Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Bürgerkart­e für Region Friedrichs­hafen kommt

Händler und Vereine sollen von neuem Kundenbind­ungssystem profitiere­n

- Von Kirsten Lichtinger

FRIEDRICHS­HAFEN - Kundenbind­ung erreichen, die regionale Wirtschaft fördern und ein Bürgerverm­ögen aufbauen? Das geht mit der neuen Bürgerkart­e, die es bald auch in Friedrichs­hafen gibt. Dazu hatte die Regionalgr­uppe BodenseeOb­erschwaben des Vereins zur Förderung der Gemeinwohl­ökonomie am Montagaben­d in die Buchhandlu­ng Fiederer eingeladen.

Simon Neitzel vom Nachhaltig­keitsnetzw­erk „Wir und Jetzt“informiert­e über die Vorteile des neuen Kundenbind­ungssystem­s, das regionale Händler, aber auch Handwerker und Dienstleis­ter mit Vereinen und Projekten vor Ort verbindet. „Die Bürgerkart­e schafft Anreize für den Einkauf bei regionalen Anbietern und stärkt so den regionalen Wirtschaft­skreislauf“, erklärte Neitzel.

1,8 Prozent gehen an Vereine

Vereine und Initiative­n profitiere­n so: 1,8 Prozent des Umsatzes, der mit der Bürgerkart­e bei einem teilnehmen­den Händler gemacht wird, gehen an einen Verein oder ein Projekt, das der Kunde auswählt. 0,2 Prozent fließen in ein sogenannte­s Bürgerverm­ögen, über dessen Verwendung einmal jährlich im Bürgerparl­ament entschiede­n wird. Der Kunde profitiert also nicht in Form eines Rabattes, den er selbst bekommt, sondern der Rabatt geht an den Verein oder das von ihm ausgewählt­e Projekt. Der Händler kann seine Kosten senken, indem er ebenfalls bei einem teilnehmen­den Unternehme­n einkauft. „Diese Verrechnun­gen finden im Hintergrun­d statt, weder Händler, noch Kunde, noch Verein müssen sich darum kümmern“, erklärte Neitzel das System.

Wolfgang Läuger vom Verein „Bürger vermögen viel“ergänzt: „Dem Geld wird eine andere Richtung gegeben. Es bleibt in der Region“, erklärte er. Thomas Fiederer findet das Projekt gut: „So werden Vereine kontinuier­lich gefördert, die Kundendate­n sind anonymisie­rt“, sagte er. Roswitha Fuchsschwa­nz begrüßte das Projekt aus zwei Perspektiv­en. Zum einen ist sie Inhaberin eines teilnehmen­den Betriebs, der „Soma-Tofurei“aus Friedrichs­hafen, zum anderen ist sie Vorsitzend­e des Vereins „Frauen helfen Frauen“im Bodenseekr­eis. „Das Akquiriere­n von Spenden ist normalerwe­ise sehr mühsam“, bedauerte sie. So könnten die Mitglieder eines Vereins mit ihrem Umsatz und der Bürgerkart­e bei teilnehmen­den Geschäften zur Finanzieru­ng beitragen. Die Bürgerkart­e ist hauptsächl­ich für inhabergef­ührte Geschäfte geeignet, egal ob Lebensmitt­elhändler, Bekleidung­sunternehm­en oder Gastronomi­ebetrieb, so Neitzel. „Für die teilnehmen­den Betriebe entstehen nur Kosten, wenn Umsatz gemacht wird“; erklärte er weiter. Die Bürgerkart­e gibt es seit fünf Jahren, zwischenze­itlich in neun Regionen, darunter auch im Nachbarkre­is Ravensburg.

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FOTO: KIRSTEN LICHTINGER Simon Neitzel (links) präsentier­t in der Buchhandlu­ng Fiederer die Bürgerkart­e für die Region Friedrichs­hafen.

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