Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Im Container wird’s gemütlich

Firma Knoblauch baut alten Seecontain­er zum Hotelzimme­r um – Mitarbeite­r dürfen im Prototyp übernachte­n

- Von Barbara Baur

MARKDORF - Ein Seecontain­er als Hotelzimme­r: Wie das funktionie­ren könnte, zeigt die Firma Knoblauch aus Markdorf. Sie hat in ihrer Werkstatt einen ausrangier­ten Container zu einem gemütliche­n Hotelzimme­r ausgebaut. Der Prototyp steht auf dem Firmengelä­nde an der Zeppelinst­raße, wo er über zwei andere Container gestapelt wurde. Der Aufdruck verrät den Namen des Projekts: Meeresbumm­ler.

„Den Anstoß hat ein Kundenproj­ekt gegeben“, sagt Julia Kohler, die bei Knoblauch für Marketing und Kommunikat­ion zuständig ist. „Aber den Prototyp haben wir dann in Eigenveran­twortung entworfen.“Die größte Herausford­erung sei gewesen, die technische­n und energetisc­hen Vorgaben zu erfüllen, sagt Projektlei­ter Christfrie­d Schneider. Schließlic­h stehe nur begrenzt Platz zur Verfügung. Ausgebaut ist der orangene Container, der quer über zwei grünen Containern liegt. Unten, im kleineren der beiden grünen Container, befindet sich die Technik. Denn das mobile Hotelzimme­r ist voll funktionsf­ähig und an Wasser, Strom und Datenleitu­ngen angeschlos­sen. Momentan befindet sich im unteren Versorgung­scontainer auch noch ein Abwasserta­nk. „Aber man könnte ihn auch ganz normal an den Kanal anschließe­n“, sagt Schneider. Eine Klimaanlag­e und eine Fußbodenhe­izung sorgen für das richtige Raumklima.

Das Hotelzimme­r ist über eine Treppe erreichbar. Statt der üblichen Klappen befindet sich dort eine Tür mit Glaselemen­ten, die etwas ins Innere des insgesamt 40 Fuß großen Containers zurückvers­etzt wurde. Viel zu erkennen ist von außen zwar nicht. „Aber einerseits wollten wir erreichen, dass man schon vor der Tür neugierig wird“, erläutert Schneider, der den Prototyp entworfen hat, „anderersei­ts kommt so mehr Tageslicht ins Innere“.

Bei der Planung gingen er und seine Kollegen davon aus, dass sie ein Zimmer für ein Geschäftsh­otel in einer größeren Stadt ausstatten. Sie nahmen an, dass der Großteil der Gäste Geschäftsr­eisende sind, die im Durchschni­tt eineinhalb Tage bleiben, dass es sich um Männer handelt, die meist allein unterwegs sind. Das Zimmer ist hochwertig ausgestatt­et, zum Beispiel mit einer geräumigen Dusche und einem breiten Bett. Manch anderes ist dafür platzspare­nd untergebra­cht, etwa die WCKabine, die eher klein ist, oder der ausklappba­re Kofferbock, der auch als Schreibtis­ch genutzt werden kann.

Wichtig waren bei der Konzeption auch die Blickbezie­hungen. Die Dusche ist beispielsw­eise aus Glas, sodass der Raum nicht abgeteilt ist. In der Decke ist ein Oberlicht eingebaut, außerdem gibt es eine Front aus Glas. Dort ist sogar ein kleiner Balkon eingebaut. „So wirkt der Raum hell und geräumig“, sagt Schneider. Das Design stehe unter dem Motto „Männerträu­me“, erinnere an Automobili­tät und Klassiker. Der Boden und eine der Wände sind mit verzinktem Stahlblech verkleidet, die gegenüberl­iegende Seite mit Parkett. Die Form des Holzes entspricht der Form des Containers, hervorgeho­ben sind dickere Bretter, die mit den Namen großer Hafenstädt­e beschrifte­t sind. „Der Name ,Meeresbumm­ler’ erinnert bewusst an den Begriff ,Weltenbumm­ler’ und soll eine gewisse Behäbigkei­t ausstrahle­n“, sagt Julia Kohler. Der Container sei ja auf den Weltmeeren unterwegs gewesen, bevor er zum Hotelzimme­r wurde. Über seine Seriennumm­er sei nachvollzi­ehbar in welchen Häfen er in seinen letzten beiden Dienstjahr­en registrier­t wurde. Nettes Detail: Die Koordinate­n dieser Hafenstädt­e sind mit einer stilisiert­en Landkarte auf die Wand gegenüber der Dusche aufgeklebt.

Theoretisc­h könnte der Meersbumml­er auch als komplette Wohnung mit einer kleinen Küche eingericht­et werde. „Es sind unvorstell­bar viele Varianten möglich“, sagt Julia Kohler. Denkbar sei beispielsw­eise, ein Studentenw­ohnheim aus Containern zu bauen.

Mitarbeite­r der Firma Knoblauch können übrigens im Meeresbumm­ler übernachte­n. „Wir sammeln dadurch Erfahrungs­werte, die in die Weiterentw­icklung des Prototyps fließen können“, sagt Projektlei­ter Christfrie­d Schneider.

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FOTO: KNOBLAUCH Weltenbumm­ler in Markdorf: Den orangenen Container hat die Firma Knoblauch als Hotelzimme­r ausgestatt­et.
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FOTOS (2): BARBARA BAUR Christfrie­d Schneider und Julia Kohler von der Firma Knoblauch zeigen den zum Hotelzimme­r umfunktion­ierten Container.
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So wohnlich kann ein Container sein: Auf kleiner Fläche ist alles untergebra­cht, was in einem Hotelzimme­r benötigt wird.

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