Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Wäscher-Göggerle: Nur jeder vierte Chef ist weiblich
Frauenwirtschaftstage sind eröffnet – Dagmar Schwarz referiert zu „Digitalisierung – Fluch oder Segen?“
FRIEDRICHSHAFEN - Unter der Überschrift „Starke Frauen – Starke Wirtschaft“haben am Mittwochabend die elften Frauenwirtschaftstage in Friedrichshafen begonnen. Veronika Wäscher-Göggerle, Frauenund Familienbeauftragte des Bodenseekreises, eröffnete die Wirtschaftstage im Kiesel im k42. Rund 80 Frauen kamen zur Eröffnung.
Noch bis Samstag finden in der Region Bodensee-Oberschwaben an verschiedenen Veranstaltungsorten in Ravensburg, Weingarten, Mengen und in Friedrichshafen Workshops mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten statt. Die Frauenwirtschaftstage sind eine Kooperation der Landratsämter Ravensburg und Bodenseekreis, der Kontaktstelle „frau und beruf“, der Handwerkskammer Ulm, von „family NET“, der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben, der VHS Friedrichshafen und der Bundesagentur für Arbeit.
In ihrer Eröffnungsrede unterstrich Veronika Wäscher-Göggerle die Wichtigkeit der Frauenwirtschaft. Nach wie vor sei es Fakt, dass Frauen in gleichen Positionen wie Männer 21 Prozent weniger verdienen würden. „Nur jede vierte Führungsposition ist von einer Frau besetzt“, sagt sie. Die ungleiche Behandlung fange aber schon im Kindesalter an. Studien zufolge erhalten Jungen im Alter der Grundschulklasse vier im Schnitt 16 Euro Taschengeld, Mädchen hingegen nur elf Euro. Ebenso alarmierend sei, dass Frauen 53 Prozent weniger Altersleistungen als Männer erhielten. „Wir kämpfen für Veränderung“, sagt Veronika Wäscher-Göggerle. Die Wirtschaftstage seien ein wichtiges Element, um Frauen zu stärken.
Das Angebot richtet sich sowohl an Unternehmerinnen als auch an Existenzgründerinnen und Frauen, die eine berufliche Veränderung beziehungsweise den Wiedereinstieg in das Berufsleben planen. Die Frauenwirtschaftstage sind aktive Frauenförderpolitik, mit dem Ziel, auf das Potenzial hochqualifizierter Frauen in Baden-Württemberg aufmerksam zu machen und Karrierewege und Zukunftschancen für Frauen auch in der selbstständigen Erwerbstätigkeit zu unterstützen. Zur Einleitung der Tage referierte Dagmar Schwarz, Rednerin, Dozentin und Edutrainerin in vielen Wirtschaftsbereichen, zum Thema „Digitalisierung – Fluch oder Segen?“. Die gebürtige Rheinländerin ist seit 34 Jahren in der Branche unterwegs und macht dem Begriff Edutrainerin alle Ehre. Das Wort fasst die englischen Begriffe „education“(Bildung) und „entertainment“(Unterhaltung) zusammen. Auf amüsante Art und Weise vermittelt sie, dass Digitalisierung ein Segen ist, wenn sie dem Menschen dient und ein Fluch, wenn sie uns zu Bequemlichkeit verleitet.
Im Fazit bleibt: keine Angst vor Robotern, wenn sie Jobs übernehmen, die der Bevölkerung dienen, sei es im Servicebereich von Restaurants oder im Krankenhaus, „aber bitte nicht das Denken abschalten“, mahnt sie. Die Tätigkeiten der Menschen würden sich dadurch verändern, andere Kompetenzen würden auf Dauer gefragt, deshalb sei es wichtig in Bildung zu investieren. „Wir Deutschen trauen den Maschinen nicht, aber wir müssen was tun, damit wir als Wirtschaftsmacht nicht ins Hintertreffen geraten“, sagt Schwarz.