Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Im Container wird’s gemütlich
Firma Knoblauch baut alten Seecontainer zum Hotelzimmer um – Mitarbeiter dürfen im Prototyp übernachten
MARKDORF - Ein Seecontainer als Hotelzimmer: Wie das funktionieren könnte, zeigt die Firma Knoblauch aus Markdorf. Sie hat in ihrer Werkstatt einen ausrangierten Container zu einem gemütlichen Hotelzimmer ausgebaut. Der Prototyp steht auf dem Firmengelände an der Zeppelinstraße, wo er über zwei andere Container gestapelt wurde. Der Aufdruck verrät den Namen des Projekts: Meeresbummler.
„Den Anstoß hat ein Kundenprojekt gegeben“, sagt Julia Kohler, die bei Knoblauch für Marketing und Kommunikation zuständig ist. „Aber den Prototyp haben wir dann in Eigenverantwortung entworfen.“Die größte Herausforderung sei gewesen, die technischen und energetischen Vorgaben zu erfüllen, sagt Projektleiter Christfried Schneider. Schließlich stehe nur begrenzt Platz zur Verfügung. Ausgebaut ist der orangene Container, der quer über zwei grünen Containern liegt. Unten, im kleineren der beiden grünen Container, befindet sich die Technik. Denn das mobile Hotelzimmer ist voll funktionsfähig und an Wasser, Strom und Datenleitungen angeschlossen. Momentan befindet sich im unteren Versorgungscontainer auch noch ein Abwassertank. „Aber man könnte ihn auch ganz normal an den Kanal anschließen“, sagt Schneider. Eine Klimaanlage und eine Fußbodenheizung sorgen für das richtige Raumklima.
Das Hotelzimmer ist über eine Treppe erreichbar. Statt der üblichen Klappen befindet sich dort eine Tür mit Glaselementen, die etwas ins Innere des insgesamt 40 Fuß großen Containers zurückversetzt wurde. Viel zu erkennen ist von außen zwar nicht. „Aber einerseits wollten wir erreichen, dass man schon vor der Tür neugierig wird“, erläutert Schneider, der den Prototyp entworfen hat, „andererseits kommt so mehr Tageslicht ins Innere“.
Bei der Planung gingen er und seine Kollegen davon aus, dass sie ein Zimmer für ein Geschäftshotel in einer größeren Stadt ausstatten. Sie nahmen an, dass der Großteil der Gäste Geschäftsreisende sind, die im Durchschnitt eineinhalb Tage bleiben, dass es sich um Männer handelt, die meist allein unterwegs sind. Das Zimmer ist hochwertig ausgestattet, zum Beispiel mit einer geräumigen Dusche und einem breiten Bett. Manch anderes ist dafür platzsparend untergebracht, etwa die WCKabine, die eher klein ist, oder der ausklappbare Kofferbock, der auch als Schreibtisch genutzt werden kann.
Wichtig waren bei der Konzeption auch die Blickbeziehungen. Die Dusche ist beispielsweise aus Glas, sodass der Raum nicht abgeteilt ist. In der Decke ist ein Oberlicht eingebaut, außerdem gibt es eine Front aus Glas. Dort ist sogar ein kleiner Balkon eingebaut. „So wirkt der Raum hell und geräumig“, sagt Schneider. Das Design stehe unter dem Motto „Männerträume“, erinnere an Automobilität und Klassiker. Der Boden und eine der Wände sind mit verzinktem Stahlblech verkleidet, die gegenüberliegende Seite mit Parkett. Die Form des Holzes entspricht der Form des Containers, hervorgehoben sind dickere Bretter, die mit den Namen großer Hafenstädte beschriftet sind. „Der Name ,Meeresbummler’ erinnert bewusst an den Begriff ,Weltenbummler’ und soll eine gewisse Behäbigkeit ausstrahlen“, sagt Julia Kohler. Der Container sei ja auf den Weltmeeren unterwegs gewesen, bevor er zum Hotelzimmer wurde. Über seine Seriennummer sei nachvollziehbar in welchen Häfen er in seinen letzten beiden Dienstjahren registriert wurde. Nettes Detail: Die Koordinaten dieser Hafenstädte sind mit einer stilisierten Landkarte auf die Wand gegenüber der Dusche aufgeklebt.
Theoretisch könnte der Meersbummler auch als komplette Wohnung mit einer kleinen Küche eingerichtet werde. „Es sind unvorstellbar viele Varianten möglich“, sagt Julia Kohler. Denkbar sei beispielsweise, ein Studentenwohnheim aus Containern zu bauen.
Mitarbeiter der Firma Knoblauch können übrigens im Meeresbummler übernachten. „Wir sammeln dadurch Erfahrungswerte, die in die Weiterentwicklung des Prototyps fließen können“, sagt Projektleiter Christfried Schneider.