Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
So sicher ist der Bodenseekreis
Polizeivizepräsident stellt im Kreistag die Kriminalstatistik vor
BODENSEEKREIS - Etwas weniger Straftaten, dafür eine bessere Aufklärungsquote: Die Polizei bewertet die Sicherheitslage im Bodenseekreis als relativ stabil. „Wir verzeichnen bei den Straftaten seit mehreren Jahren einen geringfügigen aber stetigen Rückgang“, sagte Gerold Sigg, Polizeivizepräsident am Präsidium in Konstanz. Er stellte am Dienstag im Kreistag auf Anfrage der SPD-Fraktion einen Bericht zur Sicherheitslage im Landkreis vor.
2017 zählte die Polizei im Kreis knapp 9200 Delikte, 5800 davon konnte die Polizei aufklären. In Friedrichshafen und Überlingen werden laut Polizeistatistik die meisten Straftaten begangen. Zum einen liegt das an der Größe der Stadt Friedrichshafen, zum anderen an der Attraktivität Überlingens, wo sich auch viele Gäste und Urlauber aufhalten. Sigg lobte die Aufklärungsquote, insbesondere in Friedrichshafen. Dort liegt sie bei 67 Prozent und somit über dem Landesdurchschnitt. Kreisweit werden 63 Prozent der Fälle aufgeklärt.
Insgesamt machte die Polizei 2017 knapp 4200 Tatverdächtige aus, davon sind 2800 deutsch, 1300 Ausländer und 380 Flüchtlinge. Unter 21 Jahren sind insgesamt knapp 1000 Tatverdächtige, etwa die Hälfte davon aus Friedrichshafen, aber noch immer 180 aus Überlingen. In dieser Altersstruktur ist die Zahl der Delikte etwas gestiegen. „Dieser Umstand bereitet uns Sorge“, sagte Sigg.
Einen Ausreißer nach oben gibt es auch im Bereich der Sexualdelikte. Sie stiegen von 88 im Jahr 2016 auf 116 im Jahr 2017 an. Das liege aber daran, dass sich nach den Vorfällen in der Silvesternacht 2015/16 in Köln die Gesetzeslage geändert habe. Sigg erläuterte, dass Begrapschen zuvor zu einem anderen Deliktsbereich zählte, nämlich der Beleidigung. Inzwischen gehören solche Taten aber zu den Sexualdelikten. So sei auch der Sprung in der Statistik zu erklären. Auch 2018 sei die Tendenz zu erkennen, dass die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung steigt. „Abgesehen von dem neu eingeführten Tatbestand haben wir es aber mit einer gleichbleibenden Entwicklung zu tun“, sagte er.
Wohnungseinbrüche spielen laut Sigg seit einigen Jahren im öffentlichen Diskurs eine wichtige Rolle. Somit steige bei vielen Bürgern das Gefühl, dass die Gefahr wachse. Allerdings sehe die Realität anders aus. „Die Polizei verzeichnet deutliche Rückgänge“, sage er. Während 2016 noch rund 150 Einbrüche erfasst wurden, waren es 2017 noch 100 Fälle. Registriert werden auch die Einbruchversuche. Sie sanken in diesem Zeitraum ebenfalls: von 70 auf rund 40. „Die Hälfte der bearbeiteten Delikte ist also ein Versuch geblieben“, sagte Sigg. Als Grund führt er die „Streifentätigkeit der Polizei“und deren Präventionsarbeit an. Er geht davon aus, dass die Eigentümer selbst einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie sich informieren und Schutzvorkehrungen treffen. Eine gegenläufige Entwicklung ist 2017 in Überlingen zu verzeichnen. „Hier kann eine Tätergruppierung durchgezogen sein“, sagte er.
Delikte, bei denen ein Messer als Tatmittel eingesetzt wurde, erfasst die Polizei gesondert. Die Zahl ist von rund 110 im Jahr 2016 auf 140 im Jahr 2017 gestiegen. Unter den 140 Tatverdächtigen sind 75 Deutsche und rund 40 Ausländer. Außerdem wurden 14 Flüchtlinge erfasst.
Landrat Lothar Wölfle (CDU) stellte fest, dass es sich insgesamt um eine positive Entwicklung handle. Orientiert an diesen Zahlen könnten sich die Menschen im Bodenseekreis sicher fühlen. Aber: „Jede Straftat ist eine zu viel“, sagte er. Zu danken sei der Polizei, die viele Ermittlungserfolge verzeichne.