Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Musik beschwört Sommernächte auf Kuba
ARTango bringen brasilianische Lebenslust und argentinische Leidenschaft in die Mühle in Oberteuringen
OBERTEURINGEN - Wenn brasilianische Lebenslust und argentinische Leidenschaft auf hohes spielerisches Niveau treffen, dann kann es sich fast nur um ein Konzert der Band ARTango handeln. Davon konnten sich auch die Besucher am Samstagabend in der Mühle in Oberteuringen überzeugen.
In einer ungewöhnlichen Besetzung präsentierten die vier Musiker Jürgen Häussler (Saxofon/Querflöte), Thomas Ott (Akkordeon), Michael Nessmann (Gitarre) und Helmut Siegle (Kontrabass) den Zuhörern die lebensbejahende Musik Brasiliens und Kubas. Die Musik Südamerikas ist eine Musik der Gefühle. Sie ist von purer Lebensfreude geprägt, kann aber im Gegensatz dazu auch von tiefster Traurigkeit und Melancholie handeln. Diese Art der Musikrichtung spricht grundsätzlich jeden an, da sich ein jeder – egal in welcher Gemütsverfassung er sich befindet – von den Klängen hinreißen lässt.
Schon das Eröffnungsstück, der Tango „Nocturna“, ließ die Zuhörer aufhorchen und versetzte sie in Staunen. Bereits hier konnte der Besucher erahnen, dass dies ein besonderer musikalischer Abend werden würde. Diese Vorahnung wurde von der Band umgehend mit dem nachfolgenden Stück bestätigt. Mit „Tonight“aus der West-Side-Story von Leonard Bernstein, im Latin-Stil arrangiert, demonstrierten die Instrumentalisten, dass sie den Stil verinnerlicht hatten und ihrer musikalischen Bestimmung konsequent und erfolgreich nachgehen. Ob ein Bossa Nova oder eine Rumba, ob feurige oder melancholische und ruhige Passagen, die Musiker schafften es, in all ihren gespielten Stücken ihre Virtuosität überzeugend zum Tragen zu bringen.
Die Zuhörer genossen die musikalischen Schwingungen der Band und versetzten sich gedanklich in warme Sommernächte auf Kuba mit Gitarrenklängen und einem Nationalgetränk, so authentisch gelangen den vier Instrumentalisten die jeweiligen Musikstücke. Viele der gespielten Titel boten reichlich Raum für Improvisationen und so zeigte sich, dass sich hier vier begnadete Solisten zusammengefunden haben. Doch selbst hervorragende Soli entfachten nicht den verdienten Zwischenapplaus, denn zu sehr waren die Zuhörer vom spielerischen Ausdruck und der Präzision gefesselt.ARTango kommt ohne Schlagzeug aus. Einzig schlichte Percussions, wie zum Beispiel Klanghölzer oder ein Rassel-Ei, dienen kurzzeitig zur Unterstreichung. Ansonsten gab der Kontrabass von Helmut Siegle den Takt an.
Die Formation verleiht manchen Arrangements eine jazzige Variante und verdeutlicht damit ihr umfangreiches und vielschichtiges Repertoire.
Die lockere Unterhaltung ist nicht die Stärke von ARTango, aber das war angesichts dieses Könnens auch gar nicht vonnöten. Die Titel und Überleitungen waren von Thomas Ott schlicht, sachlich und informativ gehalten und so hatten die Zuhörer die Möglichkeit, sich ganz auf die Faszination der leidenschaftlichen Rhythmen aus Südamerika einzulassen.