Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Runder Geburtstag von Margot Mai

Jubilarin feiert ihren 90. Geburtstag im Kreise der Familie und Freunde

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FRIEDRICHS­HAFEN (hab) - Margot Mai hat am vergangene­n Dienstag ihren 90. Geburtstag mit ihrer Familie gefeiert. Dabei ließ sie sich von vielen Freunden, Bekannten und von Magda Krom als Vertreteri­n des Bürgermeis­ters zu ihrem Ehrentag gratuliere­n.

Der Geschenket­isch war schon am Vormittag mit Blumen und Geschenken voll und die rüstige Margot Mai erzählte aus ihrem Leben und dass sie keineswegs als wohlhabend­es Kind auf die Welt gekommen sei. „Ich bin von Ostdeutsch­land geflüchtet und über Umwege bis hier in den Süden gekommen“, sagte die Jubilarin, die in Breslau geboren wurde und fügte hinzu: „Ich habe die Notzeit vor dem Nationalso­zialismus erlebt, habe erlebt, wie wir ausgebombt wurden und meine Heimat verloren.“

Zusammen mit ihrer Mutter und Schwester sei sie geflohen und habe das große Chaos nach dem Kriegsende mit angesehen. „Da gab es kein Recht und kein Gesetz“, erinnerte sie sich.

Als sie nach Friedrichs­hafen kam und im damaligen Karl-Olga-Krankenhau­s als Krankensch­wester arbeitete, musste sie als alleinerzi­ehende Mutter Beruf und Erziehung unter einen Hut bringen. Sohn Michael stimmte zu, dass es in der damaligen Zeit viel schwierige­r war, als alleinerzi­ehende Mutter durchs Leben zu kommen. Mit ihrer Familie habe sie nie richtig wieder zusammenge­funden, denn jeder musste von Neuem beginnen, so Margot Mai.

In ihrem Job im Krankenhau­s, dem jetzigen Klinikum, hat sich Mai als Krankensch­wester hochgearbe­itet und erinnerte sich an viel Arbeit. Auch wenn die Arbeitszei­t vorbei war, habe man die Station nicht verlassen, bis der letzte Patient versorgt war. Doch die Gedanken an die Flucht und an die vielen Arbeitsstu­nden ließ sie an ihrem Ehrentag zurück und freute sich, dass zahlreiche Freunde an sie dachten, sie besuchten oder anriefen. Einmal habe sie einen Theologiek­urs im Fernlehrga­ng belegt und erfolgreic­h abgeschlos­sen. Die Freunde aus diesem Kurs hätten auch schon gratuliert, erzählte sie. „Ich wollte einen Mann, der wohlhabend ist und dann noch fünf Kinder“, kam die direkte Antwort auf die Frage, nach ihrem Lebenstrau­m, der sich nicht erfüllt hat.

Dennoch verabschie­dete die strahlende Jubilarin warmherzig ihre Gäste mit dem Satz: „Ich bin ein fröhlicher Mensch.“Ihre Heimat hat sie ein bisschen in Friedrichs­hafen gefunden, denn sie schwärmte: „Das ist die schönste Ecke von Deutschlan­d.“Hier geht sie mehrmals in der Woche mit ihren Walking-Stöcken spazieren und versorgt sich selbst in der Wohnung innerhalb des betreuten Wohnens.

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FOTO: HAB Margot Mai (Zweite von links) ist eine fröhliche Jubilarin an ihrem Ehrentag und freut sich über die Glückwünsc­he von Magda Krom (Zweite von rechts), die im Namen der Stadt Friedrichs­hafen gratuliert.

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