Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Ich bin ein Wassermensch, ein Blaumensch“
Wolfgang Schmidberger stellt in der Mühle in Oberteuringen aus – Eröffnung ist am Freitagabend
OBERTEURINGEN - „Transparenz“hat Wolfgang Schmidberger seine Ausstellung mit Malerei überschrieben, die er ab Freitag in der Galerie in der Mühle in Oberteuringen zeigt. Die Ausstellung ist bis 11. November geöffnet.
Das jüngste große quadratische Bild sieht der Betrachter erst, wenn er im Hauptausstellungsraum im Erdgeschoss der Mühle steht. Es hängt an der Wand zur Treppe ins Untergeschoss. Ein neues Bild, erst nach einer Rundreise durch Norwegen entstanden, wo Schmidberger die Weite der Fjorde und die prächtigen Farben beeindruckt haben. Flächen durchdringen sich, werden durchscheinend. Klar abgegrenzte, farbkräftige geometrische Flächen liegen neben transparenten Flächen, stehen in Relation zur Unschärfe. Es sind Farben, wie man sie von nordischen Häusern kennt, Schwedenrot, Ocker, Blau, Weiß.
Blau dominiert im Raum, die Farbe von Wasser, von Meer und Eisbergen: „Ich bin ein Wassermensch, ein Blaumensch.“Der Künstler liebt die Tiefgründigkeit, die Ausgeglichenheit, die Stille des Wassers, eine Stille, die auch viele Bilder atmen.
Ebenso finden sich Arbeiten, die vom Kontrast Grau, Schwarz und Weiß leben wie auch vom Spiel mit Ebenen, mit Schärfe und Unschärfe, mit Hinten und Vorne. Während Schmidberger früher dieses Spiel mit lasierenden Farbflächen, mit transparent sich überlagernden Schichten erreicht hat, hat er jetzt die Sprühtechnik für sich entdeckt – weit weg von kunterbunten Graffiti. Ihn fasziniert deren Farbkraft. Klebestreifen erlauben klar abgegrenzte Farbfelder, die sich durchdringen, ein wolkiger Auftrag verleiht dem Bild Plastizität. Darüber legt er mit Acryl fein verästelte Strukturen wie Adern. Abstrahierte Realität und Surreales treffen aufeinander. Man erkennt Landschaftsbezüge, aber auch ganz freie Kompositionen. Im Untergeschoss zeigt Schmidberger ältere Arbeiten in Rottönen aus einer Phase, in der ihn besonders die Drucktechnik beschäftigte: Linoldruck und Holzschnitt sind als Collage kombiniert, ein andermal ist der Holzschnitt auf Transparentpapier gedruckt und von vorne und von hinten aufgeklebt, um Nähe und Ferne zu suggerieren, darüber liegen ausgeschnittene Bäume aus Japanpapier – Reminiszenzen an Fahrten durch die Po-Ebene. „Ich bin experimentell“, sagt er dazu. Die Drucktechniken will er nicht vernachlässigen, vielleicht werde er sie mit der Sprühtechnik verbinden.
Die Ausstellung wird am Freitag, 19. Oktober um 19 Uhr eröffnet, die Laudatio hält Kunsthistorikerin Ulrike Niederhofer. Bis 11. November ist sie jeweils sonntags von 14 bis 18 Uhr und zu Kulturveranstaltungen geöffnet.