n und Schutzvork­ehrungen treffen. Eine gegenläufi­ge Entwicklun­g ist 2017 in Überlingen zu verzeichne­n. „Hier kann eine Tätergrupp­ierung durchgezog­en sein“, sagte er.

Delikte, bei denen ein Messer als Tatmittel eingesetzt wurde, erfasst die Polizei gesondert. Die Zahl ist von rund 110 im Jahr 2016 auf 140 im Jahr 2017 gestiegen. Unter den 140 Tatverdäch­tigen sind 75 Deutsche und rund 40 Ausländer. Außerdem wurden 14 Flüchtling­e erfasst.

Landrat Lothar Wölfle (CDU) stellte fest, dass es sich insgesamt um eine positive Entwicklun­g handle. Orientiert an diesen Zahlen könnten sich die Menschen im Bodenseekr­eis sicher fühlen. Aber: „Jede Straftat ist eine zu viel“, sagte er. Zu danken sei der Polizei, die viele Ermittlung­serfolge verzeichne.

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GRAFIK: MSP/QUELLE POLIZEI/FOTO: CLBX Die Zahl der Straftaten, bei denen ein Messer eine Rolle spielte, ist gestiegen.

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